Hattingen. Die Lokführer streiken: Pendler in Hattingen steigen aufs Auto um, der Andrang in den Bussen bleibt aus, doch er Ersatzverkehr hat Probleme.
Die Lokführer streiken, die Bahnen stehen still und dann fällt auch noch die Straßenbahnlinie 308 weg. Doch die Hattinger sind am Streiktag gut vorbereitet. Die meisten scheinen auf das Auto umgeschwenkt zu haben, denn der große Ansturm auf Bus und Taxi bleibt aus. Die Straßenbahn ist aus anderen Gründen keine Option.
Im S-Bahnhof Hattingen Mitte herrscht gähnende Leere. Nur wenige Fahrgäste sind so mutig und hoffen, dass sie eine Bahn an ihr Ziel bringt. Andreas hat noch einen weiten Weg vor sich. Der 50-Jährige möchte heute von Essen in seine Heimat Bremen fahren und steht auf dem Bahnsteig in Hattingen. Eigentlich wollte er heute mit dem Auto fahren, doch das sei einfach nicht angesprungen. Deshalb ist er mit dem Bus hierher gefahren, in der Hoffnung, einen Anschluss nach Bochum zu bekommen. Jetzt wolle er mit dem Bus nach Wuppertal. Dort treffe er sich mit einem Freund, der ihn im Auto mitnehmen könne.
Bahnstreik in Hattingen bringt weiteres Problem mit sich
An der Straßenbahnhaltestelle stehen vier Servicemitarbeiter der Bogestra in roten Warnwesten und beraten Pendler. Mit dem Bahnstreik hat das allerdings nichts zu tun. Ein Tagesbruch bringt die Linie 308 ausgerechnet am Streiktag zum Erliegen. Zwischen Hattingen Mitte und der Haltestelle Lewackerstraße pendelt jetzt zusätzlicher Schienenersatzverkehr.
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Den gibt es auch als Ersatz für die S3, die heute ausfällt. Dabei kommt es immer wieder zu Verspätungen, denn „Essen ist zu!“, verrät ein Busfahrer, der nicht genannt werden möchte. Es sind nicht viele Menschen, die heute den Ersatzverkehr nutzen: „Wegen des Streiks steigen viele auf das Auto um.“
Taxifahrer haben nicht mehr zu tun
Es muss sich wohl um das eigene Auto handeln, denn die Taxifahrer haben heute noch keinen Ansturm erlebt. „Ich habe heute Morgen einen Mann nach Bochum gefahren, das lag am Streik. Ansonsten stehen heute nur normale Fahrten auf dem Plan“, so die Bilanz von Adam (61).
Heike Orth (57) und Marion Müller (65) würden gerne mit dem Bus nach Essen fahren. An anderen Tagen hätten sie die S3 genommen. Die beiden warten seit mehr als einer Viertelstunde auf den Ersatzverkehr. „8.44 Uhr sollte der fahren, wir sind schwer begeistert“, so Orth mit ironischem Unterton. „Wenn man einen Termin in der Uniklinik hat, ist das natürlich nicht so toll“, betont Müller. Auch Heike Orth hat es eilig, sie hat einen beruflichen Termin.
Wer nicht arbeiten muss, hat Glück
Glück hat der, der heute nicht arbeiten muss. Michael Brincker (58) arbeitet in Essen und muss erst am Samstag wieder arbeiten. „Dann ist der Bahnstreik ja schon wieder vorbei“, freut er sich. Über „unsere S-Bahn“, wie er sie nennt, verliert er kein gutes Wort. „Teilweise fehlt Personal, dann fährt sie nur jede Stunde, statt jede halbe Stunde, es ist fürchterlich.“ Er fährt zweimal täglich nach Essen, an schlechten Tagen kosten ihn Verspätungen bis zu zwei Stunden, aber das sei ein „Extremfall“, meistens sei es nur eine Stunde. „Es ist der Personalmangel, alle suchen. Auch die Busfahrer“, sagt er, während im Hintergrund manche Busse „Busfahrerin...“ und „Busfahrer gesucht“ statt ihres Zielortes anzeigen.
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Zurück am S-Bahnhof wartet Thyss Rolla vergebens auf die S3, die ihn zur Uni fährt. Ob ein Ersatzzug kommt, weiß er nicht, „aber es wurde eben durchgegeben, dass die S3 ausfällt.“ Der 23-Jährige studiert in Bochum, hat bereits am Vortag vom Streik erfahren und versucht heute dennoch sein Glück. „Ich plane normalerweise immer vor, dass ich auch eine Bahn später nehmen kann, falls eine Bahn ausfällt. Da bin ich ein bisschen zu deutsch.“