Hattingen.
Frühsport im Freibad Welper: An jedem Morgen und bei jedem Wetter kommen die Spaßschwimmer.
Auf dem Gras liegt noch Tau, Rutsche und Kinderbecken liegen verlassen im morgendlichen Schatten. Die Luft riecht nach Chlor, erste Sonnenstrahlen glitzern verführerisch auf der Wasseroberfläche. Einige Frühschwimmer ziehen ruhig ihre Bahnen: Eine Stunde lang besucht die Hattinger Zeitung am frühen Morgen das Freibad Welper an der Marxstraße.
„Ich komme seit Mai jeden Morgen um 8 Uhr hierher und schwimme meine Bahnen, egal ob es kalt ist oder warm“, erzählt Ursula Schmidt und steigt aus dem Wasser, „nur wenn es wirklich in Strömen regnet, bleibe ich zuhause“. In den Ferien begleitet Enkel Tobias seine 71-jährige Großmutter fast jeden Morgen ins Freibad. „Ich spiele Handball und möchte durch das Schwimm-Training meine Kondition verbessern“, erklärt der 14-Jährige und fügt hinzu: „Außerdem macht es Spaß“.
Am Beckenrand stehen Badelatschen in verschiedenen Größen und Farben, über den Geländern hängen Bademäntel und nasse Handtücher. Mit bunter Badekappe zieht Gisela Vaupel ihre Bahnen durch das 24-Grad-Wasser: „Ich schwimme jeden Morgen eine halbe Stunde, im Winter weiche ich aufs Hallenbad aus.“ Das morgendliche Schwimmen sei für sie bereits zur Gewohnheit geworden und stärke das Immunsystem.
„Schwimmen tut einfach gut“ – davon ist auch Tina Scharlemann (43) überzeugt. Mit einem Handtuch über den Schultern steuert sie geradewegs auf das türkis-schimmernde Becken zu. „Ich habe schon immer viel Sport gemacht“, erinnert sich die Früh-Schwimmerin lachend, „und dann hat mich der Schwimm-Virus befallen, seitdem geht es einfach nicht mehr ohne“. Ob alleine oder mit Freundinnen, Tina Scharlemann zieht es jeden Morgen ins Bad, auch bei schlechtem Wetter: „Am Montagmorgen war ich mit meiner Freundin ganz alleine hier, weil es geregnet hat“.
Das schlechte Sommer-Wetter und die oft ausbleibenden Besucher sind für das Freibad ein großes Problem, wie Schwimmmeister Christian Sczcsny erklärt: „Das ist der schlechteste Sommer, den ich je erlebt habe“, erzählt der 62-Jährige, „und ich habe 30 Jahre Erfahrung in meinem Beruf“. Der Aufwand, das Wasser zu erhitzen sei zu groß in Relation zur Anzahl der Badegäste.
„Das sind alles Energiekosten, die umsonst verheizt werden, zumal wir gerade nachts gegen die Kälte anheizen müssen, damit die Wasser-Temperatur bei 24 Grad Celsius bleibt“. Immer wieder blickt Christian Sczcsny aus dem Fenster auf das Becken, während er in einem Ordner mit Betriebsabläufen der vergangenen Wochen blättert.
Das Freibad sei für viel Geld umgebaut worden, berichtet der Schwimmmeister, jetzt sei alles auf dem neusten Stand. „Es ist wirklich traurig, wenn man so ein tolles Bad hat und das Wetter einfach nicht mitspielt“, beklagt Sczcsny. An den heißen Tagen der letzten Wochen kamen mehr als 2000 Besucher ins Freibad, „an solchen Tagen benötigen wir auch mehr Aufsichts-Personal“. Bei weniger schönem Wetter finden jedoch fast ausschließlich die Frühschwimmer den Weg zur Marxstraße: „Viele von ihnen wohnen gleich um die Ecke und kommen schon seit Jahren jeden Morgen hierher“.
Christian Sczcsnys Arbeitstag hat gerade erst begonnen: „Gleich muss ich hier erst einmal alles mit Wasser abspritzen und mit einem Schlauch den Dreck von den Bäumen aus dem Becken absaugen“, zählt der Schwimmmeister auf. Nebenbei habe er natürlich immer einen Blick auf die Schwimmer. Diese lassen sich weder von Reinigungsarbeiten, noch von schlechtem Wetter stören und ziehen weiterhin ruhig ihre Bahnen im Freibad Welper.