Hattingen. Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) hat Landeshilfe für den Pottacker mitgebracht. Pikant: Parteifreunde in Hattingen lehnen das Projekt ab.

Das Land NRW hat den Pottacker im Blick: Landesbauministerin Ina Scharrenbach (CDU) hat die Brache in der nördlichen Hattinger Innenstadt jetzt besucht. Und eine Zielvereinbarung für Landeshilfen bei der Entwicklung des Filetstücks mitgebracht. Pikant: Der CDU-Stadtverband Hattingen lehnt die Baupläne vehement ab.

Dass das kommunale Wohnbauprojekt Pottacker im Rahmen des Programms „Kooperative Baulandentwicklung“ in Zusammenarbeit mit NRW Urban geplant und umgesetzt werde, hatte der Rat der Stadt im Dezember 2022 beschlossen. Das Papier dazu hat Ina Scharrenbach jetzt vor Ort unterzeichnet. Damit steht die Landestochter NRW Urban der Stadt Hattingen als „Entwicklungsgesellschaft auf Zeit“ mit Rat und Tat zur Seite.

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Konkret wird am Pottacker die Mobilisierung und Entwicklung von Wohnungsbaugrundstücken und Flächen für den öffentlich geförderten Wohnungsbau unterstützt. Beim Besuch der Christdemokratin Ina Scharrenbach in Hattingen machte CDU-Ratsfraktionschef Gerhard Nörenberg dann gute Miene zum bösen Spiel. Denn die Ratsfraktion lehnt die aktuellen Pläne vehement ab.

2021 richten Stadt und Stadtwerke das Wärmekonzept noch einmal neu aus

Wir erinnern uns: Das Areal, auf dem zuletzt Kleingärten standen, beschäftigt Rat und Verwaltung seit vielen Jahren. 2009 ist die langgezogene Fläche erstmals als Standort für ein nachhaltiges Wohnquartier im Gespräch, 2013 liegen die Planungen auf dem Tisch, 2015 ist dann erster Spatenstich für die Erschließungsarbeiten. 2021 richten Stadt und Stadtwerke das Wärmekonzept noch einmal neu aus: Statt eines Blockheizkraftwerkes sollen Wärmepumpen zum Einsatz kommen.

Das Neubaugebiet Pottacker in Hattingen aus der Luft.
Das Neubaugebiet Pottacker in Hattingen aus der Luft. © www.blossey.eu / FUNKE Foto Service | Hans Blossey

Im März 2022 ziehen SPD und Grüne dann die Reißleine. Gerade will die Stadt Hattingen mit der Vermarktung und der Ausschreibung der ersten Grundstück-Tranchen für die insgesamt 110 Wohneinheiten beginnen, da formulieren die beiden Ratsfraktionen einen kompletten Richtungswechsel, der dann im Stadtrat auch vollzogen wird.

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Im Kern bedeutet das: Die Reihen- und Einzelhausstruktur des neuen Viertels wird aufgegeben, stattdessen mehr Wert auf Barrierefreiheit und sozialen Wohnungsbau gelegt.

Für barrierefreien und bezahlbaren Wohnraum.

Stadt sieht Baustart nicht vor 2026

Dass die ersten Mieter nun noch einmal Jahre später am Pottacker einziehen werden, steht fest. Baudezernent Jens Hendrix hatte die Befürchtungen von CDU und FDP in dieser Richtung schon im März 2022 bestätigt. Kaum zu halten sei der Zeitplan von SPD und Grünen, im Jahr 2023 schon in die konkrete Umsetzung der geänderten Baupläne zu gehen.

„Selbst wenn wir in 2022 alle Vorplanungen hinbekommen und im nächsten Jahr dann die erforderliche Bürgerbeteiligung und alle weiteren Planungsschritte, müssen wir für das Bebauungsplanverfahren zwei Jahre ansetzen“, sagte der Baudezernent seinerzeit. Und: „Vor 2026 ist an einen Baustart nicht zu denken.“

„Die 2009 erklärten Ziele sind nicht mehr zeitgemäß“, betonen dabei die Fraktionsvorsitzenden Melanie Witte-Lonsing (SPD) und Oliver Degner (Grüne). Sie fordern neben einer Neuausrichtung des Klimaschutzes auch eine Anpassung an die aktuellen Herausforderungen des Wohnungsmarktes. Baulich seien die bisher geplanten Tiefgaragen nur ein Beispiel „für die aus der Zeit gefallenen Planung“, meinen Witte-Lonsing und Degner. Inhaltlich fehle gerade in direkter Nähe zur Innenstadt barrierefreier und bezahlbarer Wohnraum.

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CDU und FDP haben schlimme Befürchtungen. „Die ursprünglichen Planungen mit individuellen Häusern und viel Grün dazwischen sind an der Stelle genau richtig“, argumentiert CDU-Fraktionschef Gerhard Nörenberg. Sie passten wunderbar zum Stadtbild, sorgten für gutes Klima und verhinderten Hitzetote. „Was wir nicht brauchen, ist ein Massenquartier.“ Marc Bartrina von der FDP warnt gar vor einer „Plattenbau-Siedlung“. Zudem würde das Bauprojekt noch einmal um Jahre zurückgeworfen.