Heiligenhaus. . In einem einstigen Industriekomplex in Heiligenhaus haben sich Musiker eingemietet und proben dort für Auftritte. Sie spielen Metal bis Schlager.

In einem Firmenkomplex, wo früher Schlösser und Beschläge produziert wurden, dröhnt jetzt knüppelharter Heavy Metal durch die Flure, doch auch Schlagerbarden üben dort für Auftritte und Aufnahmen. „Derzeit proben hier elf Bands aus ganz verschiedenen Musikrichtungen“, sagt Immobilienverwalterin Steffi Krings. Die Proberäume in Heiligenhaus seien sehr begehrt und die Nachfrage groß. Daher habe Krings immer eine gut gefüllte Warteliste.

Bassist Dietmar Nieder macht Hardcore und Thrash Metal mit seinen Kumpels von der Band True Riot. In einem anderen Raum ist er zudem Autoschrauber.
Bassist Dietmar Nieder macht Hardcore und Thrash Metal mit seinen Kumpels von der Band True Riot. In einem anderen Raum ist er zudem Autoschrauber. © Heinz-Werner Rieck

Dietmar Nieder, Gitarrist der Hardcore-Band True Riot, kommt gerne in seinen Proberaum, nicht nur, weil der Sound gut sei, sondern auch wegen der Nachbarschaft. „Wir kennen uns hier alle, zumindest genre-intern“, sagt Nieder, an schönen Sommertagen werde zudem ab und an der Grill zusammen angefeuert. Und wenn Hilfe gebraucht wird, etwa weil mal eine Rolltür klemmt, sind die Nachbarn sofort zur Stelle. Außerdem sei die Betreuung durch Steffi Krings hervorragend und die Räume des Industriegebäudes stets trocken und gleich warm, egal ob Winter oder Sommer.

Nachbarn sind Autoschrauber und Handwerker

„Wir haben alles liebe Mieter“, bestätigt Krings und meint nicht nur die Musiker. Denn in dem gut 3000 Quadratmeter großem Komplex gibt es auch Werkstätten für Autoschrauber und Hobbyhandwerker, Studios für Tätowierer und Fotografen, viele Lagerräume und Büros, aber auch Ausgefallenes wie einen Raum, in dem der Mieter Puzzles zusammensetzt.

Die Jungs der Metalkapelle Backfired Hate
Die Jungs der Metalkapelle Backfired Hate © Heinz-Werner Rieck

Doch mit elf Proberäumen, die zwischen zwölf und 35 Quadratmetern groß sind, ist der Komplex schon eine wichtige Schlagader für örtliche Kultur. So trifft sich etwa die Metalband Backfired Hate dort, um sich auf ihren Gig im Club (13. Oktober, 20 Uhr) vorzubereiten. „Wir kommen leider nur noch zum Arbeiten hierher und nicht mehr zum Jammen“, sagt Mathias Ernst, und Bandkollege Christian Johne ergänzt: „In der Schulzeit war das anders, aber jetzt sind wir alle berufstätig.“ Da müsse man die wenige Zeit im Proberaum optimal nutzen und Vollgas geben, gerade vor einem Konzert. Nach getaner Arbeit, da sind sich beide einig, darf aber mit einem Bier angestoßen werden. So viel Zeit müsse sein.

Sängerin will an Fernsehauftritte anknüpfen

„Derzeit proben hier elf Bands aus ganz verschiedenen Musikrichtungen“: Immobilienverwalterin Steffi Krings freut sich, dass der Gebäudekomplex von Musikern und anderen nachgefragt und genutzt wird,
„Derzeit proben hier elf Bands aus ganz verschiedenen Musikrichtungen“: Immobilienverwalterin Steffi Krings freut sich, dass der Gebäudekomplex von Musikern und anderen nachgefragt und genutzt wird, © Heinz-Werner Rieck

Zum anschließenden Klönen setzen sich auch die Mitglieder der Band Wer zusammen, nachdem sie ihren Deutschrock und -pop geschmettert haben. Dafür haben sie extra ihre Proben auf Freitagabende gelegt. „Die Band ist quasi unsere Familie“, sagt Bassist Wolfgang Bertram. Doch sie wächst gerade neu zusammen, weil kürzlich einige Musiker ausgeschieden und ersetzt worden sind. Mit Spaß arbeiten alle Bandmitglieder, alte wie neue, derzeit an ihrem Repertoire. „Wir spielen nur eigene Kompositionen mit eigenen Texten“, sagt Sängerin Angela Glindemann, die in den 80ern mit ihrer früheren Band Lichtblick im Fernsehen auftrat, etwa beim Rockpalast (1983).

„Wir wollen demnächst auftreten“, ergänzt Glindemann. Dieses Ziel schweiße die Musiker zusammen und helfe dabei, konzentriert zusammen zu arbeiten.

„Wir sind hier fast schon eine Community“

Die Rockband Creep nutzt die Räume in dem alten Industriekomplex ebenfalls seit Jahren und schätzt das Miteinander der Nachbarn: „Wir sind hier fast schon eine Community“, sagt Gitarrist Michael Erbe. Doch tatsächlich kennen sich noch nicht alle elf Bands, die alle nebeneinander in Heiligenhaus proben. Dafür ist der Industriekomplex dann doch zu groß.

Groß, aber komplett vermietet. So sei nicht geplant, weitere Räume für Bands einzurichten. Auch solle keine Schrauberwerkstatt für eine Konzerthalle weichen. „Es soll alles so bleiben, wie es jetzt ist“, sagt Immobilienverwalterin Steffi Krings. „Damit sind wir sehr zufrieden, und unsere Mieter auch.“