Hattingen. Seit 1998 bekocht Beniamino Mereu in der Kantine des Finanzamts seine Gäste. Ohne Fertigprodukte entstehen im sechsten Stock des Gebäudes bodenständige und frische Gerichte - den Panoramablick über die Stadt gibt es gratis dazu.
Ob Frikadellen mit Blumenkohl, Seehechtfilet oder Nudelauflauf – in der Kantine des Finanzamts haben Gäste nicht nur die Auswahl zwischen einer Vielzahl an Gerichten zu günstigen Preisen, sondern genießen im sechsten Stock des Gebäudes zugleich die Aussicht auf die Stadt und bewaldete Hügel. Seit 1998 bekocht hier Beniamino Mereu nicht nur Hungrige in der Mittagspause, sondern achtet dabei ebenfalls auf die Qualität seiner Speisen.
„Die angebotenen Gerichte bereite ich zu 80 Prozent frisch zu“, erklärt der gebürtige Italiener und nickt, denn: „Schließlich esse ich auch selbst ungern Fast Food und ich kann nur Gerichte verkaufen, die mir auch selbst schmecken.“ Mit seiner „frischen Küche“ hebt sich Mereu von anderen Kantinen ab. „In vielen Betriebskantinen wird lieblose Fertigkost serviert“, weiß Mereu aus langjähriger Erfahrung: Seine Ausbildung machte der Hotel- und Restaurantfachmann im „Haus Hohenstein“, seit 1986 arbeitet Mereu in der Gastronomie.
Nicht nur Finanzbeamte als Gäste
„Ich greife eben nicht auf Fertigprodukte zurück – das ist wahrscheinlich einer der Gründe dafür, dass ich mich mittlerweile seit 14 Jahren hier halte“, so der Kantinenkoch. Die Resonanz seiner Kundschaft gibt dem Küchenchef recht. Neben Finanzbeamten zieht es ebenfalls Gäste aus dem benachbarten Rathaus oder den umliegenden Geschäften in die sogenannte „Panorama-Kantine“.
Etwa 80 Personen am Tag stillen hier ihren Hunger mit Mereus Gerichten – „60 Prozent von ihnen arbeiten im Haus, die anderen 40 Prozent kommen von außerhalb“. Besonders in der Mittagszeit haben Mereu und seine drei Mitarbeiter in der Küche alle Hände voll zu tun: „Meine Gäste haben meist nur eine begrenzte Mittagspause, daher muss alles sehr schnell gehen.“ Trotzdem sei das Kantinen-Essen im Finanzamt keine Massenabfertigung, so der Küchenchef – im Gegenteil: „Ich bin flexibel und befolge auch gerne die Extrawünsche meiner Kunden.“
Keine Werbung erlaubt
Als Kantine in einem öffentlichen Gebäude ist Mereus Restaurant zwar für jeden frei zugänglich, aber: „Viele wissen überhaupt nicht, dass unsere Kantine hier oben existiert.“ Werbung für die kleine Gastronomie über den Dächern der Stadt dürfe er nicht machen, so Beniamino Mereu: „Daher gibt es auch außerhalb des Finanzamtes keine Hinweise.“ Trotzdem ist der gelernte Restaurant- und Hotelfachmann zufrieden: „Ich habe viele treue Kunden – ich arbeite für mich und meine Gäste.“