Hattingen/Sprockhövel/EN-Kreis. Werden Lebensmittel in Hattingen & Sprockhövel etwa noch teurer, weil der trockene Sommer die Ernte erschwert? Die Antworten des Kreis-Landwirts.
Sie sehen mitgenommen, teils verdorrt aus, die Grünflächen in Hattingen und Sprockhövel, auch in allen anderen Städten des EN-Kreises. Bei den durchgängig heißen Temperaturen bis zu 30 Grad Celsius oder darüber hinaus, drohen auf Dauer ernste Auswirkungen. Kreis-Landwirt Dirk Kalthaus warnt vor den Folgen, die der heiße Sommer nach dem nassen Frühjahr nach sich ziehen kann.
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Durch die außergewöhnlichen Regenmengen in der ersten Jahreshälfte hatten die Landwirte Schwierigkeiten beim Ackerbau. „Die Feldbestellung war unglaublich problematisch, die Maissaat schwierig zu streuen oder gar nicht möglich“, berichtet Kalthaus. Somit sei auch die Nährstoffversorgung nicht einfach gewesen, weil die notwendige Gülle nicht gut verteilt werden konnte. Erst Anfang Mai, drei Wochen später als üblich, konnte Mais unter guten Bedingungen wachsen – bis es heiß wurde. „Das Wurzelwerk hat sich in der kurzen Zeit noch nicht so gut ausgeweitet. Somit fällt es dem Mais schwieriger, bei dem trockenen Wetter Wasser aus dem tieferen Boden zu ziehen“, erklärt er. Dramatisch würde es aber erst werden, sollte in den kommenden sechs Wochen kaum ein Tropfen vom Himmel fallen.
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Die Bauern hoffen daher nicht nur auf etwas Regenwetter und vereinzelte Schauer wie in den vergangenen Wochen, die mal an einem Ort mehr Wasser in den Boden spülen, am anderen vielleicht aber nur eine geringe Menge. „Am besten wäre nun wieder ein Tiefdruckgebiet. Platt ausgedrückt brauchen wir nun mal wieder richtiges Sauwetter“, sagt Kalthaus. Dann werden auch gute Voraussetzungen für den Anbau von Mais und Getreide geschaffen.
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Schwer einzuschätzen ist für Kalthaus, ob sich Auswirkungen auf die Preise von Ernteprodukten ergeben, die Verbraucher beim Kauf in Supermärkten spüren würden. „Das kann man erst nach der Ernte im August sagen, bei Obst und Gemüse müssen wir abwarten.“
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Auf Milch- und Fleischprodukte bezogen schätzt er, dass eher die Marktbranche selbst die Preise festlegt, unabhängig von Ernteerträgen und deren weiterer Verarbeitung. Und die Inflation in 2022 sei vermutlich tatsächlich durch die Kriegssituation in der Ukraine hervorgerufen worden. Kalthaus vermutet, dass von der Ukraine aus die Weizenlieferungen in diesem Jahr wieder möglich sein werden.
Der erste Grasschnitt des Jahres war gut
Der erste Grasschnitt vor ein paar Wochen sei gut gewesen, bei allen Höfen durchweg. Gras macht zwischen Ennepe und Ruhr etwa 70 Prozent des Ernteanteils aus. „Der erste Grasschnitt hat etwa 25 Prozent mehr Ertrag gebracht als sonst“, sagt der Sprecher der Landwirte zwischen Hattingen und Herdecke, Breckerfeld und Sprockhövel. So konnte er auch seine Milchkühe mit ausreichend Futter versorgen. Ebenso hatten Betriebe mit Pensionspferden qualitativ gutes Heu zur Verfügung.
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Doch die gute Nachricht wird getrübt: „Die Menge aus dem zweiten Schnitt, den noch gar nicht alle vorgenommen haben, ist durch die heißen Temperaturen im Vergleich zu den Vorjahren um 50 Prozent gesunken.“ Viele Flächen sind abgeerntet, nun besteht die Gefahr, dass sie vertrocknen.
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Bewässerungssysteme gibt es in der Region nicht, allein schon wegen der Topografie. An Feldern mit Hanglage wäre nicht nur die Konstruktion schwierig. „Hier müsste man rund 50 Meter unter die Erde, um überhaupt an ausreichend Grundwasser zu gelangen, das ist zu teuer“, erzählt der Landwirt.