Hattingen. . Die Bezirksregierung Düsseldorf plant eine umfassende Renaturierung der Ruhr in Hattingen. Doch das Projekt setze an der falschen Stelle an, kritisieren Naturexperten. Der Kreis will außerdem die Kosten-Nutzen-Relation gewahrt sehen. Touristisch könnte das Großprojekt ein Gewinn für die Stadt sein.

Eine umfassende Renaturierung der Ruhr im Bereich des Winzer Bogens plant die Bezirksregierung Düsseldorf (wir berichteten). Ziel ist es, die Wasserqualität des Flusses zu verbessern, damit sich Arten, die hier ursprünglich vorkamen, erneut ansiedeln. Doch das Naturschutz-Großprojekt wird mit umfassenden Bauarbeiten verbunden sein. Deshalb gibt es nicht nur Fürsprecher, sondern auch Kritik.

Naturführer Martin Maschka kennt die in der Ruhr lebenden Arten und kann die Renaturierungspläne für den Winzer Bogen nicht nachvollziehen: „Sie haben sich ihrem Lebensraum angepasst“, erklärt er und mehr noch, einige der seltenen Arten hätten sich bereits wieder in der Ruhr angesiedelt: „Barbe, Esche, Forelle gibt es dort. Die Barbe laicht sogar in diesem Flussabschnitt“, betont er.

Eine beschlossene Detailplanung gibt es noch nicht

Für Wanderfische sieht Maschka trotz Umgestaltung schwarz: „Die können nie hier ankommen, weil sie schon in Mülheim und Essen die Stauwehre nicht hochkommen.“ Deshalb findet er es zwar grundlegend sinnvoll, die Ruhr in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen, „aber man muss von unten anfangen sonst werden Millionen verschwendet.“ Sacke zum Beispiel der Wasserstand bei Bauarbeiten am Unterlauf ab, müsse man oben nachbauen, gibt er zu bedenken.

„Wir müssen grundsätzlich schauen, ob Kosten und Nutzen in einer sinnvollen Relation sind“, heißt es auch aus der Unteren Landschaftsbehörde des Kreises. Weil es noch keine beschlossene Detailplanung gibt, will die sich aber vorerst nicht weiter äußern. Auch der Nabu Hattingen hat sich noch nicht positioniert. Allerdings habe man die Lippe-Aue besichtigt, die eine solche Renaturierungsmaßnahme schon hinter sich hat, und einen sehr positiven Eindruck gewonnen.

Die Ruhr wird als Erlebnisraum angenommen

Aus touristischer Sicht soll die Maßnahme ein Gewinn für Hattingen sein. Georg Hartmann, Geschäftsführer des Stadtmarketingvereins, ist da skeptisch: „Die Ruhr wird als Erlebnisraum bombastisch angenommen. Die Auswirkungen kann ich nicht abschätzen, aber Baumaßnahmen haben immer negative Auswirkungen.“ Christoph Becker, der Kanu-Touren auf der Ruhr anbietet ist da positiver gestimmt: „Wichtig ist, dass es nachhaltig gemacht wird. Wenn der Fluss natürlicher wird, ist das gut für alle und wenn die Gelder bereitgestellt werden, sollten sie auch genutzt werden“, findet er.

Wirtschaftlich betreffen die Planungen Alfred Schulte-Stade, dessen Heckrinder an der Ruhr grasen – „da hängt ein Unternehmen mit 60 Beschäftigten dran“, sagt er. Nach den ersten Gesprächen mit den Planern ist er beruhigt: „Die Auerochsen bleiben, sie sind weiter gewollt.“