Hattingen. Leonie Fredrich aus Hattingen macht 2023 Abitur am Gymnasium Waldstraße. Sie erzählt, wie sie den Abi-Stress erlebt und von den zwei Abi-Typen.

Als Abiturient, oder wie ich, als Abiturientin, gibt es zwei Arten von Haltungen – gestresst oder verschlafen. Ich gehöre definitiv zur gestressten Gruppe. Mit meinen 18 Jahren dachte ich, wie viele andere auch, dass ich nach meinen schriftlichen Abiturprüfungen ja genug Zeit für alles andere im Leben habe. Leichter gesagt, als getan.

Im Endeffekt habe ich mir unzählige Aufgaben, Verpflichtungen und Projekte aufgebrummt. Wenigstens mein Abiballkleid habe ich schon vor meinen Prüfungen gekauft – eine Sorge weniger und die Vorfreude auf den Abiball stieg damit auch.

Abiturientin Leonie Fredrich gehört zur Gruppe der Gestressten: ein Bericht

Angefangen hat eigentlich alles mit der verschobenen Biologie Prüfung. Am Mittwoch, 19. April, sollte sie sein. Ab dem Montag davor machte ich mich schon verrückt. Es half alles nichts – Yoga, Beruhigungsglobuli und auch Teetrinken versagten.

Und nicht nur mir ging es so, sondern auch anderen, die Biologie als schriftliches Fach gewählt hatten. Aber vor allem auch meiner lieben Mama. Sie versuchte so sehr, mich zu beruhigen, dass ich den Eindruck hatte, sie versuche, sich selbst zu beruhigen. Insbesondere auch, weil mein Bruder, der ein Jahr zuvor seine Prüfungen absolviert hatte, zu der verschlafenen Sorte von Abiturienten gehörte.

Abipanne: Zwei Tage bringen alles Durcheinander

Am Dienstagabend standen alle, die genauso wie ich schon zwei Tage zuvor nervös waren, nun da und wussten nicht, wohin mit sich. Aufgrund der Probleme bei der Digitalisierung in NRW konnten die Prüfungen in vielen Schulen nicht heruntergeladen werden, so auch an meiner, dem Gymnasium Waldstraße.

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Na gut, dachten wir uns – auf der einen Seite haben wir zwei Tage länger zur Vorbereitung, auf der anderen Seite müssen wir alles zwei Tage länger behalten. Zwei Tage. Zwei Tage, die meinen gesamten Lernplan durcheinanderbrachten. Zwei Tage, die ich mich erneut verrückt machte. Zwei Tage, an denen ich nun auch schon Deutsch und Englisch für die Prüfungen in der nächsten Woche lernen musste.

Ein Probelauf wäre schön gewesen

Was ich daraus gelernt habe? Dass ich für Deutsch und Englisch vermutlich nicht hätte lernen müssen und die gleiche Leistung erbracht hätte. Und deshalb war die verschobene Prüfung nun auch kein Weltuntergang.

Nachdem ich die Prüfungen hinter mir hatte, dachte ich wie die meisten meiner Freundinnen und Freunde, ich würde sie gerne noch mal und mit einem besseren Gefühl schreiben. Es wäre schön, wenn das nur ein Probelauf gewesen wäre. Aber wenigstens hatten wir es hinter uns und fühlten uns erleichtert.

Aktivitäten sorgen für Stress

Bis zur mündlichen Prüfung Ende Mai waren es noch etwas über drei Wochen. Ins Lernen habe ich mich nicht gleich wieder gestürzt. Und warum ich erst später angefangen habe? Nicht, weil ich die gesamte Zeit verschlafen habe und nicht motiviert genug war, sondern weil ich zur gestressten Sorte gehöre. Mein Wochenende bestand nicht aus Party – wie ich es mir vorgestellt hatte. Bei anderen vielleicht schon.

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Beschweren will ich mich nicht; bis auf das Lernen macht mir alles in meiner Freizeit Spaß. Und außerdem halte ich dann im Juni mein Abitur in den Händen. Daran zu denken, tut gut. Aber es ist nun mal anstrengend zur stressigen Sorte zu gehören. Die Verschlafenen machen es sich leichter, ob diese nun mehr lernen, ist fraglich.