Hattingen. Hattingen geht auf die Straße: 1500 Menschen haben am Samstag (3.2.) gegen rechts demonstriert. Störungsfrei, so die Polizei. Bericht und Fotos.
Hattingen demonstriert bunt: Rund 1500 Menschen sind am Samstag (3.2.) gegen rechte Parolen und für Demokratie und Vielfalt auf die Straße gegangen. Die Polizei sagt, dass alles „friedlich verlaufen“ ist.
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„Sei ein Mensch“, rufen viele Teilnehmende der Laufdemonstration von „Hattingen für Vielfalt und Demokratie“. Manch einer der Montags-Trommler schaut dabei vom Rand aus zu und hört: „Wir sind mehr“!
Die Bildergalerie zur Demo in Hattingen:
Hattinger Demo für Vielfalt und Toleranz
„Braun?! Kommt bei uns nur in die Windel!“ steht auf einem Plakat am Buggy, den Kai Buchmann fährt. Mit Frau und zwei Kindern (1 und 4) ist er gekommen, weitere Transparente liegen im Korb unter dem Sitz. „Mitzugehen, ist nicht schwer. Und man macht was“, findet er. Werte wolle er seinen Kindern vermitteln. Darum ist er hier. Trotz des Regens. Das bunte Schirme-Meer passt jedenfalls zum Anliegen.
Hattingen: Laufdemo für Vielfalt und Demokratie
Diesen Ausspruch trägt Mats (9) auf einem Plakat um den Hals. Fähnchen hat er eigens noch morgens selbst bemalt, verrät Mama Mareike Wohlgemuth. Und Mats erklärt: „Das sieht man an meinen Fingern.“ MIt Peace-Zeichen und Menschen unterschiedlicher Hautfarbe auf seinen Fähnchen bekennt er sich mit seiner Mutter und Vater Fabian Wohlgemuth zu einer bunten Gesellschaft.
Ob mit bunter Mütze, Kappe, Kopftuch oder unbedecktem Haar: Friedlich demonstrieren nach Schätzung der Polizei etwa 1500 Bürgerinnen und Bürger, unterhalten sich, dass es Zeit ist, jetzt etwas zu machen. Sie tragen Plakate und Schilder, manche sind kunstvoll gestaltet, andere hastig auf Karton geschrieben. Aber alle haben eine Botschaft. Denn die Sprüche darauf fordern ein friedliches Miteinander aller Menschen. „Bunte Republik Deutschland“ ist zu lesen oder „Herz statt Hetze“, „Auf keinen Fall, Digga!“, „Es gibt kein Recht auf Nazipropaganda“.
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Hündin Frieda trägt ein Leibchen mit der Aufschrift „Nazis raus“. „Hinter der Trommel her. Trotten die Kälber. Das Fell für die Trommel Liefern sie selber“ zitiert ein Transparent Bert Brecht. Ein weiteres bekennt: „Piep piep piep, wir ham uns alle lieb“. Daneben eine Frau mit Singvögeln als Schirmmotiv.
„Sage nein!“, skandieren Demonstrierende
„Sage nein!“, ruft die Menge den Refrain des Liedes von Konstantin Wecker, das Demo-Organisatorin Brigitte Lümmer mit zwei Frauen vorträgt.
Mit Bollerwagen laufen einige mit, andere schieben ihr Fahrrad, fahren die Kinder in Kinderwagen oder tragen sie auf den Schultern. Menschen aller Generationen gehen mit vom Rathaus über die Ost- und Schulstraße durchs Südviertel und über die Nierenhofer Straße und die große Reschop-Kreuzung hinweg zurück zum Rathaus. Ab und an geht ein Fenster kurz auf, weil es doch neugierig macht, wenn die Demonstrierenden nach der Melodie von „Hejo, spann den Wagen an“ das bekannte Protestlied singen: „Wehrt Euch, leistet Widerstand. Gegen den Faschismus hier im Land. Auf die Barrikaden, auf die Barrikaden.“
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„Es gab deutlich mehr Zulauf als erwartet“, berichtet die Polizeileitstelle am Sonntagmorgen. Erwartet waren rund 300, es kam das Fünffache an Menschen. „Aber alles lief völlig störungsfrei.“
Vuvuzelas erklingen immer wieder. Werkelnde in einer Garage in der Südstadt unterbrechen ihre Arbeit, schauen neugierig auf die vorbeilaufenden Menschen. Mitarbeitende eines Döner-Ladens pausieren vor dem Geschäft. „Kommt mit, wir wollen eine bunte Gesellschaft und Freiheit“, ruft eine Frau ihnen aus der Menge zu.
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Zwischendurch bemerken die Demonstrierenden Menschen, die am Rande stehen, filmen oder fotografieren. Es macht die Runde, dass bekannte Gesichter von den Montags-Trommlern darunter sind. Unangenehm ist das manchen. Andere sagen: „Ach, sollen sie doch.“ Dann rufen sie schnell laut: „Wir sind mehr!“