Heiligenhaus. . Birgit Lambers folgt Elke Lohmeier im Amt der Schiedsfrau. Kollege Horst Hendele unterstützt die neue Ehrenamtlerin bei ihren ersten Fällen.

Wenn zwei Menschen sich streiten, sollte sich eigentlich kein Dritter freuen. Vielmehr sollten sich beide Parteien gütlich einigen und möglichst nicht die Gerichte bemühen müssen. Da dies bei verhärteten Fronten und allzu viel hoch gekochten Emotionen meist schwierig ist, hat der Gesetzgeber das Schiedsamt eingerichtet.

Dies wird ausgeübt von einem Ehrenamtler, der zum Beispiel Streitigkeiten unter Nachbarn regelt, bei Beleidigungen oder auch kleinen Tätlichkeiten in Aktion tritt. Oft bringt ein Gespräch im Beisein einer Schiedsfrau bzw. eines Schiedsmannes schon die Lösung in einem Konflikt.

Heiligenhaus ist in zwei Schiedsbezirke aufgeteilt – grob gesagt: in Ost und West. Horst Hendele betreut seit 2004 den westlichen Bereich und ist in diesem Job ein alter Hase. Er bestätigt: „In den meisten Fällen sind es wirklich die Nachbarn, die jahrelang in Eintracht zusammengelebt haben. Und dann führt ein Ereignis plötzlich zum Zwist und zu unversöhnlichen Gegensätzen.“ Manchmal reiche ein Gespräch oder ein Schreiben, um die Wogen zu glätten. „Es geht um Ausgleich und eine tragfähige Lösung. Denn in der Zukunft werden die Kontrahenten ja immer noch Nachbarn sein.“

„Ich verstehe es als Möglichkeit, das Ende des Konfliktes selbst zu gestalten. Denn eine Schiedsperson ist ja kein Richter“, sagt Birgit Lambers. Für sie ist das Schiedsamt noch Neuland. Gerade erst hat sie die ersten Schulungen und Seminare absolviert, die sie mit den juristischen Grundlagen des Amtes vertraut machen. Sie wird zunächst bei Horst Hendele hospitieren, wenn im östlichen Gebiet Fälle an sie herangetragen werden. Was hat sie motiviert, sich als Nachfolgerin von Elke Lohmeier für dieses Amt zu bewerben? „Ich habe schon lange nach einem Ehrenamt gesucht“, sagt die Psychotherapeutin, die vor sechs Jahren mit ihrem Mann von Essen nach Heiligenhaus zog. Gebürtig ist sie aus Norddeutschland. Dass der Niederberger gelegentlich ein Dickkopf ist, weiß sie aus der beruflichen Praxis. „Auf die Couch muss bei mir aber keiner. Es sei denn, er will“, sagt sie lachend über ihre künftige Schiedstätigkeit. Ihre Beratungsgespräche werde sie nämlich durchaus im Büro abhalten.

Die Ansprechpartner

Heiligenhaus ist in zwei Schiedsamtsbezirke aufgeteilt. Die Schiedspersonen vertreten sich gegenseitig.

Für die Ilpen, Wassermangel, Nonnenbruch, Isenbügel und den unteren Innenstadtbereich ist Horst Hendele, 02056/21733, zuständig. Heide, Hetterscheidt, Dümgesweg, Tüschen, oberer Innenstadtbereich und Malerviertel betreut nun Birgit Lambers, 02056/58 44 80.

Horst Hendele bevorzugt dagegen das Ambiente des heimischen Wohnzimmers: „Zunächst geht es darum, die Emotionen von Wut und Kränkung herauszulassen.“ Danach versuche er, eine sachliche Ebene herzustellen.

Die außergerichtliche Streitschlichtung ist eine unbürokratische Form, aber sie hat Rechtsverbindlichkeit. „Den Titel auf den Vergleich hat man 30 Jahre“, berichtet Lambers. Überprüft wird der Fall stets vom Amtsgericht. Sollte die Schiedsperson aber keine Einigung herbeiführen können, gibt es eine Erfolglosigkeitsbescheinigung. Die wird dann bei einer Klage vorgelegt.