Hattingen. 40 Nicht-Impfberechtigte sind am 21. April im EN-Kreis geimpft worden. Die Kreis-FDP fordert eine Aufklärung des Vorfalls. Das ist passiert.
Die Zahl der Impfdrängler wird immer größer. Sie verschaffen sich mit gefälschten Angaben oder massivem Druck auf das Sicherheitspersonal Zugang zu den Impfzentren. Auch im EN-Kreis hat es vor drei Wochen einen Vorfall gegeben, bei dem sich 40 Personen ihre Impfdosis angeblich herbeigepöbelt haben. Die Kreis-FDP fordert eine Aufklärung des Vorfalls – sie sieht „das Vertrauen in das Impfzentrum und die Impfstrategie gestört“ und fordert von Landrat Olaf Schade „umfassende Aufklärung“. Unsere Redaktion hat recherchiert, was an diesem 21. April passiert ist.
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EN-Kreis erklärt sein Vorgehen an diesem 21. April
Die rund 40 Bürgerinnen und Bürger sind im Impfzentrum in Ennepetal sowie an der Drive-in-Impfstation an der Schwelm-Arena aufgelaufen, nachdem sie im Radio gehört haben wollen, dass im EN-Kreis an besagten Tag auch Nicht-Impfberechtigte geimpft würden.
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Der EN-Kreis erklärte die Entscheidung seines Krisenstabes, den Nicht-Berechtigten ausnahmsweise den ersehnten Piks zu geben, mit „aggressiv auftretenden und nicht impfberechtigten Bürgern am Impfzentrum“ in den Tagen zuvor. Um „die vor Ort beschäftigten Mitarbeiter zu schützen“, habe man eine Ausnahme gemacht.
Menschen haben die Meldung angeblich im Radio gehört
„Die Menschen, die die Meldung im Radio gehört hatten, kamen nach und nach. Da hatte sich niemand verabredet und es kam auch keine große Gruppe auf einmal“, sagt indes Gregory Staats vom Sicherheitsdienst SNS, der an beiden Standorten im Einsatz ist, nach Rücksprache mit seinen Mitarbeitern. Das Personal, das vor der Tür im Einsatz war, habe anfangs jedem einzelnen erklärt, dass es sich nur um einen Irrtum handeln könne und dass sie nicht impfberechtigt seien. Weil einige nicht glauben wollten, von einem Radiosender falsch informiert worden zu sein, hätte das gedauert.
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Das habe dazu geführt, dass irgendwann mehrere Personen im Eingangsbereich standen, die alle wegen der Falschmeldung gekommen waren. „Die waren natürlich nicht begeistert und auch angesäuert. Aber da war kein Aufruhr oder eine dramatische Situation“, widerspricht Gregory Staats dem Eindruck, es hätte etwas gegeben, wovor die Mitarbeiter drinnen hätten geschützt werden mussten.
Eine Person wollte die Sache „intensiv ausdiskutieren“
Eine Person habe die Sache zwar unbedingt „intensiv ausdiskutieren wollen“, so Staats. „Aus unserer Sicht war das alles völlig entspannt, und meine Mitarbeiter hatten das im Griff. Es ist ja nicht so, dass da Hells-Angels vor der Tür standen oder jemand in die Tür gedrückt oder ein Knüppel gezückt wurde.“
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Die Entscheidung, die Nicht-Impfberechtigten reinzulassen, sei schließlich getroffen worden, nachdem eine Mitarbeiterin des Impfzentrum sich bei ihren Vorgesetzten erkundigt habe, wie man sich verhalten soll, berichtet Staats.
Dem EN-Kreis ist der Vorfall offenbar unangenehm
Dies deckt sich mit Aussagen des Ennepe-Ruhr-Kreises, wonach der Krisenstab die Ausnahme auf Anfrage aus dem Impfzentrum beschlossen hatte, auch weil es am Abend noch Rest-Impfdosen gab. Davon profitierten bis zum Ende des Tages 15 Nicht-Impfberechtigte am Impfzentrum in Ennepetal und 25 an der Drive-in-Station in Schwelm. „Die Menschen waren emotional und aufgeregt und forderten eine gemäß der Radiomeldung angeblich terminlos mögliche Impfung ein“, rechtfertigt die Kreisverwaltung ihre Entscheidung und stellt gleichzeitig klar: Es „war zu keinerlei Übergriffen gekommen, auch Nötigungen lagen nicht vor“. Man habe lediglich eine „mögliche Eskalation“ vermeiden wollen.
Radio EN streitet ab
Die FDP nennt in ihrer Anfrage an Landrat Olaf Schade Radio EN als den Sender, der angeblich die Falschmeldung verbreitet hat. Dieser dementiert indes: In den Lokalnachrichten sei definitiv nicht vermeldet worden, dass die Terminvergabe an besagtem Tag aufgehoben sei, erklärte Radio Ennepe-Ruhr. „Weder im Radio noch online“, so ein Redaktionsmitglied.
Dem EN-Kreis ist der Vorfall offenbar unangenehm. Er teilte mit: „Die Entscheidung war zwar gut gemeint, aber falsch. Die Priorisierungsstufen hätten in dieser Form nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Für die Zukunft ist geklärt, dass sich ein solcher Fall unabhängig von der jeweiligen Situation nicht wiederholen wird.“ Stattdessen würde die Option gezogen, alle entsprechenden Personen wegzuschicken und hierfür falls nötig auch Polizeibeamte anzufordern.
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