Heiligenhaus. . Die evangelische Kirche feiert nächstes Jahr 500 Jahre Reformation. Heute beginnt das Jubiläums-Jahr. Alte Kirche erhält neue Luther-Bibel.
- Am Reformationstag startet das offizielle Jubiläumsjahr zu 500 Jahren Reformation
- Noch heute findet man viele von Luthers Sprichworte oder Wortschöpfungen im Sprachgebrauch
- Die evangelische Kirche in Heiligenhaus wird dieses mit vielen Aktionen gestalten und begleiten
Es war der 31. Oktober 1517, der nicht nur wegweisend für die Kirche werden sollte: Martin Luther veröffentlichte seine Thesen an der Wittenberger Schlosskirche und sorgte damit nicht nur bei den dortigen Gelehrten für Aufruhr, sondern in ganz Deutschland. Die evangelische Kirche wurde gegründet, der Buchdruck enorm beschleunigt und sein Luther-Deutsch prägt noch heute unseren Alltag. Am heutigen Reformationstag beginnt das Jubiläumsjahr zu 500 Jahren Reformation.
Und das wird auch bei den Heiligenhausern groß zelebriert. „Wir werden heute unsere neu überarbeitete Luther-Bibel als Altar-Bibel einführen, denn das ist die Standardbibel der Evangelen“, berichtet Pfarrer Horst-Ulrich Müller. Nach 46 Jahren wird die alte Bibel in ihren Ruhestand verabschiedet und durch die neue Heilige Schrift ersetzt. „70 Wissenschaftler haben über sechs Jahre dran gearbeitet. Es ist sprachlich neu, 80 000 Verbesserungsvorschläge hat es gegeben, 15 000 haben es in die neue Fassung geschafft“, berichtet Müller.
Fortschritt und Rückschritt bei der neuen Übersetzung
Neu heiße aber nicht nur moderner, sondern auch zurück zum Ursprung, weiß der Pfarrer: „Das passiert ja immer wieder, das alte Worte der modernen Sprache angepasst wurden.“ Das sei ein Fortschritt, aus Wehmutter wurde so die Hebamme. „Aber wir machen auch einen Rückschritt: Zurück zu Luthers ursprünglicher Übersetzung.“ So wird aus der Schlangenbrut wieder das Otterngezücht. „Das versteht man genauso gut, deswegen kann man das ja dann auch wieder benutzen“, so Müller.
Aus dem „gewaltigen Sturm auf See“ wird so auch das „große Beben im Meer“, so Müller: „In der Geschichte wird Jesus von Wellen überdeckt. Luther nutzte das Wort seismos – und durch die vielen Seebeben in den letzten Jahren ist uns der Begriff heute wieder näher gekommen.“ Das man eine Bibel ständig aktualisiere, hält der Pfarrer für sehr wichtig. „Luther hat sein Leben lang seine eigene Bibelfassung verbessert, weil er ständig neue Erkenntnisse hatte. Und wir führen das nun fort.“
Deutsche Sprache geprägt
Aber Luther habe neben der Bibel in deutscher Übersetzung noch viel mehr für die Sprache getan, berichtet der evangelische Pfarrer: „Er hat mit seiner Übersetzung das komplette deutsch geprägt. Denn auch seine Kritiker mussten diese Sprache benutzen, damit das gelesen wird. Aber noch heute findet man seine Wortwahl in unserer Alltagssprache. Ob es der Sündenbock ist, das Machtwort oder der Geizhals – allesamt stammen aus der Feder Martin Luthers. Müller: „Er hat ein deutsch formuliert, das man überall verstand, ob in Köln oder Bayern. Deswegen wurden seine Schriften so weit verbreitet gelesen. Und der Buchdruck machte es für die katholische Kirche unmöglich, die Verbreitung zu kontrollieren.“
Wie schnell Luther das Neue Testament übersetzte (elf Wochen auf der Wartburg), fasziniert Müller. „Er hatte eine derbe, aber extrem dichterische Sprache. Und eine, die jeder verstand.“ Sie ist bis heute präsent – wie auch einige von Luthers Sprichworte. Viele Gründe für die Kirche, sich seinem Gründer ein Jahr intensiv zu widmen.