Hattingen. Beim Altstadtgespräch erklären eine Physiotherapeutin und ein Arzt, wie Sport wirkt und wie oft welche Bewegung es sein darf
Sport ist die beste Medizin. Ist sie das wirklich? Diese Frage beantworteten beim Altstadtgespräch in Hattingen Sporttherapeutin Antje Potthoff von „Ortho-Mobile“ und Sebastian Birker, Arzt von „allmed4u“.
Das Grundrezept für einen gesunden Lebensstil ist eigentlich ganz simpel: eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung und viel, viel Bewegung. „Und wenn der Schweinehund zu groß ist, muss ich mich selbst überlisten“, ist der Rat von Sebastian Birkner.
Man kann Treppen mit Einkaufstüten hochlaufen, anstatt den Fahrstuhl zu nehmen, so kommt der Körper langsam in Schwung. Zu dem Grundrezept gibt es noch eine Geheimzutat: Das ist die Art und Weise, wie wir uns bewegen. Eben nicht nur schonend und ausdauernd trainieren, sondern auch mal voll belasten – egal in welchem Alter.
Träges Deutschland
Jeder Deutsche sitzt durchschnittlich 9,2 Stunden, im Jahr 2021 waren es noch 8,7 Stunden, so der Arzt. Die 18- bis 19-Jährigen kommen sogar auf zehn Stunden am Tag. Da hat auch die Coronazeit kräftig mitgeholfen. Der Anteil der Deutschen, die sich ausreichend bewegen, betrug 2010 noch 60 Prozent, von da an ging es bergab. Im Jahre 2018, also noch vor der Pandemie, waren es nur noch 43 Prozent.
Sport: So klappt der Start
Viele möchen gerne Sport machen, sind aber mutlos und haben Angst, weil sie noch nie den Körper gezielt bewegt haben. „Wir holen jeden da ab, wo er steht“, versichert Sporttherapeutin Antje Potthoff von Ortho-Mobile. „Was für ein Erfolgserlebnis, wenn man dann nach einigen Monaten die Treppe wieder hochlaufen kann, ohne völlig aus der Puste zu sein“, sagt sie. Man soll keine Wunder erwarten, es brauche natürlich einige Zeit, bis man fit werde. „Aber wir bekommen jeden dahin“, sagt die schlanke Sportlerin mit absoluter Zuversicht.
Der Arzt Sebastian Birker weist darauf hin, dass viele Krankenkassen die Kosten für solche Sportprogramme – zumindest für einige Zeit – übernehmen. Auch den Hausarzt kann man fragen. Er kann Bescheinigungen ausstellen, damit man als Reha-Maßnahme oder als Prophylaxe Sport finanziert bekommt.
Positive Effekte von Aktivität
Sport fördert die Haut- und Organdurchblutung, steigert die Atemfrequenz und lässt die Muskeln wachsen. Die positiven Auswirkungen von Sport sind längst wissenschaftlich bewiesen. Aber: Auf das richtige Maß kommt es an. Es senkt zum Beispiel dauerhaft Schmerzen, wenn das Training gut dosiert ist, ein ermüdendes Training kann aber auch Schmerzen bei chronischen Schmerzpatienten verstärken. Darum soll man langsam anfangen und den Körper nicht überfordern. Sport ist auch als Vorbeugung und Therapie möglich. Grundsätzlich gilt: Sport ist (mit) die beste Medizin. Was Bewegung alles kann, schilderte auch die Sporttherapeutin Antje Potthoff.
Säulen der Gesundheit
Das Beste, was man seinem Körper angedeihen lassen kann, ist ein Dreiklang von vernünftiger Ernährung, Bewegung und einer gesunden Psyche. Wenn man die Auswirkungen von Sport und Medikamenten auf den Körper vergleiche, schneide in der Regel Sport immer besser ab.
Sport als Lebensqualität
Eine bittere Wahrheit: Ab dem 30. Lebensjahr nimmt die Muskelkraft langsam ab. Wer seine Lebensqualität erhalten möchte, sollte Ausdauer- und Kraftsport machen. Ausdauer: Das kann ein strammer, längerer Spaziergang sein, Kraftsport kann man, muss man aber nicht, in der Muckibude machen, da reicht auch das eigene Körpergewicht, um sich mit entsprechenden Übungen fit zu halten.
Positive Auswirkungen
Körperliche Aktivität regt Stoffwechsel und Verdauung an, sie hilft, das Gewicht zu halten, stärkt das Immunsystem, verbessert die Leistungsfähigkeit und Gehirngesundheit und stärkt die Muskelkraft, was wiederum vor schweren Stürzen schützt. Nicht zuletzt werden das Glückshormon Dopamin und der Schmerzstiller Endorphin ausgeschüttet.
Wie oft man Sport machen sollte
Die Leitlinie der Weltgesundheitsorganisation empfiehlt: 2,5 bis 5 Stunden moderates Ausdauertraining pro Woche oder 1,5 bis 2,5 intensive Belastung. Das kann man sich natürlich auch über die Woche in kleiner Dosierung verabreichen. Zusätzlich sollten 2x45 Minuten pro Woche der Kraft gegönnt werden. Bei älteren Menschen über 65 Jahre sollten es 3x45 Minuten pro Woche sein, weil es vor schweren Stürzen schützt.