Heiligenhaus. . Wenn der Notruf geht, muss es nicht immer brennen. Wie sich die Heiligenhauser Freiwilliger Feuerwehr auf alle möglichen Einsätze vorbereitet.

Es ist 19 Uhr, Feuerwehrleiter Ulrich Heis ruft über den Lautsprecher alle anwesenden Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen zum Antritt zusammen. Die vier Löschgruppen der zwei Löschzüge stellen sich auf, hören, was der Chef zu sagen hat, bevor sie den ganzen Freitagabend üben werden, was im Ernstfall zu tun ist.

An diesem Abend erhält Robin Reuschel von seinen Gruppenführern der Löschgruppe 1 all sein Equipment, was ein Feuerwehrmann eben braucht (WAZ berichtete). Denn das wird komplett von der Feuerwehr beziehungsweise der Stadt Heiligenhaus bezahlt: Ob Schuhe, Klamotten, Helm oder die technische Ausstattung. „Unsere Feuerwehr besteht nur aus Ehrenamtlern, die Stadt stellt die komplette Ausrüstung“, erklärt Nils Vollmar, Pressesprecher der Freiwilligen Feuerwehr. Auch alle nötigen Lehrgänge und Fortbildungen werden von der Stadt bezahlt.

Vier Umschläge mit vier Übungen

Die Löschgruppe 1 bei ihrem Übungsabend in der Feuerwehrwache.
Die Löschgruppe 1 bei ihrem Übungsabend in der Feuerwehrwache. © Heinz-Werner Rieck

Während die Kameraden sich umziehen, haben die Gruppenführer schon eine Menge vorbereitet. Nils Vollmar hält vier Umschläge in der Hand, einen davon darf Glenn Klar ziehen. „Hier sind nun vier mögliche Einsatzübungen, geöffnet werden darf der Brief erst, wenn ich das okay dazu gebe“, erklärt Vollmar, der gemeinsam mit Klar die Löschgruppe leitet. Die Gruppe ist bereit, setzt sich ins Einsatzfahrzeug und die Mannschaft fährt los. Wartet am Parkplatz des Heljensbads, dass die Übung losgeht. Was wird es dieses Mal sein? Vorbereitet sind sie, wie im Ernstfall, auf alles.

Schon das Besetzen des Fahrzeugs will geübt sein, denn pro Einsatzgruppe rücken neun Personen aus. „Der Platz, an dem man sitzt, ist auch einer bestimmten Funktion zugewiesen. Also ob ich dann im Angriffs-, im Wasser- oder im Schlauchtrupp bin, leitet sich daraus ab“, erklärt Vollmar die Besetzung. Ganz schön eng wird es in dem Auto, mit der kompletten Montur an ist der Platz begrenzt. Vorne sitzt der Gruppenführer neben dem Maschinisten, dem Fahrer, der aber auch weitere Aufgaben im Einsatz haben wird.

Einsatz wie bei einem echten Unfall

Für einen kurzen Moment ist es nun still in der Wache an der Friedhofsallee, doch Nils Vollmar ist bereits mit den Vorbereitungen zum nun folgenden Übungseinsatz beschäftigt. Und obwohl es nur eine Übung ist, herrscht eine gewisse Anspannung. „Es muss alles genauso gemacht werden, als ob es ein echter Fall ist“, klärt Vollmar auf. Und instruiert die heutigen Hilfsschausteller Bastian Wittkämper und Rolf-Dieter Ruhrmann, was sie gleich zu tun haben. Ruhrmann ist ganz gelassen, war er, bis er vor kurzem in die Ehrenabteilung überstellt wurde, doch selber jeden zweiten Freitag bei den Übungen dabei. Auch Bastian Wittkämper wirkt ganz locker, obwohl er gleich ein Opfer spielen muss. Und die Rolle spielt er so gut, dass die Wehrleute später noch ordentlich ins Schwitzen kommen werden.

Statist Bastian Wittkämper (Mitte) soll bei der Atemschutzübung das Opfer spielen, das gerettet werden muss. Hier sind Patrick Kanonenberg und Niklas Madeia bei der Rettung.
Statist Bastian Wittkämper (Mitte) soll bei der Atemschutzübung das Opfer spielen, das gerettet werden muss. Hier sind Patrick Kanonenberg und Niklas Madeia bei der Rettung. © Heinz-Werner Rieck

Bastian Wittkämper ist zum dritten Mal bei einem Übungsdienst dabei. „Ich war bislang beim DRK aktiv, das Gen, zu helfen, das ist einfach in einem drin“, erklärt er. Da er sich auch sehr für das Technische begeistere, überlegt er nun, der Freiwilligen Feuerwehr beizutreten. Doch nun muss er erstmal im Keller der Wache im Trockenraum Stellung beziehen, während Nils Vollmar sogar die Nebelmaschine anwirft, um die Situation so realistisch wie möglich zu gestalten. Heute stehen nämlich Atemschutznotfallübungen an. Dabei soll nicht nur der Angriffstrupp unter Atemschutz trainieren, Vollmar wird ein besonderes Augenmerk auf den Sicherheitstrupp legen, der im Notfall die eigenen Kameraden retten muss.

Einige Hürden in Übung eingebaut

Die Atemschutzmaske muss immer von dem Kameraden angeschlossen werden aus Sicherheitsgründen.
Die Atemschutzmaske muss immer von dem Kameraden angeschlossen werden aus Sicherheitsgründen. © Heinz-Werner Rieck

Der Übungsfall heißt heute „Ausgelöste CO2-Löschanlage“. Bastian Wittkämper ist, so die Übung, im Serverraum seiner Firma zusammengeklappt, der Alarm ist lautstark zu hören, Warnschilder sind aufgestellt. „Kohlendioxid ist unsichtbar. Wenn die Kollegen jetzt also den Raum betreten würden ohne Maske, würden sie sofort umfallen, da hier bereits alles CO2-geflutet wäre“, erklärt Vollmar die erste Hürde. Die Gruppe kommt mit Blaulicht, hält am Seiteneingang der Wache. Einsatzleiter Glenn Klar erkundigt sich bei Statist Ruhrmann nach dem Fall, schickt den Melder um das Gebäude, um mögliche weitere Eingänge zu entdecken. Klar macht alles richtig: Er fragt den Hausmeister nach einem Schlüssel, informiert seine Mannschaft, der Angriffstrupp macht sich mit Atemschutz und Wasserrohr ausgerüstet startklar. Dann folgt noch der Hinweis: Es riecht nach Zitrone. Ein Zeichen für Kohlendioxid – der Geruch wird den Löschanlangen beigemischt, damit das Gas im Notfall durch Personen wahrgenommen werden kann.

Vollmar beobachtet alles ganz genau, vor allem aber den Trupp, der sich zusätzlich mit Atemschutz ausrüstet. „Das ist auch ein Knackpunkt, denn laut Vorschrift muss ein Sicherheitstrupp genauso ausgestattet sein, wie der Angriffstrupp, wenn er in den Einsatz geht“, erklärt Vollmar. Schließlich müssen für den Fall der Fälle die eigenen Kameraden schnellstmöglich gerettet werden können. Zunächst verlegen die Kameraden die Wasserleitung und rüsten sich erst dann auf. „Das hätte man auch andersherum machen können“, meint Vollmar.

Nach der Übung wird geredet

Ganz schön anstrengend ist es für die beiden Feuerwehrmänner, den Statisten aus dem angeblichen Gefahrenbereich zu retten.
Ganz schön anstrengend ist es für die beiden Feuerwehrmänner, den Statisten aus dem angeblichen Gefahrenbereich zu retten. © Heinz-Werner Rieck

Insgesamt läuft es gut: Der Angriffstrupp deutet alles soweit richtig, geht umsichtig vor, kann das Opfer finden und retten. „Ich nehme gerne Statisten für die Übungen, denn die Puppe würden die Jungs jetzt einfach die Treppe hochziehen“, berichtet Vollmar schmunzelnd. Und so ist es auch, gesteht Niklas Madeia: „Es war schon echt anstrengend, wir haben ihn dann zumindest halb bis auf die Treppe getragen und dann Hilfe angefordert.“ Die kam auch schnell, so dass Bastian ohne Blessuren davon kam.

Die Gruppe steht zusammen, erholt sich, denn anstrengend sind Übungen und Einsätze für alle Beteiligten. Schon alleine das Verlegen der Wasserleitung vom Wagen oder Hydranten an die Einsatzstelle ist nicht mal eben gemacht. Faszinierend ist, dabei zuzusehen, wie jeder einzelne seinen Job macht, mit welcher Ruhe, aber Konzentration, bei jedem Schritt vorgegangen wird. Das beruhigt im Hinblick darauf, dass man selber mal vielleicht die 112 rufen muss. Ob solche Übungen wichtig sind? „Auf jeden Fall“, findet Jörg Schuster, der bei der zweiten Übung der Gruppe vorsteht. Und selber im Anschluss erörtert, was er hätte besser oder anders machen können. „Wir haben Lehrgänge und Schulungen, aber dadurch, dass wir hier regelmäßig üben, ist man eben routinierter. Und für den Ernstfall vorbereitet.“

Nach der Übung stehen alle zusammen, um über das Vorgehen der Gruppe zu sprechen.
Nach der Übung stehen alle zusammen, um über das Vorgehen der Gruppe zu sprechen. © Heinz-Werner Rieck

Helfen kann ansteckend sein

Der Übungsabend ist nun vorbei, aufgeräumt wird von allen, keiner verdrückt sich früher. Anschließend kommen dann alle gemeinsam noch ein wenig im Floriansstübchen zusammen, um nach der schweißtreibenden Arbeit gemeinsam etwas zu trinken, über die Übungen und sonstiges zu reden und zu lachen. Und während Robin Reuschel mit seinen Gruppenführern noch zusammensitzt, um Formalitäten zu klären, verlässt Bastian Wittkämper die Wache, mit einem Zettel in der Hand: „Das ist der Aufnahmeantrag, ich würd mal sagen: Wir sehen uns in zwei Wochen.“ Helfen wollen kann eben ganz schön ansteckend sein.

>>> FEUERWEHR SUCHT NOCH HELFER

  • Zum Übungsdienst kann man am nächsten Freitag, 24. März, um 19 Uhr zur Wache an die Friedhofsallee kommen. Dieser findet alle zwei Wochen statt. Die Jugendfeuerwehr trainiert alle zwei Wochen donnerstags, das nächste Mal am 30. März.
  • Auf waz.de/feuerwehrleben gibt es alle bisherigen weiteren Folgen und Informationen zur Feuerwehr in Heiligenhaus. Die Feuerwehr hat auch eine eigene Facebookseite und eine Homepage: fw-heiligenhaus.de. Infos: 02056/93250.