Hattingen. Hattinger Band Captain Disko startet Deutschland-Tour: Schlagzeuger Victor Schönenborn über Hindernisse, das Musikbusiness und die neue Single.

Captain Disko stehen seit zehn Jahren auf den Bühnen Deutschlands. Jetzt startet die Band ihre Minitour in Hattingen – mit einem Jahr Verspätung. Schlagzeuger Victor „Lat“ Schönenborn erklärt, wie es zur Verzögerung kam, warum die Band Captain Disko eine GbR ist und worauf sich Fans freuen dürfen.

Lange musste die Band auf ihre Tour warten. Der Grund: Der Branche geht es schlecht. Vor einem Jahr habe man einfach zu wenig Tickets verkauft, so Schönenborn. Gerade „kleinere Bands“ müssten derzeit ums Überleben kämpfen. Krieg, Inflation und die resultierende „allgemeine Gesamtsituation“ sorgt für sinkende Nachfrage. Wenn Menschen Geld für Konzerte ausgeben, dann für die großen „instagrammable Acts“, also für Künstler und Veranstaltungen, die besonders fotogen sind. „Es sieht natürlich besser aus, wenn man bei Beyoncé vor der Bühne steht und da was postet, als wenn das so ein kleiner, verrauchter Club ist.“

Captain Disko aus Hattingen startet verschobene Mini-Tour

Die Schere zwischen den großen und kleinen Künstlern klafft so immer weiter auseinander. „Konzerte von Weltstars wie Harry Styles oder Taylor Swift sind binnen Sekunden ausverkauft. In unserem Feld ist es so, dass viele Bands darum kämpfen müssen, Tickets zu verkaufen.“

Captain Disko

Bei Captain Disko treffen laute E-Gitarren auf poppige Synthesizer-Melodien. Sänger Daniel Kowalke besingt mal die „Dorfjugend“, mal die Mediensucht („Lisa“) oder die gute alte Kassette („Tape“).

Ihre erste EP Pornografie (2015) haben die Musiker aus Hattingen und Oberhausen über eine Crowdfunding-Plattform finanziert. Drei Jahre später folgte ihr erstes Album Nimmerland.

Deshalb handelt es sich bei der aktuellen Tour um die Nachholtour aus dem vergangenen Jahr. Schönenborn ist dankbar und erleichtert über die Kulanz der Veranstalter, die eine Verschiebung der Tour um ein Jahr ermöglichten. Eine Ausnahme gibt es doch: Den Düsseldorfer Club The Tube musste die Band vom Tourposter streichen. Das liegt schlicht daran, dass es den Club heute nicht mehr gibt. Auch wenn die Schließung in diesem Fall nicht aus finanziellen Gründen erfolgt sei, wie Schönenborn andeutet, schreitet das Clubsterben weiter voran.

Warum talentierte Musiker, eine Garage und Eierkartons als Schallschutz nicht reichen

Wer denkt, für eine Band brauche es nur eine Handvoll talentierter Musiker, eine Garage und ein paar Eierkartons für den Schallschutz, der irrt. Auch Musiker leben nicht vom Applaus allein und investieren Zeit und Geld in ihre Kunst. Wer einem Veranstalter seine Arbeit auf der Bühne in Rechnung stellen will, braucht eine Steuernummer. Deshalb organisieren sich viele Bands, wie auch Captain Disko, als GbR. „Man muss es halt professionell angehen, damit man bei den Veranstaltern auch professionell abgewickelt werden kann“, stellt Schönenborn klar.

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Am Freitag (27. Oktober) hat das Warten auf die Tour ein Ende. Ab acht Uhr abends gibt es im CVJM Hattingen neben Klassikern vielleicht auch neue Musik zu hören. „Wir mixen gerade an unserer neuen Single. Es geht ums Clubsterben und um kleine Bands. Wir haben uns weiterentwickelt, der Sound wird etwas härter werden“, so Schlagzeuger Schönenborn von Captain Disko.

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