Hattingen. Das Freibad Welper ist wegen seiner geschwungenen Formen denkmalgeschützt. Auch wenn es damit nicht das einzige Bad in Nordrhein-Westfalen ist, vermittelt die Architektur der 50er Jahre einen ganz anderen Blick auf das Bad.

Um in der Vergangenheit zu schwimmen, brauchen die Hattinger nur ins Freibad Welper zu steigen. Die geschwungene Architektur hat sich seit 1956 nicht geändert. Das nierenförmige Nichtschwimmerbecken, die runden Umkleidekabinen, das Kassenhäuschen und der Springturm sind typisch für den Baustil der 50er Jahre und deshalb denkmalgeschützt. Die Stadt wirbt in einer Pressemeldung vom 8. Mai 2012: „Das modernisierte Bad aus den 50er Jahren steht unter Denkmalschutz und ist damit in NRW, vielleicht sogar deutschlandweit, einzigartig.“

Das stimmt leider nicht.Markus Fischer, Pressereferent des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe: „Es gibt mehrere denkmalgeschützte Freibäder in der Nähe, zum Beispiel das Wiesenbad in Bielefeld, das Volksbad in Dortmund oder das Parkbad in Gütersloh.“

Seit 2004 in der Denkmalliste

Dennoch ist das Freibad Welper besonders. „Der Baustil der 50er Jahre ist in modernen Schwimmbädern nicht mehr zu finden. Nach dem Krieg wollte man mit den Bauteilen eine leichte, freundliche und heitere Atmosphäre vermitteln. Heute würde man eine Umkleidekabine nicht rund bauen, weil es unpraktisch ist, es schwieriger ist Spinde einzubauen“, erklärt Walter Ollenik vom Fachbereich Stadtkultur und Denkmalpflege. „2004 wurde das Freibad in die Denkmalliste eingetragen. Für die Stadt war das ein mutiger Schritt, da es für die Gestaltung seitdem Einschränkungen gibt.“ Bei der Sanierung 2007 musste einiges beachtet werden. „Teurer wurde die Sanierung aber nicht, man musste sich nur an einige Vorschriften halten“, so Ollenik.

Denkmalschutz hat keine Konsequenzen für die Besucher

Jürgen Uphues vom Fachbereich Stadtkultur und Denkmalpflege: „Der Sprungturm konnte erhalten bleiben, weil das Sprungbrett entfernt wurde. Vorher wären sportliche Schwimmer in der Lage gewesen, statt ins Wasser an den seitlichen Rand des Beckens zu springen. Ohne Brett sind sie jetzt vom Sprungturm aus nicht mehr in der Lage dazu.“ Für die Sicherheit und Hygiene musste etwas geändert werden. Uphues: „Der Beton im Nichtschwimmerbecken wurde durch Edelstahl ausgetauscht, damit das Wasser schneller in die Filteranlage fließen kann.“ Wirkliche Konsequenzen gibt es seit dem Denkmalschutz für Badegäste aber nicht. „Doch, sie müssen jetzt alle alte Badehosen tragen“, scherzt Ollenik. „Manche Schwimmer nehmen die Besonderheit des Freibads nicht wahr, es gibt aber auch keine Schilder, die darauf aufmerksam machen.“

Zur Eröffnung 1956 gab es Sonnenschein

Jetzt, 56 Jahre nach dem Start, geht’s in die nächste Saison und alle hoffen auf gutes Wetter. „Als das Freibad Welper am 8. Juli 1956 eröffnet wurde, gab es hellen Sonnenschein“, weiß Stadtarchivar Thomas Weiß. Meteorologen kündigen zurzeit jedoch für den kommenden Montag, 14. Mai, Höchsttemperaturen von nur 14 bis 16 Grad Celsius und bewölktes Wetter an. Eine Saison wie 1956 sollte man sich auch nicht wünschen. „Die erste Badesaison war verregnet“, so Weiß. Doch schlechter als das vergangene Jahr kann es ohnehin kaum werden: 2011 kamen nur 18 099 Besucher ins Freibad plus rund 1500 Schüler und Vereinsmitglieder. Daher der Wunsch: Bitte, liebes Wetter, lass’ diesen Sommer nicht ins Wasser fallen.