Hattingen/Sprockhövel/EN-Kreis. Ist die Corona-Pandemie jetzt vorbei? Ist alles wie früher? Was bleibt? Eine Einschätzung für Hattingen, Sprockhövel und den gesamten EN-Kreis.
Vor drei Jahren wurde der erste Corona-Fall in Deutschland nachgewiesen. Danach ging alles ganz schnell – und schon am 22. März 2020 befand sich die Republik im ersten Lockdown. Nichts prägte das Leben in all seinen Facetten seither derart stark wie die Pandemie, die nun überwunden scheint. Doch ist sie das auch tatsächlich? Und was bleibt aus den Corona-Jahren? Astrid Hinterthür, Leiterin des Krisenstabs des Ennepe-Ruhr-Kreises, und ihre Sicht auf die Dinge.
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Erst die Rückschau verdeutlicht, was in den drei Jahren alles passiert ist: Wir haben Pflegekräfte beklatscht und Tote betrauert. Wir haben außer zum Einkaufen nicht vor die Türe gedurft. Wir haben uns nach Impfungen gesehnt oder sie verteufelt. Ex-Ministerpräsident Armin Laschet lobte erst das Schwelmer Drive-in-Impfzentrum im Kreis und fuhr dann seine Kanzlerkandidatur krachend vor die Wand. Testzentren öffneten und schließen jetzt wieder, die Kultur lag völlig brach und hat sich vor Ort noch lange nicht berappelt. Doch nirgendwo war Corona stets und ständig so präsent wie im Kreishaus, wo ab dem 1. Februar allerdings fast alle wieder ihren originären Aufgaben nachgehen können.
Hilfe von der Bundeswehr im Kreishaus
„Wir hatten zwischendurch ja sogar Hilfe von der Bundeswehr, um die Kontaktnachverfolgung schultern zu können“, sagt Astrid Hinterthür unter deren Regie viele Dutzend Mitarbeiter der Kreisverwaltung an der Pandemiebewältigung mitgearbeitet haben. Sie können sich nun wieder ihren eigentlichen Aufgaben widmen, das aufarbeiten, was liegen geblieben ist, und die unzähligen Überstunden abbauen. Von den befristet Angestellten sind bereits 25 Verträge ausgelaufen, von den noch existierenden 20 laufen 16 weitere im Sommer aus.
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Doch war es das tatsächlich mit Corona? „Grundsätzlich wird uns Corona weiter begleiten. Es bleibt eine meldepflichtige Krankheit und ich denke, wir werden damit leben müssen wie mit der Grippe“, sagt die Leiterin des Fachbereichs Soziales und Gesundheit. Die Pandemie im eigentlichen Sinne einer Pandemie sei medizinisch, sozial und politisch zu Ende. „Das heißt, dass die Fallzahlen stark zurückgehen, die Angst bei den Menschen abnimmt und die Politik Reglementierungen lockert.“
Dennoch mahnt sie zur Eigenverantwortung und dazu, Dinge aus den vergangenen Jahren zu lernen. Dazu gehören simple Sachen, wie nicht wieder anzufangen, sich in die Hand zu husten und diese anderen zur Begrüßung hinzustrecken. „Ich habe auch weiterhin Desinfektionsmittel im Auto und setzte eine Maske auf, wenn ich mich unwohl fühle“, sagt Astrid Hinterthür, die den Krisenstab gemeinsam mit dem Hattinger Michael Schäfer geleitet hat. „Die Hygienemaßnahmen haben auch dafür gesorgt, dass wir deutlich weniger Grippe-Fälle und erheblich weniger Magen-Darm-Erkrankungen hatten“, sagt sie.
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Doch werden sich einige Mitarbeiter aus dem Pandemie-Team auch weiterhin mit Corona beschäftigen, zum Beispiel für Altenheime oder die Krankenhäuser, in denen aktuell mehr als 30 Covid-Fälle stationär behandelt werden.
Und wie fällt ihr Fazit nach drei anstrengenden Jahren aus? Astrid Hinterthür überlegt eine Weile. „Ich glaube, dass wir als Kreisverwaltung einen guten Job gemacht haben. Wir haben beispielsweise ein sehr gutes Impfzentrum aufgebaut“, sagt sie. „Aber richtig gemacht haben wir – sowohl in der Kreisverwaltung als auch gesamtgesellschaftlich – mit Sicherheit nicht alles.“
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Im Nachhinein betrachtet bewertet sie zum Beispiel die Abschottung der Altenheime als falsch. „Viele Menschen sind so ganz allein gestorben. Niemand hat Abschied genommen. Aber: Ebenso wusste vorher niemand, was richtig und was falsch ist. Generell war es gut, dass wir vorsichtig waren.“