Hattingen. . Hattingen ist rein rechnerisch überversorgt mit Ärzten, zwei Drittel von ihnen praktizieren aber in der Innenstadt. Hohes Durchschnittsalter der Mediziner führt mittelfristig zu Problemen.
Die Hattinger Stadtteile außerhalb der Innenstadt sind mit Hausärzten unterversorgt. Dabei gilt die Stadt insgesamt bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) sogar als überversorgt mit Hausärzten. Die Statistiken der Ärztekammer und KVWL zeigen: Momentan praktizieren 36 Hausärzte in unserer Stadt. Der Großteil von ihnen ist aber bereits älter als 55 Jahre – und der Nachwuchs fehlt.
Zwei Drittel der Hausärzte haben eine Praxis in der Innenstadt. In den übrigen Ortsteilen haben sich zwölf Mediziner niedergelassen. Dies betrifft aber nur die Ortsteile Welper, Blankenstein, Winz-Baak und Niederwenigern. In allen anderen Stadtteilen fehlt die Versorgung an Hausärzten gänzlich. Zudem haben nicht alle 36 Hausärzte eine eigene Praxis. Manche betreiben auch Gemeinschaftspraxen. So sind zum Beispiel in Niederwenigern zwar drei Allgemeinmediziner ansässig, die aber alle in der Praxis an der Essener Straße arbeiten.
Aufgabe der KVWL ist die Sicherstellung der flächendeckenden, ambulanten medizinischen Versorgung. Der Versorgungsgrad liegt im Bereich der Hausärzte in Hattingen bei 124,8 Prozent. „Ab einem statistischen Versorgungsgrad von 110 Prozent gilt ein hausärztlicher Versorgungsbereich als überversorgt. Dann ist er für Neuzulassungen gesperrt. Dies ist in Hattingen der Fall“, erklärt Jens Flintrop, Pressesprecher der KVWL.
Das heißt im Umkehrschluss, dass keine neuen Praxen eröffnet werden können und es in den umliegenden Ortsteilen bei der geringen ärztlichen Versorgung bleibt. Die Ärztekammer sieht darin aber kein Problem: „Es kommt darauf an, wie viele Ärzte in den umliegenden Städten ansässig und für die Hattinger Patienten erreichbar sind“, sagt Pressesprecher Volker Heiliger.
Was aber künftig zu Problemen führen könnte, ist die schleichende Überalterung der Hausärzte. So sind 61 Prozent bereits jetzt über 55 Jahre alt. Ganz junge Allgemeinmediziner gibt es derzeit in Hattingen nicht. Somit droht ein Rückgang der Ärztezahl. „Mittelfristig dürften viele der Hausärzte in Ruhestand gehen und einen Nachfolger für ihre Praxis suchen. Angesichts der schwierigen Nachwuchssituation könnte sich dies jedoch problematisch gestalten“, gibt Flintrop zu und ergänzt: „Perspektivisch gesehen könnte sich die Versorgungssituation in Hattingen also verschlechtern“.
Deshalb hat die Kassenärztliche Vereinigung schon 2014 eine Nachwuchskampagne gestartet und diese vor dem Hintergrund des Nachwuchsmangels im hausärztlichen Bereich im Herbst 2015 noch erweitert. Neben Ärzten, die sich weiterbilden oder Klinikärzten sollen nun bereits Medizinstudierende für die hausärztliche Tätigkeit begeistert werden.