Hattingen/Essen. In einer Wohnung in Hattingen soll es zu massiven Missbrauchstaten gekommen sein. Für den 37-Jährigen war das Urteil am Landgericht in Schock.

Das Mädchen war zwei, als der neue Freund der Mutter in die Familie kam. Er übernahm die Vaterrolle und blieb fast zwölf Jahre. Nach außen sah alles nach einer perfekten Familie aus. Doch dann ist etwas passiert, das die bürgerliche Idylle aus den Fugen riss. Jetzt ist der Stiefvater verurteilt worden.

Es war schon spät am Nachmittag, als plötzlich vier Wachtmeister im Gerichtssaal auftauchten. Kurz darauf haben die Richter am Essener Landgericht das Urteil verkündet: sechseinhalb Jahre Haft wegen sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen. Der 37-Jährige ist direkt festgenommen und abgeführt worden – vor den Augen einer neuen Freundin und eines Bekannten. Fluchtgefahr!

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Für den Angeklagten muss das Urteil ein echter Schock gewesen sein. Am Morgen hatte er noch mit seinem beruflichen Aufstieg in der Logistikbranche geprahlt. „Bald werde ich für ganz Deutschland zuständig sein“, sagte er den Richtern. Und auch diesen Satz gab er noch von sich: „Ich bin unschuldig.“

Der Angeklagte aus Hattingen soll das Opfer auch gewürgt haben

Der 37-Jährige hatte bis zuletzt auf einen Freispruch gehofft. Die Richter der 5. Strafkammer haben jedoch keinen Zweifel, dass der Angeklagte seine zur Tatzeit 14-jährige Stieftochter in seiner Hattinger Wohnung mehrfach missbraucht hat – bis hin zu schwersten sexuellen Übergriffen.

Ende 2022 hatte die Schülerin ihren Klassenlehrer ins Vertrauen gezogen – allerdings ohne Details zu nennen. Danach ging sie zur Polizei. Dort gab sie zu Protokoll, dass sie ihr Stiefvater immer wieder zu sexuellen Handlungen zwingt – auch mit Gewalt. Einmal soll er sie sogar gewürgt haben.

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Und auch diese Worte sollen gefallen sein: „Ich bringe dich um, wenn du deiner Mutter oder jemandem anders davon erzählst.“ Bei der Durchsuchung seiner Hattinger Wohnung waren später tatsächlich ein Dolch, eine Machete und eine Softair-Pistole gefunden worden.

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Die Familie war nach Hattingen gezogen, weil die Mutter dort ein kleines Haus geerbt hatte. Kurz darauf war die Beziehung zum Angeklagten zerbrochen. Der 37-Jährige durfte trotzdem bleiben, um der Tochter nicht den „Vater“ zu nehmen. Er zog in den Keller. Dort ist es laut Urteil ab Sommer 2022 zu den sexuellen Übergriffen gekommen.

Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert

Nach Angaben der damals 14-Jährigen sind die Taten unter anderem auf einem Sofa passiert. Das hatte der stark übergewichtige Angeklagte jedoch als Ding der Unmöglichkeit bezeichnet. Er sei einfach zu dick. Wegen seiner Körperfülle habe er auf der Couch gar nicht neben seiner Tochter liegen können.

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Die Richter hatten daraufhin sogar extra noch einmal die Polizei losgeschickt, um das Sofa vermessen zu lassen. Der 37-Jährige hatte sich bereiterklärt, dafür Probe zu liegen. Viel Platz scheint neben ihm wirklich nicht mehr gewesen sein. Zumindest nicht, wenn die Couch nicht ausgeklappt war. „Gerettet“ hat ihn das vor der Verurteilung allerdings nicht.

Mit dem Urteil sind die Richter der 5. Strafkammer sogar deutlich über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinausgegangen, die fünfeinhalb Jahre Haft gefordert hatte. Die Verteidigung hatte auf Freispruch plädiert.