Hattingen. Zum 22. Mal stieg in Hattingen die Extraschicht – nicht als Groß-Act, sondern viele kleine Aktionen. Was es diesmal zu sehen und erleben gab.

„Die Industriekulturstätte soll ganz und gar im Vordergrund stehen“, stellt Robert Laube, Leiter des LWL-Museums Henrichshütte, klar. Dort fand am Samstag zum 22. Mal die Extraschicht statt. Zahlreichen Besuchern wurde rund um Hochofen 3 ein umfangreiches Programm geboten, das die Schönheit der alten Stahlhütte unterstreichen – und nicht davon ablenken – sollte.

Nicht der eine große Star sollte es sein

„Wir haben im letzten Jahr etwas Neues ausprobiert, das wir in diesem gerne fortführen möchten“, erläutert Laube. „Wie 2022 fahren wir auch heute keinen riesengroßen Act auf, stattdessen bieten wir viele kleine Kulturhäppchen an. Der Erfahrung nach kommen die Menschen, um die Hütte zu sehen und zu erleben, nicht, um einem großen Star auf der Bühne zuzuschauen.“

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Anschauungsunterricht in Stahlerzeugung

In der Tat gibt es zahlreiche Angebote, die weit über das Gelände verstreut sind. Direkt am Eingang begrüßt Stahlarbeiter Clemens die Besucher. Er trägt einen glänzenden Hitzeschutzanzug und einen weißen Helm auf dem Kopf. Seine laute Stimme schallt durch den Eingangsbereich und lässt einen jeden Eintretenden aufhorchen. Clemens erklärt, wie einst in der Henrichshütte aus flüssigem Roheisen Stahl hergestellt wurde. Vor allem junge Zuhörer lauschen gespannt seinen Ausführungen.

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Schaugießen und Schauschmieden

Viele Besuchergruppen verbrachten eine lange Kulturnacht an der Henrichshüzze, wo auch in diesem Jahr wieder die Extraschicht gefeiert wurde.
Viele Besuchergruppen verbrachten eine lange Kulturnacht an der Henrichshüzze, wo auch in diesem Jahr wieder die Extraschicht gefeiert wurde. © Funke Medien | Bastian Haumann

Für junge Besucher ist auch das Schaugießen und -schmieden gedacht, gerade zeigt ein mittelalterlich gekleideter Mann, er nennt sich Loheson, den Geschwistern Erick und Helene, wie sie einen Klumpen Eisen bearbeiten und in Form bringen können. Der wird zunächst in einem Feuer erhitzt, so lange, bis er orange-rot leuchtet. Nun ist er weich und kann von den Kindern in die Zange genommen werden. Während des Eisen in den Flammen lag, haben die Zwei sich neben einem schweren Amboss aufgestellt, sich große Handschuhe angezogen und zwei Schmiedehammer in die Hände genommen. Nun schlagen sie in gleichmäßigen Rhythmen auf den Klumpen, bis er ganz flach ist.

Die fabelhafte Insektenwelt

Ein paar Meter weiter dreht sich alles um Insekten. Gerade liest Autor Frank Nischk aus seinem Buch „Die fabelhafte Welt der fiesen Tiere: Von fürsorglichen Schaben, tauchenden Libellen und boxenden Krebsen“. Er wechselt sich ab mit Katja Keweritsch, die an diesem Abend ihren Roman „Die wundersame Reise der Bienen“ vorstellt.

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Publikum ist Teil des Theaterspiels

In die Welt der geflügelten Insekten versetzt sich auch die Impro-Theatergruppe „Ruhr-Gebieter“, die im hinteren Teil des Hüttengeländes eine kleine Bühne hat. Hier sind Kommentare seitens des Publikums während der Show ausdrücklich erwünscht, vor einer jeden Szene können die Zuschauer Worte in den Raum werfen, die die Künstler dann in ihr Spiel mitaufnehmen. Ebenfalls mit kleinen Krabbeltierchen befasst sich die aktuelle Ausstellung im Inneren des LWL-Museums. Die ist zu diesem Zeitpunkt allerdings eher dürftig besucht, die Hitze in den hohen Räumen ist drückend und nur schwer zu ertragen.

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Genießen der lauen Nachtluft

Viele Menschen haben sich stattdessen um die verschiedenen Feuerstellen auf dem Gelände versammelt und genießen die laue Nachtluft. So auch Veronika und Dorina, sie sind heute nicht zum ersten Mal bei der Extraschicht: „Obwohl wir die Henrichshütte gut kennen, lohnt es sich, immer wieder zu kommen. Wir entdecken immer wieder neue Ecken, und das Programm ist ja auch jedes Jahr ein anderes.“

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Entspannter Plausch inmitten des Kulturereignisses

Die Freundinnen wollen den Rest des Abends damit verbringen, um zusammenzusitzen, zu quatschen, zu essen und zu trinken. „Und später schauen wir uns noch einen oder zwei andere Spielorte an. Vielleicht die Jahrhunderthalle oder die Zeche Hannover in Bochum.“ Jetzt lauschen sie allerdings zunächst einmal den Klängen der Trompete vor Hochofen 3.

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