Hattingen. Seit Jahren liegt das geplante Konzept Hattingens zur Unterbringung Wohnungsloser auf Eis. Ein neues Projekt soll helfen, Wohnungen zu finden.

Leer gefegt ist der Wohnungsmarkt. Das bekommen vor allem die zu spüren, für die die Stadt eigentlich eine bessere Bleibe finden wollte: Die Obdachlosen. Und neben bezahlbaren Wohnungen fehlt es in Hattingen auch seit Jahren an einem Träger, um die Unterbringung der Wohnungslosen neu aufzustellen.

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„Die Zahlen sind seit 2021 nahezu stabil geblieben, sie schwanken zwischen 19 und 22 unterzubringenden Personen. Die Fluktuation ist leicht gestiegen“, teilt Susanne Wegemann von der Pressestelle der Stadt mit. Aber gerade in Hattingen sei vor allem die versteckte Wohnungslosigkeit vorhanden, erklärt Birgit Land von der Obdachlosenberatung der Diakonie Mark-Ruhr. Die hat ihren Sitz auf der Augustastraße 7 und kümmert sich zusammen mit einem ganzen Netzwerk in der Stadt um Obdachlose.

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Schon vor Jahren hatte die Stadt Hattingen ein Konzept zur Unterbringung dieser Menschen beschlossen. 2018 war es aber auf Eis gelegt worden, weil sich für die Einrichtung eines Tagesaufenthaltes für Obdachlose kein Träger finden ließ. „Daran hat sich bis heute nichts geändert“, sagt Susanne Wegemann. Weiterhin haben die Wohnungslosen in der Werkstraße 40 ein Dach über dem Kopf. Diese Einrichtung können sie rund um die Uhr nutzen.

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„In unserem Einzugsgebiet im Ennepe-Ruhr-Kreis steht ein hoher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum einem geringen Angebot gegenüber. Besonders Personen mit komplexen, sozialen Problemlagen werden zunehmend vom Wohnungsmarkt ausgeschlossen“, betont Ulf Wegmann, Fachdienstleiter der Wohnungslosenhilfe der Diakonie.

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Die Diakonie hat jetzt eine Möglichkeit mehr, weiterzuhelfen, weil das Land das Projekt „Endlich ein Zuhause“ aufgelegt hat. „Es wurde zuerst in Großstädten erprobt und wird jetzt auch in Hattingen umgesetzt“, freut sich Birgit Land. Ein Mitarbeiter, der dafür eingestellt wurde, nimmt Kontakt zu privaten Wohnungsbesitzern auf, versucht, Wohnungen zu bekommen, beziehungsweise zu erhalten, wenn die Wohnungslosigkeit droht.

Die Diakonie hilft, Mietschulden zu verhindern, spricht mit Vermietern, wenn die Schulden beglichen sind. Generell stellt die Diakonie auch die postalische Erreichbarkeit sicher. „Denn die Menschen müssen auch für die Behörden erreichbar bleiben. Hier hat jeder sein eigenes Postfach.“

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„Nicht immer zahlt das Amt die Miete direkt an die Vermieter. Damit müssen die Mieter einverstanden sein. Und dann ist das Geld schon mal weg, weil andere Schulden dringender bezahlt werden müssen“, erklärt die Fachfrau.

Ihrer Erfahrung nach ist die Zahl der Obdachlosen leicht gestiegen, aber auch sie kennt die versteckte Wohnungslosigkeit. Die Menschen kommen oft für einige Zeit bei Freunden oder Bekannten unter, so dass sie offiziell in den Statistiken nicht erscheinen. „In Hattingen sieht man eben weniger Menschen auf der Straße als in Großstädten.“

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Auch Michael Dommermuth von „Niederwenigern hilft“, kennt das Problem. Mit einem losen Zusammenschluss von Helfenden kocht der Gastronom aus Niederwenigern zusammen mit seinem Mann für Obdachlose in mehreren Städten. „Immer donnerstags fahren wir in Hattingen die Stellen ab, an denen wir oft Wohnungslose finden und verteilen Essen. Wir kennen ja die Orte, an denen sie sich aufhalten.“ Die Freude und Dankbarkeit sei bewegend, sagt er. Für die Helfer Antrieb genug, weiterzumachen.