Hattingen. Triduum Sacrum – das ist die Karwoche, die in allen christlichen Konfessionen die höchste Festlichkeit im Kirchenjahr darstellt. Pfarrer Udo Polenske von der evangelischen Gemeinde St. Georg erklärt, wie sich die Kirche in dieser Zeit verändert.
„Am Karfreitag steht besonders das Leiden und Sterben Jesu im Vordergrund“, erklärt Pfarrer Udo Polenske der ev. Gemeinde St. Georg. „Es ist wichtig, dass uns der Todestag Jesu die Möglichkeit bietet, uns allgemein mit dem Thema Tod auseinander zu setzten. Denn davor kann man die Augen nicht verschließen – außerdem zeigen wir uns so den leidenden und sterbenden Menschen solidarisch gegenüber.“
Zur Erinnerung an diesen Tag wird deshalb eine Reihe von Traditionen gefeiert, die sowohl im Gottesdienst als auch im Alltag zur Geltung kommen sollen. „Karfreitag gibt es in den Gottesdiensten zunächst einen Verzicht auf die traditionelle liturgische Lobpreisung“, erklärt Udo Polenske.
Zudem würde die Kirche in ein Trauerhaus umgestaltet. Dabei wird nicht nur der gesamte Altar abgeräumt, sondern es wird auch auf jeglichen Schmuck wie Blumen, Kerzenlicht und die Altardecke verzichtet. „Besonders das schwarze Parament soll am Karfreitag ausdrücken, dass wir uns in einem Haus befinden, in dem der Tod sehr präsent ist“, erklärt der Pfarrer. So könne der Gedanke von Karfreitag auch optisch im Gotteshaus dargestellt werden.
Diese besondere Herrichtung der Kirche wird bereits am Donnerstagabend nach dem Fastenbrechen, einem Gottesdienst mit Abendmahl, vorgenommen. „Normalerweise dauert das Fasten die gesamte Passionszeit an. Am Gründonnerstag wird durch das Fastenbrechen allerdings an das letzte Abendmahl Jesu und seiner Jünger erinnert“, so der Pfarrer.
Doch auch im alltäglichen christlichen Leben gibt es am Karfreitag einige Regeln, die Pfarrer Udo Polenske schon von klein auf kennt: „Es ist natürlich eine Tradition, dass am Karfreitag auf Fleisch sowie Alkohol verzichtet wird. Seit meinen Kindertagen kenne ich nichts als Pellkartoffeln und Hering an diesem besonderen Feiertag.“ Deshalb gilt der so genannte „Hohe Freitag“ auch als strengster Fastentag während den gesamten 40 Tages der Passionszeit.
In der Hattinger St.-Georg-Kirche wird zudem die Kirchenmusik als zusätzliches Element in die Feierlichkeiten des Karfreitag integriert. „Die Todesstunde Jesu wird auf etwa 15 Uhr festgelegt. Deshalb findet bei uns der Gedenkgottesdienst um 17 Uhr in Verbindung mit einem Konzert statt“, erklärt Udo Polenske. Unter dem Motto des Gedichtes „Stabat Matar“ wird dabei vom Kirchenchor die Geschichte der Mutter Maria aus dem Johannes-Evangelium nacherzählt, wie sie trauernd unter dem Kreuz Jesu steht.