Heiligenhaus. . 50 Jahre wird das Heiligenhauser IKG. Viel hat sich getan in der Zeit. Die Schüler sollen Freiraum bekommen und ihre Stärken entdecken.

In der Schule, da lerne man fürs Leben, heißt es. Am Kant-Gymnasium ist das nicht nur eine Floskel, denn hier, so erklärt die Direktorin Britta Berschick, werde man nicht nur auf das Abitur vorbereitet. Was das bedeutet und wie Schüler, Lehrer und Schulpflegschaft das Schulleben bewerten, darum geht es in dieser Folge unserer Serie 50 Jahre IKG.

Britta Berschick ist die Schulleiterin des Immanuel-Kant-Gymnasiums.
Britta Berschick ist die Schulleiterin des Immanuel-Kant-Gymnasiums. © Carsten Klein

Das Abitur machen zu können, das war früher nur an einem Gymnasium möglich. Mittlerweile, so Berschick, sei das kein Alleinstellungsmerkmal mehr: „Bei uns erwirbt man aber eben nicht nur die Hochschulzugangsberechtigung, Abitur haben heute ja viele. Bei uns erwirbt man die Studienabschlussfähigkeit.“ Das heiße konkret: „Ziel ist es, die Schüler auf das Studium vorzubereiten, so dass man es nicht nur beginnt, sondern auch erfolgreich abschließen kann.“

Freie Entfaltung statt konkreter Pläne

Das sei eben die tradierte Klassik des Gymnasiums, auch im Gegensatz zur Lehre an der Gesamtschule, zu der es rein sachliche Unterschiede gebe. „Bei uns ist die zweite Fremdsprache bis zum Abi verpflichtend. Außerdem wird bei uns wissenschaftsbezogen gelernt, um auf das Studium vorzubereiten“, erklärt Berschick. „Und wir unterrichten jedes Fach einzeln, also wissenschaftspropädeutisch, von der Sekundarstufe eins an.“ So würden die Schüler von jedem Fach einen separaten Eindruck gewinnen und ein breites Wissen erlangen, mit dem sie später vieles machen könnten.

Doch wichtig ist Berschick, dass der Unterricht dabei nicht von oben herab stattfindet. Stellte sich der erste Direx Guthardt den Eltern stets vor mit den Worten „Ich bin gut, aber hart“, ist es Berschick heute wichtig, für eine entspannte Lernatmosphäre zu sorgen. „Die Kinder sollen sich hier finden können. Man muss ihnen den Raum geben, sich zu entfalten.“ Das sage sie auch stets den Eltern, die ihr Kind anmelden und schon konkrete Pläne im Hinterkopf haben, wie Jura oder Medizin. „Dann sage ich den Eltern, sie sollen dem Kind doch die Möglichkeit geben, seine Stärken zu entdecken. Vielleicht wird es ja ein toller Musiker, der an der Folkwang-Hochschule studiert.“

Gegenseitiger Respekt ist wichtig, findet der stellvertretende Schulleiter Dirk Wirtz..
Gegenseitiger Respekt ist wichtig, findet der stellvertretende Schulleiter Dirk Wirtz.. © Carsten Klein

Viele Schulen spezialisieren sich mittlerweile

Das IKG zeichne nämlich gerade die Vielfalt aus. „Es gibt ja viele Schulen, die sich spezialisieren, sportlich, bilingual, naturwissenschaftlich, doch das breite Angebot ermöglicht auch erst die ideale Entfaltung.“ Viele Schüler würden ein sehr gutes Abitur ablegen, „die haben es dann schwer, aus dem vielen, was sie können, ihr Ding zu finden.“ Anders sei dies bei Schülern, die einen klaren Schwerpunkt schon durch ihre Leistungen erkennen könnten. Die Schullandschaft habe sich aber verändert, sei stärker auf Leistung aus. „Wir nehmen viel an Wettbewerben teil“, so Britta Berschick – und das auch mit großen Erfolgen.

Die Schüler können Musikinstrumente kennenlernen, sich künstlerisch entfalten. „Jeder Schüler soll seine Stärken entdecken und ausleben können“, erklärt Direktorin Britta Berschick. Bei einer Qualitätsanalyse habe man dem IKG attestiert, dass die Wiederholerquote unterhalb der Quote im Kreis Mettmann und in NRW liege. Mit jedem Kind führe sie bei der Aufnahme ein ausführliches Gespräch, um zu sehen, ob es passt. „Wir haben wohl auch deswegen keine hohe Abbrecherquote und nur wenige, die das Abitur nicht schaffen.“

Gegenseitige Wertschätzung

Das Kollegium ist ausgewogen.
Das Kollegium ist ausgewogen. © Carsten Klein

Das IKG mache nicht nur das Ziel aus, gemeinsam zu lernen, sondern auch der ausgewogene Lehrer-Mix, sowohl was die Geschlechterverteilung als auch den Altersdurchschnitt betreffe. Es gibt viele junge Lehrer, „vielen Schulen fehlt jedoch gerade der Mittelbau zwischen 30 und 45 Jahren“, erklärt Berschick und ihr Stellvertreter Dirk Wirtz ergänzt: „Man lernt mit den Jahren und wird gelassener. Und entspannter bei Neuerungen.“ Das Lehrerzimmer sei heute viel mehr Ort des Austauschs, „jeder Lehrer hat eben eine andere Methodik.“

Die Lernatmosphäre schätzen sie, berichten die Schüler Ida Sander (Abiturientin), Hendrik Geis, der im nächsten Jahr Abi machen möchte, und Johanna Holzer, die vor einem Jahr ihr Abi gemacht hat. „Es ist eine sehr entspannte Lernatmosphäre, schon fast witzig. Man hat keine Angst, vor allem kann man immer auch die Lehrer ansprechen und um Hilfe bitten“, so Geis.

Drei Jahre Abitur: Ida Sander (r.) macht es dieses Jahr, Johanna Holzer hat es im letzten Jahr gemacht. Hendrik Geis möchte sein Abi 2019 machen.
Drei Jahre Abitur: Ida Sander (r.) macht es dieses Jahr, Johanna Holzer hat es im letzten Jahr gemacht. Hendrik Geis möchte sein Abi 2019 machen. © Carsten Klein

Konflikte werden gemeinsam gelöst

Er stellt die gegenseitige Wertschätzung zwischen Lehrern und Schülern und auch unter den Schülern als Besonderheit am IKG heraus. Ida Sander findet sogar: „Ich würde gerne noch ein Jahr länger bleiben“, Johanna Holzer ergänzt: „Es war eine schöne Zeit, zurück kommt man gerne.“

Natürlich gebe es auch heute immer noch Konflikte, „die sind aber überschaubar“, findet Abiturientin Ida Sander. Dann gebe es mal Stundenprotokolle von den Lehrern. Kracht es zwischen den Schülern, gebe es eine Streitschlichtung. Bevor es zum Direx geht mit einem Problemfall, müsse schon einiges passieren. „Dann holen wir auch die Schülervertretung und die Schulpflegschaft mit an Bord“, so Britta Berschick.

Die eigene Kollektion ist der Renner

Mittlerweile gebe es auch eine eigene Schulkollektion, „die wird sehr gerne getragen“, weiß Berschick. Dass Schüler nicht freiwillig in der Vergangenheit IKG-Klamotten getragen hätten, berichtet Jörg Potthaus. „Da gab es außerschulisch nichts anderes als Sport-AGs.“ ein Gemeinschaftsgefühl, wie es nun vorhanden sei, habe sich erst in den letzten Jahren entwickelt.

Nett ist es geworden, in dem Innenhof zwischen Hauptgebäude und Sporthalle.
Nett ist es geworden, in dem Innenhof zwischen Hauptgebäude und Sporthalle. © Katrin Schmidt

Viel hat sich also verändert, aber manche Dinge werden immer bleiben, so Dirk Wirtz: „Ich nenne es den Wandel der Zeit. Die Oberstufenschüler sagen jedes Jahr: ‘Die jetzigen Fünfer sind viel frecher und respektloser als wir es waren’, dabei muss ich sagen, hat sich das nicht besonders verändert in den Jahren.“ Da müssen dann auch die Schüler schmunzeln, „ja stimmt, wir hatten mehr Respekt vor den Großen, glaube ich“, findet Hendrik Geis. Immer gebe es auch die Schüler, die sich in den Pausen in der Schule aufhalten, „das sind dann immer die Gleichen, die auf der Heizung sitzen“, so Wirtz lachend. Und auch das für die Unterstufenschüler verbotene in die Stadt gehen sei nach wie vor ein beliebtes Katz-und-Maus-Spiel zwischen Lehrern und Pennälern, so Britta Berschick.

Fazit: Es ist offensichtlich gut, dass sich auch am IKG die Zeiten geändert haben, für ehemalige Schüler doch auch schön zu hören: Manches wird immer so bleiben. Und manchmal kommt Altes auch wieder: „Wir werden zu G9 zurückkehren“, so Berschick.

>>> VIELE TERMINE STEHEN DIESES JAHR AN

  • Viele Termine hat das IKG für das Jubiläumsjahr auf die Beine gestellt. Vor den Sommerferien gibt es noch tolle, kulturelle Veranstaltungen. Im Juni (7./8.) führt der Literaturkurs ein Stück von Ad de Bond auf (Infos dazu folgen), es gibt ein Sommerkonzert mit Kunstausstellung (26.) sowie das Schulfest (29.). Am 1. Juni spielt dann noch die Big Band des IKG mit dem Ausbildungsmusikkorps der Bundeswehr.
  • Gefeiert wird dann am 6. Oktober beim Jubiläumsball, davor findet am 22. September ein Ehemaligentreffen statt. Und am 12. Oktober gibt es den offiziellen Festakt.