Hattingen. Lego-Rampen ebnen den Weg in Geschäfte. Die Aktion von Lebenshilfe und Kreis ist in Hattingen gestartet. Wer mitmacht, wie Bürger helfen können.
Draußen vor der Ladentür bleiben zu müssen, weil eine Stufe am Eingang ohne Hilfe ein unüberwindbares Hindernis ist: Dafür kennen Rollstuhlfahrer wie Dominik Grigat in der Innenstadt einige Beispiele. Doch nun sollen Legosteine einen bunten Beitrag liefern, damit Einzelhandel und Gastronomie in Hattingen und dem Ennepe-Ruhr-Kreis barrierefreier betreten werden können. Der Startschuss für das Projekt ist jetzt beim Optikergeschäft „Sehenswert“ im St.-Georgs-Viertel gefallen.
Rund 20 Objekte für Rollstuhlfahrer sind in der Innenstadt nicht erreichbar
Wie barrierefrei ist die Hattinger Innenstadt? Dieser Frage geht Dominik Grigat zusammen mit Anke Jost und Tunahan Bahar von der Lebenshilfe schon seit langem nach. Im Vorjahr haben sie sich zusammen mit Bürgermeister Dirk Glaser auf den Weg durch die Fußgängerzone gemacht, nachdem dieser wegen eines Unfalls zeitweilig selbst auf den Rollstuhl angewiesen und Anke Jost wegen eines Sturzes zudem stark in ihrer Mobilität eingeschränkt war. Diese „Testfahrt“, bei der Eingänge der Gastronomie und der Geschäfte genau angeschaut und auf Barrierefreiheit getestet wurden, ergab dabei, dass rund 20 Objekte für Menschen, die Rollstühle benutzen, nicht erreichbar sind.
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Das aber, so hoffen die Initiatoren der Aktion, soll sich nun zumindest überall da, wo es leicht möglich ist, ändern – mit mobilen Rampen aus Legosteinen. Auch Eltern mit Kinderwagen sowie Senioren, die mit dem Rollator unterwegs sind, können von den kleinen Lego-Rampen profitieren. Ein Bauantrag für diese ist dabei nicht erforderlich, die Lego-Rampen können nicht nur sehr individuell gestaltet, sondern dank ihrer Leichtigkeit auch schnell an eine Stufe an- und abgelegt werden.
Die erste Lego-Rampe ist gebaut
Vor dem Optikergeschäft „Sehenswert“, für das Anke Jost nun die erste Lego-Rampe gebaut und die einzelnen Steine fest miteinander verklebt hat, sind diese nicht dauerhaft zu sehen. Ladeninhaber Felix Weber holt die auf seine Eingangsstufe genau abgestimmte Rampe nur bei Bedarf hervor. Ein Schild im Schaufenster weist alle, die eine Rampe benötigen, um in seinen Laden zu gelangen, eigens darauf hin.
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„Als ich von den Lego-Rampen hörte, fand ich sofort: Das ist eine tolle Sache, bei der ich mitmachen wollte. Zumal ich durch einen Cousin die Probleme von Menschen im Rollstuhl in Sachen Barrierefreiheit kenne“, so Weber.
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Ur-Initiatorin der Idee, mit den kleinen Spielsteinen aus Dänemark Barrieren zu überwinden, ist übrigens die Hanauerin Rita Ebel, verrät Anke Jost. Die „Lego-Oma“, wie die Hessin sich selbst nennt. Seit fast drei Jahrzehnten sitzt sie im Rollstuhl, ist infolge eines Autounfalls querschnittsgelähmt. „Wenn man selbst im Rollstuhl sitzt, spürt man stündlich, wo es irgendwo hapert. Und natürlich spricht man viel über Inklusion, aber man lebt sie so wenig“, hat sie einmal gesagt.
Wo man Lego-Steine spenden kann
Um weitere Lego-Rampen in Hattingen und dem EN-Kreis bauen zu können, werden Steinspenden benötigt. Angenommen werden sie von der Lebenshilfe Hattingen e.V., persönlich oder per Post. In beiden Fällen lautet die Adresse Augustastraße 8, 45525 Hattingen.
An folgenden Standorten in der Hattinger Altstadt sind zudem Lego-Spendenboxen aufgestellt: Optikgeschäft „Sehenswert“, Sankt-Georg-Straße 10; Wollgeschäft Maschenprobe, Johannisstraße 13; Schmuckmanufaktur Brune, Obermarkt 5; Paracelsus-Apotheke, Heggerstraße 29.
Ansprechpartner für weitere Rückfragen zum Projekt sind Anke Jost von der Lebenshilfe (Tel. 02324/6857012, jost@lebenshilfe-hattingen.de) und Paul-Philipp Itzek von der Kreisverwaltung (Tel. 02336/93 2257, P.Itzek@en-kreis.de).
Hattingen soll übrigens nur der Anfang der Lego-Rampen-Aktion sein.
Für einzelne Stufen oder auch Kanten ist die Lego-Lösung „bestens brauchbar“
Ziel ist es, mit den bunten Bausteinen möglichst viele Orte im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis zugänglicher zu machen, sagt Paul-Philipp Itzek, Inklusionsbeauftragter der Kreisverwaltung. Zwar könnten mit den Steinen nicht alle Barrieren überwunden werden. Beispiele aus anderen Städten zeigten aber: Für einzelne Stufen oder auch Kanten sei die Lego-Lösung „bestens brauchbar“. Und auch sehr tragfähig: „In Köln etwa“, so Itzek, „lassen sie über Lego-Rampen sogar E-Rollis fahren.“
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