Hattingen. Er ist vorangegangen, hat Gesicht und klare Kante gezeigt: Jetzt ist Otto König, ehemals IG-Metall-Chef in Hattingen, gestorben. Eine Würdigung.
Er war eine der prägenden Persönlichkeiten im Hattinger Hüttenkampf. Als IG-Metall-Chef wurde er laut, wenn es die Situation erforderte, wusste aber auch, wann er mit Bedacht und leise vorgehen musste, weil es zu einer guten Lösung für alle Beteiligten kommen sollte. Am Wochenende ist Otto König im Alter von 77 Jahren verstorben.
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Mönninghoff. Die Hütte. Kone. In den drei größten Arbeitskämpfen Hattingens ist Otto König vorangegangen. Kampfeslustig, wortgewandt. Die bewegendste Zeit ist zweifellos all das, was im Jahr 1987 auf der Henrichshütte passiert ist: 2900 von 4700 Arbeitsplätzen werden am 19. Februar durch die Vorstände der Thyssen Stahl und der Thyssen-Henrichshütte gestrichen. Die 4,2-Meter-Walzstraße und die beiden Hochöfen werden stillgelegt, Mitarbeiter beim Werkschutz, bei der Feuerwehr und in allen nichtproduzierenden Bereichen verlieren ihre Lebensgrundlage, ihren Job. Hattingen ist am Boden, die Lebensplanung von Tausenden wird mit einem Schlag zerstört. „Die wollen unseren Stahlstandort kaputtmachen“, sagt Otto König in ungewohnt knappen Worten. Und: „Unser Kampf wird jetzt erst richtig losgehen!“
Denn: Es gibt keinen Sozialplan! Er fordert Ersatzarbeitsplätze – und tatsächlich kommen viele Hüttenarbeiter später in anderen Werken in Duisburg, Krefeld oder Witten unter. „Auch wenn wir das Werk nicht retten konnten“, sagt König, „am Ende lief die Aktion einigermaßen sozialverträglich ab.“ Niemand steht am Ende mit ganz leeren Händen da. „Beeindruckend fand ich, wie viele Menschen wir mobilisiert haben.“ Vor allem die Menschenkette von der Ruhr- bis zur Kosterbrücke hat ihn stolz gemacht.
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Erster Bevollmächtigter der IG Metall
30 Jahre IG-Metall-Spitze: 20 Jahre lang ist Otto König Erster Bevollmächtigter der IG Metall Hattingen (1980-2000), anschließend übernimmt er eben diese Aufgabe auch bei der neu gegründeten IG Metall Gevelsberg-Hattingen.
Im Jahr 2010 geht Otto König in den Ruhestand und gibt den Staffelstab weiter an seine Nachfolgerin Clarissa Bader.
Die IG Metall in der Region hat sich 2020 erneut neu aufgestellt: Die früher eigenständigen Geschäftsstellen Gevelsberg-Hattingen, Witten und Wuppertal haben sich zur neuen IG Metall-Geschäftsstelle Ennepe-Ruhr-Wupper vereinigt.
Otto König ist ein Pfälzer Junge. Im Jahr 1971 kommt er hauptamtlich ans IG-Metall-Bildungszentrum Sprockhövel, er zieht nach Hattingen. Neun Jahre bildet er Funktionäre und Betriebsräte aus, bevor er 1980 Erster Bevollmächtigter der IG Metall Hattingen wird.
„Es ging sofort volle Lotte los“, sagt er in einem Gespräch mit der WAZ-Redaktion. Mönninghoff meint er, Arbeitskampf 1983/84. Es geht um 800 Arbeitsplätze. „Und nicht mehr nur um Sozialpläne.“ Denn drei Jahre nach dem Kauf der ehemaligen Leo-Gottwald-Werke, jetzt Mönninghoff, gerät die Bochumer Bomin-Gruppe in finanzielle Schwierigkeiten. Dass nicht alle Arbeitsplätze gerettet werden können, weiß jeder, deshalb entwickeln Gewerkschaft und Belegschaft eine Alternative: das Hattinger Modell. Schmiede und Presswerk werden als GmbH weitergeführt, eine Berufsbildungsstätte für die Weiterqualifikation der ausgeschiedenen Arbeiter wird geschaffen.
Im Jahr 2005 folgt der letzte schwere Schlag in Hattingen: Konzernboss Matti Alahuhta verkündet das Aus für die Kone-Rolltreppenfertigung (ehemals O&K) – mehr als 300 Mitarbeiter stehen plötzlich ohne Arbeitsplatz da. „Hattingen darf kein begehbares Museum werden“, ruft König bei der Maikundgebung auf dem Untermarkt. Wieder wird ein Sozialplan verhandelt – ein letztes Mal schlägt er mit seinen Kollegen das Beste für alle heraus.
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Jetzt ist Otto König gestorben – in der Hattinger Stadtgeschichte aber lebt er weiter.