Hattingen. Beim Stadtteil-Check vergeben die Hattinger für die medizinische Versorgung sehr unterschiedliche Noten. Der Ist-Stand und die Bürgerwünsche.

Wenn es um die Bewertung der medizinischen Versorgung in Hattingen geht, dann gehen die Meinungen der Bürger weit auseinander. Während Niederwenigern beim Stadtteil-Check in dieser Kategorie mit 1,97 am besten abschneidet und es hier auch für die Stadtmitte ein Gut gibt, fallen Niederbonsfeld, Holthausen, das Hügelland und als Schlusslicht Bredenscheid (5,74) durch.

Insgesamt reicht das für die Stadt Hattingen nur zur Schulnote Vier plus. Und dies, obwohl sich laut Kassenärztlicher Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) die ärztliche Versorgung in Hattingen sehen lassen kann.

_Hattingen: Insgesamt 34 Hausärzte gibt es in der Stadt

Insgesamt 34 Hausärzte gibt es in der Stadt. Nach der für das Ruhrgebiet gültigen so genannten Basis-Verhältniszahl von 1830 Bürgern pro Arzt liegt die Versorgungsquote damit laut KVWL-Sprecherin Jana Elbert bei 107,7 Prozent. „Ab einem hausärztlichen Versorgungsgrad von 110 Prozent, so Elbert, gelte die Stadt dabei sogar als überversorgt, in dem Fall gebe es eine Niederlassungssperre.

Statistisch gesehen gelte Hattingen somit als stabil, auch bei der Zahl der Über-60-jährigen Hausärzte (39,5 Prozent) liege die Stadt „im westfälisch-lippischen Durchschnitt“. Elbert betont aber, dass die KVWL keinen stadtteilbezogenen Versorgungsgrad mit Praxen anstelle.

In Bredenscheid gibt es keinen Hausarzt mehr

Genau aufgrund der unterschiedlichen Verteilung der Hausarztpraxen in der Stadt indes falle etwa Bredenscheid bei der medizinischen Versorgung durch, sagt Ingrid Brechten. Hier gebe es schließlich keinen Hausarzt mehr. „Ich muss extra zu einem in die Innenstadt fahren, mal eben zu Fuß zum Arzt gehen, ist nicht möglich. Das ist sehr umständlich und zeitaufwändig“, kritisiert sie.

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Hausarzt-Sprecher Willi Martmöller, der eine Praxis in der Innenstadt betreibt, sieht das anders. Der Weg von Bredenscheid zur Stadtmitte betrage nur wenige Kilometer, „da sind die Wege in anderen Städten teils weiter“.

Fast zwei Jahrzehnte bis 2004, sagt Martmöller, habe er seine Praxis in Bredenscheid gehabt, doch nachdem dort „alle Geschäfte zu gemacht hatten und die Bürger zum Einkaufen sowieso woanders hin mussten“, habe eine Umfrage unter den Patienten ergeben, dass es für sie leichter sei, „wenn sie alles zusammen an einem Ort erledigen können: das Einkaufen, den Arztbesuch, das Einlösen ihrer Rezepte in der Apotheke“. So müsse man sich nur einmal ins Auto setzen und einen Parkplatz suchen.

In Niederwenigern ist man ganz gut versorgt

Gleichwohl kann Hattingens Hausarzt-Sprecher die guten Noten der Bürger für Niederwenigern gut verstehen. So befinden sich dort drei Hausärzte mit einer Gemeinschaftspraxis im St.-Elisabeth-Krankenhaus, unmittelbar im Zentrum. Auch Bürgerin Iris Schulte betont: „Hier im Dorf ist man schon ganz gut versorgt. Ich wohne nicht weit entfernt vom meinem Hausarzt, fühle mich dort gut aufgehoben. Das Wichtigste“, findet Schulte, „ist einfach der Hausarzt vor Ort.“

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In der Innenstadt, in der die Dichte der Arztpraxen am höchsten ist, haben die Menschen ebenfalls wenig zu kritisieren an der medizinischen Versorgung. „Manchmal dauert es zwar ein bisschen beim Arzt, aber insgesamt bin ich zufrieden“, sagt etwa Andreas Michel. „Es gibt andere Themen, die mich mehr ärgern.“ Ähnlich sieht es auch Elisabeth Rothe, auch sie wohnt in Innenstadt-Nähe. „Ich bin zwar nicht sonderlich häufig beim Arzt. Aber wenn mir mal etwas passiert, weiß ich, wo ich hin kann und dass ich schnell dort bin.“

Dass dieser Satz irgendwann einmal auch wieder für Bredenscheider gilt, glaubt Ingrid Brechten derweil nicht. Willi Martmöller allerdings sagt, dass der neue Ortsverein Bredenscheid-Stüter „ja Pläne hegt, den Stadtteil neu zu beleben“. Wenn das gelänge, so Martmöller, dann könne dort auch eine Praxis-Dependance wieder Sinn machen.