Hattingen. Die vorläufige Senkung der Mehrwertsteuer soll Ende 2023 auslaufen. So gehen Hattinger Gastronomen mit der geplanten Erhöhung auf 19 Prozent um.

Ein Cappuccino für 3,50 Euro, eine Pommes für 3 Euro - viele Preise sind durch die Inflation gestiegen. Die Mehrwertsteuer für die Gastronomen wurde im Juli 2020 vorübergehend auf sieben Prozent gesenkt. Das soll nun ab kommendem Jahr vorbei sein. Dann sollen Getränke und Speisen wieder mit 19 Prozent besteuert werden. Die Befürchtung, dass dann die Gäste ausbleiben, ist auch bei den Hattinger Gastronomen zu spüren.

Bei einem Heißgetränk für 3 Euro möge die Differenz nur wenige Cent sein. Aber bei einer Rechnung für ein Essen mit der Familie kommen beispielsweise auf bisher 50 Euro dann mal knapp sechs Euro mehr drauf. Und das, wo das Geld bei den meisten gerade nicht sonderlich locker sitzt.

Sorge vor 19 Prozent Mehrwertsteuer bei Hattinger Gastronomen

Ariane Hensch, Inhaberin der Confiserie Harmonie, beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit dem „heiklen Thema.“. Denn klar ist, dass sie die Teuerung in voller Höhe an die Kunden weitergeben müssten. Die Frage ist nur wie. „Wenn wir Kuchen über die Theke verkaufen, dann bleibt es bei der Mehrwertsteuer von 7 Prozent“, wird das gleiche Stück aber im Café verzehrt, müssen 19 Prozent Mehrwertsteuer berechnet werden.

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„Entweder machen wir eine Mischkalkulation oder aber wir erhöhen nur die Preise für den Verzehr bei uns.“ Beides aber „ist nicht das Gelbe vom Ei.“ Sie und viele andere ihres Handwerks haben nun Angst, „dass unsere Produkte zu einem Luxusgut werden“ und damit die Kunden demnächst noch genauer überlegen, ob sie sich einen Besuch im Café genehmigen möchten.

Mehrwertsteuererhöhung wird ein Problem für viele Gäste

David Mohammadi vom Restaurant „Rosso Picante“ ist ebenfalls in Sorge. „Es ist doch schon alles teurer geworden. Man merkt es es, dass viel weniger Gäste kommen“, sagt er. Wenn die Mehrwertsteuer wieder auf 19 Prozent erhöht wird, muss er das an seine Kunden weitergeben.

„Die Preise für die Lebensmittel sind ja ohnehin schon gestiegen und die Gewinne werden immer geringer“. Er ist sich sicher: „Wenn dann eine Pizza auf einmal 13,99 Euro kostet, dann werde ich viele Kunden verlieren.“

Beim Restaurant Pilgrimshöhe sind Mitarbeiter und Kunden noch gelassen.
Beim Restaurant Pilgrimshöhe sind Mitarbeiter und Kunden noch gelassen. © Fischer | Archiv: Walter Fischer

Mehrwertsteuer müssen Gastronomen in Hattingen weitergeben

Entspannt sind noch die Mitarbeiter und Gäste vom Restaurant Pilgrimshöhe und der Pommeskurve. Die langjährige Mitarbeiterin Monika Schäfer weiß aus Erfahrung „die Kunden reden erst drüber, wenn es passiert ist“. Wenn die Rückführung auf 19 Prozent kommt, dann wird sie auch an die Kunden weitergegeben.

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„Die Gäste sind ja ohnehin nicht glücklich darüber, dass alles teurer wird und waren mit den Erhöhungen in den letzten Monaten nicht so ganz einverstanden.“ Aber „wir passen unsere Preise immer so schonend wie möglich an“, ergänzt sie.

Bürgermeister aus Hattingen ist im Austausch mit den Gastronomen

Bürgermeister Dirk Glaser ist mit den Hattinger Gastronomen im Austausch und kann deren Sorgen um eine Wiedereinführung der höheren Mehrwertsteuer gut nachvollziehen. Vor allem die erhöhten Preise für Waren, Energie und Personal machten der Branche zu schaffen.

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„Der Fachkräftemangel ist in der Gastronomie ein besonderes Problem. Meine Sorge besteht darin, dass Gastronomen ihre Geschäfte schließen könnten, wenn die Mehrwertsteuer wieder steigt, weil viele Menschen wahrscheinlich seltener auswärts essen gehen. Das würde Hattingen als Tourismusstandort, an dem der Gastronomie als Wirtschaftsfaktor eine besondere Bedeutung zukommt, stark schwächen“.

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Die Erhöhung der Mehrwertsteuer hätte selbst bei gleichem Konsumverhalten, so glaubt Dirk Glaser, keine nennenswerte Auswirkungen auf den städtischen Haushalt, da ein erhöhtes Steueraufkommen zunächst dem Finanzamt zufließt. Gemeinden erhalten von Mehreinnahmen nur einen geringen Anteil, erläutert er.