Hattingen. Das „Projekt Wohnen in Hattingen“ gibt es seit fünf Jahren. 20 Personen haben ihre Lebensform am Südring gesucht und gefunden. So funktioniert‘s.

Die beste Nachricht gleich vorweg: Im außergewöhnlichen „Projekt Wohnen in Hattingen“ (prowohat) wird bald eine Wohnung frei. Wer sich der gut gelaunten und kreativen Gruppe anschließen möchte, bekommt jetzt eine gute Gelegenheit. Zurzeit sind es 20 Personen, die offen und gemeinschaftsorientiert ein ganz besonderes Leben am Südring 19 führen. In dem fünf Jahre alten Gebäude leben die Menschen einander zugewandt, aber natürlich haben alle eigene Wohnungen, also ganz normale Lebensräume.

„Wir hatten viel Zeit, diese Lebensform vorzubereiten“, erzählt Kristina Borgmeier. Die meisten der Gruppe kannten sich schon aus der Wandergruppe und kamen prima miteinander klar. Viele von ihnen dachten darüber nach, ob man nicht eine Wohnform für alle findet, die eine gute Basis für eine Gemeinschaft ist. In der man sich gegenseitig hilft, unterstützt, zusammen feiert, sich mit Aktivitäten in den Stadteil begibt – also offen ist für das Leben und die Nachbarschaft und nicht wartet, bis man irgendwann alleine vereinsamt.

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Dazu gründeten sie einen Verein, der schließlich mit der HWG gemeinsam das Projekt startete. „Das Wohnungsunternehmen hat zusammen mit uns das Haus entworfen, ist in vielen Punkten auf unsere Wünsche eingegangen und uns sehr entgegengekommen“, sagen die Bewohner stolz. Um ihre Idee erfolgreich umsetzen zu können, wählten sie die Form, dass der Verein mit der HWG den Mietvertrag schloss und der Verein dann an die einzelnen Mitglieder die Wohnungen vermietet. So kann die Gruppe geschlossen bleiben und die Gemeinschaftsidee bröselt nicht mit den Jahren unter den Fingern weg, wie das in anderen Städten der Fall ist. Denn der Verein hält selbst das Heft in der Hand.

Zwischen 60 und 81 Jahren sind die Bewohner der Wohngruppe in Hattingen

Ein körperlich aktives Grüppchen mit Rad- und Wandertouren ist die Truppe, aber auch plaudern, kulturelle Events teilen und genießen, philosophieren und sich trotzdem auch in Ruhe lassen, gehört zu ihrem Verständnis eines funktionierenden Miteinanders. Zwischen 60 und 81 Jahren sind die Bewohner. „Wir hätten auch gerne Jüngere dabei oder eine Familie mit Kindern, aber die haben wir für unsere Wohnform noch nicht gefunden“, bedauert Robert Dedden.

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Eine Satzung hat sich die Gruppe selbst mit drei Punkten gegeben: Sie will ökologisch und nachhaltig leben, will das soziale, kulturelle und politische Leben fördern und ein soziales Miteinander innerhalb der Gemeinschaft pflegen. „Bunt, vielfältig, offen und gemeinschaftsorientiert“ wollen die 20 Frauen und Männer leben.

So wohnt es sich im Wohnprojekt am Südring 19.
So wohnt es sich im Wohnprojekt am Südring 19. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Einige Pflichten haben sie sich selbst auferlegt, die aber auch mit Spaß zu tun haben. Zusammen wird einmal im Monat der Garten gepflegt, den die Comunity vor Jahren selbst angelegt hat. Schwungvoll ist er gestaltet, so wie die Gruppe selbst auch ist.

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Einen Platz für die Gemeinschaft hat die HWG angelegt, da kann man sich treffen und klönen oder schon wieder Pläne für die nächsten Aktivitäten aushecken. Einmal in der Woche gehen einige zur angrenzenden Demenz-WG und singen für die Bewohner. Manche sind noch in Vereinen tätig oder gehen unterschiedlichen Hobbys nach. Andere betreuen Ukrainerinnen, die deutsch lernen und helfen ihnen, in die Sprache hineinzukommen.

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An diesem Nachmittag sitzen Robert Dedden, Ingrid Klenke, Ralph Haardt, Ian Bray, Renate Gabriel, Brigitte Eilering und Kristina Borgmeier im Gemeinschaftsgarten und berichten begeistert von dem gelungenen Projekt. Sie alle sind von Anfang an dabei und froh, diese Lebensform für sich entdeckt zu haben. Ein gelungenes Stück Leben, das alle genießen und immer sicher sein können, dass sie nie einsam und alleine alt werden müssen.