Hattingen. Wünsche für unterdrückte Frauen im Iran haben von der Lebenshilfe Hattingen betreute Behinderte gemalt. Ausstellung und Spendenaktion folgen.
Eine riesige schwarze Katze hat Dominic Griegert auf seine grün grundierte Leinwand gemalt. Der 37-Jährige beteiligt sich an einer Kunstaktion der Lebenshilfe Hattingen für die Freiheit der Frauen im Iran. Wünsche für sie werden hier zu Bildern. Griegert wünscht ihnen, dass sie Haustiere halten dürfen.
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Das nämlich ist ihnen verboten. „Im Islam gelten Haustiere als unrein“, erklärt Soodabeh Yavari (35). Soodi, wie die Teilnehmenden sie nennen, stammt aus dem Iran, arbeitet als Sozialpädagogin bei der Lebenshilfe Hattingen. Und weil die Betreuten immer wieder fragten, woher sie kommt, und außerdem in den Nachrichten von der Bewegung Frauen-Leben-Freiheit erfuhren, entstand die Idee zu dem Projekt, bei dem zehn Erwachsene mit Einschränkung im Holschentor zu Pinseln greifen.
Kunstprojekt der Lebenshilfe Hattingen befasst sich mit Wünschen für Frauen im Iran
An der Wand hängt der Schriftzug der Lebenshilfe Hattingen neben einem Blatt, das die iranische Flagge zeigt. Von einem Pappteller aus kommt die Acrylfarbe auf die Leinwände.
Doch begonnen hat alles mit einem Kamingespräch. „Dort haben wir das Thema runtergebrochen und erklärt“, sagt Dirk Schefer von der Lebenshilfe Hattingen. „Es wurde schnell deutlich, dass nicht nur geredet, sondern auch gehandelt werden sollte. Es entstand die Idee, ein Zeichen der Unterstützung zu setzen“, erklärt Schefer den Weg hin zum Kunstprojekt.
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Informationen in einfacher Sprache
In leichter Sprache und mit Bildern hat das Lebenshilfe-Hattingen-Team auch aufgeschrieben, dass 1979 die Mullahs die Herrschaft übernahmen, dass sie neue Gesetze machten, die das Leben der Frauen bis heute einschränken. Beispiele zeigen, in welcher Weise: Frauen dürfen nicht tanzen. Dieses Themas hat sich künstlerisch Tanja Dahlmann (52) angenommen und eine Tänzerin mit einem Rock in den Farben der iranischen Flagge gemalt, die Frau trägt ein Oberteil mit Herzausschnitt und wehende, offene Haare – auch das ist etwas, das die Künstlerin Frauen im Iran wünscht.
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Dass sie ihren Beruf frei wählen dürfen, erhofft sich Klaus Plöchinger. Er hat eine Frau in ein schweres Baustellengerät gesetzt, auch die Farben der iranischen Flagge finden sich wieder. „Jeder hat vorab sein Thema benannt, das wir auf einen Zettel geschrieben haben. Zum Grundieren haben wir Schwämme benutzt, weil die Handhabung einfacher ist. Der Rest entsteht mit dem Pinsel“, schildert Künstlerin Birgit Tillmann.
Frauen mit blauen, offenen Haaren und in Hosen
Selina Behrendts (32) Werk zeigt vor einem pinken Hintergrund eine ausdrucksstarke Frau mit rosafarbener Katze auf dem Arm. Die Frau mit dem wuscheligen braunen Haar ähnelt ihr.
Frauen im Iran, die Fußball spielen, das schwebt Manuela Büldge (42) und Sabine Schröder (66) vor. Manuela Büldge hat die Frauen in Trikots von Bayern München und dem VfL Bochum gesteckt. Fatemeh Gholami (30) unterstützt sie ehrenamtlich beim Malen. Beide unterhalten sich. Darüber, dass Frauen im Iran ein Kopftuch tragen müssen. Auf dem Bild tragen sie die Haare offen, bei VfL-Fan Sabine Schröder sind sie sogar blau. Und auf einem Bild tragen Frauen Hosen.
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Iranerin dankbar für Engagement
Gholami stammt aus dem Iran, ist seit eineinhalb Jahren in Deutschland, studiert Informatik an der Uni in Dortmund – und engagiert sich ehrenamtlich im internationalen Frauencafé. Als sie vom Kunstprojekt hörte, entschloss sie sich gleich, zu helfen. Sie hält auch Vorträge über die Situation der Frauen im Iran. „Darum kann ich nicht mehr in den Iran reisen. Aber ich fühle die Demokratie in Deutschland – und da muss ich mich einfach für die bedrohten Frauen im Iran einsetzen.“ Und freut sich, dass die Menschen mit Einschränkung sich dieses Themas annehmen.