Hattingen. Eine kleine, familiär geführte Bäckerei: Es gibt sie noch. Gila Küpper-Fahrenberg ist Bäckermeisterin, ihre Schwester arbeitet im Betrieb mit. Lange überlegen musste die 55-Jährige nicht, als die Frage im Raum stand, was mit dem Betrieb ihrer Urgroßeltern passiert.
Warum Gila Küpper-Fahrenberg (55) Bäckermeisterin geworden ist, erklärt sie ganz pragmatisch: „Wir hatten keine Jungs und ich war die Kräftigste“. Vier Töchter gehören zur Familie. Schnell stand für die Zweitälteste fest, dass sie die Bäckerei übernehmen wird, die ihre Urgroßeltern seit Ende des 19. Jahrhunderts in Kupferdreh führen. In Niederwenigern gibt es seit vielen Jahren eine Zweigstelle.
„Ich habe nie darüber nachgedacht, dass es etwas anderes im Leben geben könnte.“ Immerhin hat sie Verstärkung bekommen: Schwester Anette als Steuerfachfrau. Heute sind die beiden am Ruder der Bäckerei Küpper-Fahrenberg, die inzwischen vier Filialen hat. Zwei Meister und acht Gesellen backen, 25 Verkäuferinnen und vier Fahrer sind beschäftigt, die auch Krankenhäuser, Garten-Cafés und Autohäuser beliefern.
Die Schwestern wussten, sie müssen eine bestimmte Größe erreichen, um zu bestehen. Doch zu ihrer Philosophie gehöre vor allem das Persönliche. Sie wollten keine Großfilialisten sein oder in großen Hallen backen. „Frauen gehen die Dinge anders an.“ Das mussten sie auch daher, weil ihnen keiner den Rücken habe frei halten können. „Wir haben keine Bäcker geheiratet“, erzählen die beiden. „Die Väter waren also nicht an Bord.“
Schwierig war es für Gila Küpper-Fahrenberg damals auch, einen Ausbildungsplatz zu finden. Dabei war ihr Vater Oberinnungsmeister. „Mädchen gehörten aber nicht in die Backstube.“ Schließlich besuchte sie die Meisterschule mit 79 Männern – als eine der ersten Bäckermeisterinnen. Heute backen sie täglich 10 000 Brötchen, rund 30 Sorten Brot und zehn Stuten-Sorten. Es hängt auch vom Wetter ab, ob sie mehr Obstkuchen oder Butterstreusel backen. „Je nachdem, was die Seele braucht“, sagt Gila Küpper-Fahrenberg.