Hattingen. Bereits jetzt gibt es in Hattingen und dem EN-Kreis mehr Influenza-Fälle als im Vorjahr. Was Experten nun raten. Und wie die Corona-Lage ist.

Die Grippewelle rollt auf Hattingen zu: Das Kreisgesundheitsamt zumindest verzeichnet steigende Influenza-Fallzahlen. Und Corona, sagt Amtsärztin Sabine Klinke-Rehbein, „ist auch noch da“.

Bis ins Detail zu erfassen sei die Covid-Lage dabei nicht, betont die Medizinerin. Covid-typische Symptome und ein positiver Selbsttest verpflichteten ja nicht (mehr) zur Selbstmeldung. Und selbst nach einem anschließenden Arztbesuch finde nur selten eine Verdachtsmeldung an das Kreisgesundheitsamt statt. Ein Antigentest beim Arzt allerdings verpflichte diesen zur Meldung, genauso wie Labore weiterhin positive PCR-Tests melden müssten. Unterm Strich sei die Corona-Lage „untererfasst“. Trotzdem könne man auch aus dem Abwassermonitoring heraus „schließen, dass die Corona-Aktivität derzeit abnimmt“.

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Die Grippewelle dagegen habe begonnen, erklärt Sabine Klinke-Rebein.

281 bestätigte Fälle von Influenza, der echten Grippe also, hatte das Kreisgesundheitsamt bis wenige Tage vor Ende des Monats Januar registriert, im gesamten Dezember ergab die Behörden-eigene Auswertung lediglich 90 Grippe-Fälle.

„Ein umsichtiges Verhalten in Eigenverantwortung ist jetzt gefordert.“

Sabine Klinke-Rebein
Amtsärztin Ennepe-Ruhr-Kreis

Die große Corona-Welle im EN-Kreis scheint trotz Untererfassung bei den Fallzahlen wohl vorbei zu sein. Amtsärztin Sabine Klinke-Rehbein sagt, ihre Behörde habe im Januar zwar noch gut 270 Fälle registriert (Basis dafür waren positive Antigen-Tests und PCR-bestätigte Fälle). Aber: Im Vormonat waren es noch mehr als dreimal so viele. Und im Januar 2023 hatte die Behörden-eigene Auswertung sogar ergeben, dass mehr als 3000 Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis an Covid 19 erkrankt waren.

Trotz bereits im Frühjahr 2023 ausgelaufener Corona-Schutzmaßnahmen rät die Amtsärztin aber dringend davon ab, mit Corona-Symptomen zur Arbeit zu gehen. Überhaupt sollte man im Fall einer Erkrankung Kontakte mit anderen meiden. Gefordert sei „ein umsichtiges Verhalten in Eigenverantwortung“.

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Dieses gelte natürlich auch im Umgang mit einer „akut hoch ansteckenden Atemwegsinfektion“ wie der Grippe. Ausgelöst durch Influenza-Viren über Tröpfchen, träten die ersten Krankheitszeichen dabei binnen 24 bis 48 Stunden auf. „Charakteristisch ist ein plötzlicher Beginn mit hohem Fieber, schwerem Krankheitsgefühl, trockenem Husten, Halsschmerzen, Muskel-, Glieder-, Rücken- oder Kopfschmerzen.“ Bei komplikationslosem Verlauf dauere es fünf bis sieben Tage bis zur Genesung.

Menschen ab 60 Jahren, Patienten mit Vorerkrankungen wie Asthma, chronischer Bronchitis, Herzerkrankungen oder einem beeinträchtigten Immunsystem sowie Schwangere sollten bei einem Verdacht auf Grippe aber auf jeden Fall einen Arzt aufsuchen, sagt die Amtsärztin. Gleiches gelte bei hohem Fieber. Und wenn man sich ab drei Tagen nach Symptombeginn plötzlich schlechter fühle, sei ebenfalls ein Arztbesuch anzuraten.

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Sebastian Birker arbeitet als Allgemeinmediziner der überörtlichen Gemeinschaftspraxis „Allmed4u“. Er sagt, die Zahl der Patientinnen und Patienten, die die Infektionssprechstunde in der Praxis an der Bruchstraße besuchen, sei zuletzt gestiegen, liege aktuell bei ein bis zwei Dutzend Menschen täglich.

Wie viele davon nachweisbar von Grippe betroffen sind, vermöge er nicht zu sagen. „Die meisten kommen ja erst spät“, oft könne man den Krankheitserreger dann nicht mehr nachweisen. „Ein banaler Infekt“, betont Sebastian Birker, „geht aber auch von allein wieder weg, dafür muss man nicht unbedingt zum Arzt.“ Bei anhaltendem Fieber oder anhaltendem Husten über mehrere Tage sollte man allerdings eine Praxis aufsuchen, erklärt der Allgemeinmediziner. Und sofort anzuraten sei ein Arztbesuch bei einem starken Krankheitsgefühl und/oder Luftnot in Ruhe.

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Und allen, die (noch) gesund sind, rät Birker, sich gegen die für diese Jahreszeit vermehrt auftretenden Atemwegserkrankungen durch eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf sowie körperliche Aktivität und frische Luft zu schützen. „Mit einer Grippe-Impfung dagegen würde ich jetzt, da das Virus ja schon da ist, im Normalfall bis zur nächsten Saison warten.“