Kreis Mettmann. . Laut einer Studie ist jeder vierte Einwohner in einen Rechtsstreit verwickelt. Wenn es Dispute gibt, dann vor allem im privaten Bereich.

Jeder vierte Einwohner im Kreis Mettmann ist in einen Rechtsstreit verwickelt. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Rechtsschutzversicherers Advocard, der seine Streitfälle untersucht hat. Demnach gehören sie zu den Streitlustigen in Deutschland. Denn pro hundert Einwohner zählt die Studie 28,7 Streitfälle. Damit liegt der Kreis deutlich über dem Bundesschnitt von 25,1 Fällen, aber im Landesschnitt (28,8) – und ist nicht in der Top zehn vertreten, anders als Düsseldorf, Essen und Wuppertal.

Rechtsstreitigkeiten im Kreis Mettmann laut der Advocard-Studie.
Rechtsstreitigkeiten im Kreis Mettmann laut der Advocard-Studie. © hh

Wenn die Menschen vor Gericht zogen, ging es größtenteils um Privates, etwa um Ärger bei der Scheidung, beim Erbe oder im Urlaub. Der Anteil macht 38,3 Prozent aus. Diese Tendenz beobachtet in Heiligenhaus auch die Schiedsfrau Birgit Lambers, die für Hetterscheidt und die Vogel- und Baumviertel zuständig ist. Oft gehe es „beim Krieg am Maschendraht um die Nachbarschaft“, um Bäume, deren Äste über den Gartenzaun hängen oder um ruhestörenden Lärm.

Streitwerte sind oft gering

In Nordrhein-Westfalen sind von der Beleidigung bis zur leichten Körperverletzung zunächst die Verfahren bei den Schiedsleuten vorgeschaltet. „Jedes Gerichtsverfahren hat einen Gewinner und einen Verlierer. Und niemand verliert gerne.“ Die Chance, dass wieder ein nachbarschaftliches Verhältnis möglich ist, sei nach einem Schiedsverfahren ungleich größer als nach einem Gerichtsurteil.

Birgit Lambers Erfahrungen in Heiligenhaus decken sich zudem mit anderen Befunden der Studie. So geht es vor allem um Streitwerte unter 2000 Euro (68,4 Prozent) und besonders streitlustig ist die Altersgruppe von 46 bis 55 Jahren (28,3 Prozent), gefolgt von den 36- bis 45-Jährigen (24,8 Prozent).

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Männer pochen öfter auf ihr Recht

Dagegen selten tragen junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren ihre Dispute vor einem Richter oder einer Schiedsfrau aus (2,5 Prozent). Das liege aber auch daran, weiß Lambers, dass junge Leute meist weniger Eigentum hätten und oft recht gelassen seien. Jedoch werden im bundesweiten Langzeitvergleich die Konfliktparteien jünger. So waren im Jahr 2002 Erwachsene unter 36 Jahren für nur 3,1 Prozent aller Fälle verantwortlich – inzwischen sind es bereits 23,7 Prozent. Auffällig ist zudem, dass vor allem Männer im Kreis prozessieren. Auf sie gehen über zwei Drittel der Fälle zurück.

Was der Streitatlas jedoch nicht festhält, hat Birgit Lambers für Heljens erkannt: „Im Winter wird nicht gestritten. Erst wenn der Grill angefeuert wird oder die Tannenzapfen des Nachbarn aufs Grundstück fallen.“

>>> Für den Streitatlas sind über 1,7 Millionen Fälle ausgewertet

  • Bei „Deutschlands großem Streitatlas“ handelt es sich um die mittlerweile dritte Auflage, einer Advocard-Studie, die 2013 erstmals durchgeführt wurde. Seitdem sind nach eigenen Angaben insgesamt 1,7 Millionen Streitfälle ausgewertet worden, die an den Rechtsschutzversicherer gemeldet wurden.
  • Diese Fälle sind nicht zwangsläufig alle vor Gericht gelandet, sondern vorher durch Anwälte der Streitparteien oder durch Mediatoren geklärt worden.
  • Weitere Infos zu der Studie gibt es auf www.advocard.de/streitlotse/deutschlands-grosser-streitatlas .