Hattingen. Sie wollen kein Elterntaxi sein, haben aber keine Wahl: In Hattingens Hügelland fällt immer wieder der Bus aus. Die VER erklärt das Problem.
Immer wieder bleiben Schüler aus dem Hattinger Hügelland morgens an der Bushaltestelle stehen. Eltern müssen dann spontan als Taxi einspringen, damit die Kinder rechtzeitig in der Schule sind. „Wir haben keine Alternative“, beschweren sie sich. Die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) entschuldigt sich. Zufriedenstellen dürfte die Antwort die Hattinger aber nicht.
Viele Schüler aus dem ländlichen Hattinger Raum sind betroffen: Sie fahren mit der Linie 330 in die Stadt und zu ihren Schulen. Doch ausgerechnet die erste Fahrt laut Plan fällt häufig aus – alleine in der vergangenen Woche drei Mal. Der nächste Bus kommt erst mehr als anderthalb Stunden später – weit nach Unterrichtsstart. „Vor allem im Winter war es schlimm. Es ist immer der eine Bus, der ausfällt“, ärgert sich Susanne Lipphard. Die Mutter wohnt in Stüter, ihr Sohn besucht die Realschule Grünstraße.
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Sie merkt an, dass im Online-Auskunftssystem der VER der Ausfall oft erst nach der eigentlichen Abfahrtszeit aufgeführt ist. „Aber das interessiert bei der VER keinen“, schildert sie ihre Erfahrungen bei Nachfragen. Die Folge: Die Kinder kommen morgens zurück und die Eltern müssen schnell handeln.
Allein durch Homeoffice und Gleitzeit ist es möglich, die Schüler rechtzeitig zur Schule zu bekommen, betonen mehrere Betroffene. Sie haben sich inzwischen als „Bringdienst“ organisiert und fahren die Schulen an. Da geht schnell mehr als eine Dreiviertelstunde für Hin- und Rückfahrt ins Land. Das ist längst nicht für jeden möglich. Außerdem: „Elterntaxis werden kritisiert, aber wir haben ja gar keine Wahl“, sagt Mutter Andrea Gladis.
Pünktlichkeitsversprechen der VER
Mit einem Pünktlichkeitsversprechen wirbt der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER). Das besagt: Wer mit einem VER-Fahrzeug die Zielhaltestelle um mehr als zehn Minuten verspätet erreicht, kann sich den Preis eine VRR-Einzeltickets der Preisstufe A erstatten lassen.
Die Verspätung muss innerhalb von drei Werktagen gemeldet werden online, über die Servicenummer 01806 504030 (20 Cent/Verbindung aus allen deutschen Netzen) oder in einem Kundencenter. Den Erstattungsbetrag kann man sich innerhalb von drei Monaten im Kundencenter auszahlen lassen. Das benutzte Busticket muss vorgelegt werden.
Schoko-Tickets sind vom Pünktlichkeitsversprechen ausgenommen, „aber wir verweisen gerne auf die Mobilitätsgarantie, die ab einer Abfahrtsverspätung von 20 Minuten und mehr in Anspruch genommen werden kann“, so die VER-Sprecherin.
„Personalengpässe können passieren, aber ich habe Sorge, dass weitere Linien gestrichen werden, weil man meint: ‘Die Eltern fahren die Kinder sowieso’“, betont sie.
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Die VER bedauert auf WAZ-Nachfrage die Umstände und entschuldigt sich vielmals dafür. Sprecherin Sandra Bruns erklärt, es gebe aktuell sowohl bei dem Verkehrsunternehmen selbst wie auch bei Fremdfirmen, die in seinem Auftrag fahren, noch immer einen sehr hohen Krankenstand. „Da die Krankmeldungen häufig erst in den Morgenstunden in der Disposition eintreffen, entfallen in der Zeit der Dienstumbesetzung entsprechend die ersten Fahrten der Linie.“ Davon betroffen ist auch die von den Stüteranern als Schulbus genutzte Verbindung der Linie 330.
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Die Eltern wünschen sich, dass Ausfälle durch Personalknappheit anders organisiert werden – zum Beispiel auf spätere Verbindungen oder Linien, auf denen es eine Alternative gibt. Unternehmenssprecherin Sandra Bruns muss enttäuschen: „Da alle unsere Linien fest in einem Fahrplan auf Basis des durch den EN-Kreis aufgestellten Nahverkehrsplans verankert sind, inklusive Anschlussplanungen für Umsteiger auf zum Beispiel Nahverkehrszüge, können wir leider bei Fahrer-Engpässen den Fahr- und Linienplan nicht für einzelne Linien neu- oder umgestalten.“
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Zum Problem der späten Meldung von Ausfällen räumt sie ein, dass es noch keine automatisierte Live-Verfolgung der Linien bei der VER gebe. Deshalb könnten Einschränkungen nur wochentags im Zeitraum zwischen 7.30 und 15.30 Uhr über die Homepage mitgeteilt werden. Immerhin: „Wir arbeiten derzeit an der Umsetzung einer automatisierten 7/24-Information für unsere Kund*innen.“