Hattingen. . Lebenshilfe Hattingen hilft ihnen, Alltagsprobleme zu benennen und dann selbst aktiv zu werden,um Ziele zu erreichen. Damit nicht andere für sie, sondern sie für sich entscheiden

Robin ist bei diesem Treffen leider nicht da. Darum ist unklar, ob er sich jetzt wirklich an Kaufland gewandt hat. Das hatte er nämlich tun wollen, weil er „als er drin war, nicht mehr raus fand. Da wollte er bitten, ob nicht ein Plan gemacht und ausgehängt werden könnte“, erinnert Uwe Tillmann, Geschäftsführer der Lebenshilfe Hattingen, beim Treffen zum Thema Inklusion im gemütlichen Wohnzimmer des Vereins an der Bruchstraße.

Regelmäßig treffen sich Menschen mit Behinderung, die Kontakt zur Lebenshilfe haben, Mitarbeiter und Ehrenamtliche, um Alltagsprobleme aufzuzeigen – und selbst nach Lösungen zu suchen.

Ziele verwirklichen

Selina (23) ist gerne dabei. Sie berichtet, dass sich ihr Problem von alleine gelöst hätte. Angst vor ihrem Busfahrer hatte sie, wollte mit ihm reden, hatte sich schon Unterstützung gesucht. Doch er ist nicht mehr beim Unternehmen beschäftigt. „Aber ich war erstaunt, wie gut es geht, wenn man was versucht.“

Darauf hofft sie auch bei einer Herzensangelegenheit: „Meine Mutter möchte nicht, dass ich alleine in die Stadt gehe. Das wäre aber mein größter Wunsch. Ich gehe auch jeden Dienstag zum Verkehrstraining.“ Sie möchte außerdem nicht zum Walken. „Ich gehe doch lieber schwimmen. Und das sage ich inzwischen auch.“

Dominic (28) ist mehrfach behindert, sitzt im Rollstuhl. Ins Café Mexx wollte er gern. Das ist aber nicht barrierefrei. Der Betreiber war zum Bau einer Rampe bereit. „Der Denkmalschutz lehnte ab. Eine mobile Rampe müsste zwölf Meter lang sein, da kann man von den Angestellten nicht erwarten, dass sie die jedes Mal aufbauen“, sagt Anke Jost, Lebenshilfe Hattingen. Dominic hatte sie um Hilfe gebeten, beispielsweise für Telefonate. Denn seine Sprache ist oft nicht deutlich zu verstehen. Ins Café Mexx wird Dominic nicht kommen. Damit muss er sich abfinden. Aber er hat inzwischen eine andere Lokalität entdeckt, in die er nicht nur hinein kommt, sondern in der er auch die Toilette erreichen kann. „Man muss eben auch realistisch bleiben“, so Uwe Tillmann. Und manchmal Unangenehmes verarbeiten: Als sich Dominic bei Regen in einem Laden unterstellen wollte, wurde weggeschickt. Tillmann schärft ein: „Ihr dürft alles, was andere dürfen.“

Dominic erzählt vom Wunsch, an der Berlin-Fahrt der SPD-Hattingen teilzunehmen – mit Selina und nicht behinderten Menschen. Problem: das Besteigen des Busses, fehlende Pflegebetten in Hotels. „Gerade wird geprüft, wie das klappen kann“, so Anke Jost. Im Oktober jedenfalls wird das nichts – aber Dominic hat Geduld: dann vielleicht im nächsten Jahr. Wichtig ist, dranzubleiben. Das haben alle gelernt – und auch selbstbewusst zu sagen, was sie möchten. Denn, betont Tillman, „ihr seid die Einzigen, die sagen können, wie es bei euch ist.“