Hattingen/Witten. Neues Schamgefühl im Swingerclub: Wie eine Laiengruppe das Steinenhaus an der Stadtgrenze Hattingen-Witten bald mit Leben füllen will.

Wenn sich die Türen des Steinenhauses schließen, finden gewöhnlich Lustspiele körperlicher Art statt. Doch am 21. Januar gibt es im Swingerclub an der Stadtgrenze Hattingen-Witten ein Gastspiel für Freunde der Theaterkunst.

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Das Theater Hausmarke zeigt im Steinenhaus eine Aufführung zum Thema Scham.
Das Theater Hausmarke zeigt im Steinenhaus eine Aufführung zum Thema Scham. © Th

Sandra Anklam präsentiert mit ihrem Ensemble „Hausmarke“ direkt an drei außergewöhnlichen Spielorten „Creep- eine Versuchsanordnung zum Phänomen Scham“. Neben dem Hattinger Erlebnisclub zeigen die 13 Schauspielenden zwischen 20 und 60 Jahren auch in einem Bochumer Fitnessclub sowie in einer Schwerter Schönheitsklinik persönliche und populäre Schammomente.

Im Hattinger Swingerclub spielen die Schauspieler vom Ensemble „Hausmarke“

Auf die Idee, sich diesem sehr intimen Thema zu widmen, kam die Theaterpädagogin durch eine ganz persönliche Auseinandersetzung „und ich habe mich gefragt, ob das Thema Scham nur für mich ein Thema ist“. In ihrer Theatergruppe „Hausmarke“ stieß sie mit dieser Frage auf große Resonanz. „Zunächst haben wir eine individuelle Perspektive auf das Thema erarbeitet“, erläutert Sandra Anklam. „Es ist ein sehr großes und komplexes Thema.“ In der Montage widmet sich die Schauspielgruppe vornehmlich den Themen Körper, Sexualität, Familie und Gewalt.

Das Ensemble des Theaters Hausmarke spielt
Das Ensemble des Theaters Hausmarke spielt "Creep - eine Versuchsanordnung zum Phänomen Scham" im Swingerclub im Steinenhaus. © Peter Scharfen

Die außergewöhnlichen Spielorte hat Anklam bewusst gewählt – aus zwei Gründen. „Zum einen möchten wir gerne Menschen erreichen, die wir sonst nicht erreichen würden, zum anderen sorgt ein themenspezifischer Spielort dafür, dass das Thema ganz anders erlebbar ist.“

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Der Betreiber des Hattinger Swingerclubs bietet eine Führung durch das Haus an

Der Kontakt zum Hattinger Swingerclub konnte durch einen Bekannten, der einen Besucher kennt, hergestellt werden. Der Betreiber war von der Idee der Theaterpädagogin sofort begeistert und lud sie ein, sich seinen Club anzuschauen. „Ich hatte daran gedacht, außerhalb der Öffnungszeiten vorbeizukommen“, sagt Sandra Anklam lachend, „doch er lud mich zur normalen Betriebszeit ein.“

Karten für die weiteren Aufführungen

Die beiden Aufführungen im Hattinger Steinenhaus (Wittener Straße/Im Hammertal 2) am Samstag, 21. Januar, 13 und 15 Uhr, sind ausverkauft.

Karten gibt es indes noch für die Vorstellungen im Centrum für ästhetische Medizin und Dermatologie, Ostring 15, Bochum (am 12. und 26. Februar um 16 Uhr, sowie am 10., 11., 24. und 25. Februar um 19.30 Uhr), sowie im Fitness-Studio an der Schützenstraße 39b in Schwerte (24. und 25. Februar).

Kartenreservierungen:
https://theaterhausmarke.wordpress.com/kontakt

Ein Ort, den die Theaterpädagogin sonst sicher nie betreten hätte. „Das war ein sehr spannender Abend, wenn man sieht, wie belebt und bespielt alles ist“, fasst sie zusammen. Besonders angetan war sie aber von der Offenheit des Betreibers. „Er versteht sich ja als Erlebnisclubbetreiber und findet, dass es eine Win-Win-Situation für beide Seiten sein könnte.“

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Das Ensemble „Hausmarke“ wird im Hattinger Erlebnisclub Steinenhaus eine ungewöhnliche Bühne betreten.
Das Ensemble „Hausmarke“ wird im Hattinger Erlebnisclub Steinenhaus eine ungewöhnliche Bühne betreten. © Peter Scharfen

Nach einer Führung durch alle Räume entscheidet sich die Theaterpädagogin dafür, dass das Stück dort spielen soll, wo am meisten Platz ist. „Das war nicht gerade leicht, denn es gibt im Steinenhaus zwar viele Räume, die meisten sind aber sehr klein. Wir haben uns dann den sogenannten Kontaktbereich ausgesucht, eine offene Bar, in dem wir 35 Zuschauer pro Vorführung empfangen können.“

Als die Theatergruppe mit der Werbung der Spielstätten abends raus ging, waren die beiden Veranstaltungen im Steinenhaus direkt am nächsten Morgen ausgebucht. „Das hat uns nicht erstaunt“, so Sandra Anklam. „Da spielt sicher die Neugier eine große Rolle“. Und in der Tat, der Betreiber lädt im Anschluss der Vorführung dazu ein, das Haus zu besichtigen.

Schauspieler widmen sich im Hattinger Swingerclub dem Thema Scham

Bei den Schauspielenden schwankte die Resonanz auf die außergewöhnliche Spielstätte zwischen Neugierde und mulmigen Gefühlen. Spielerisch wird sich die Gruppe nun der Premiere im Swingerclub nähern. Denn auch wenn die Montage zum Thema Scham inhaltlich an allen drei Orten gleich ist, werden die individuellen Begebenheiten vor Ort mit einbezogen. „Im Steinenhaus gibt es am Tresen eine lebensgroße metallene Tischskulptur in Form einer Frau, oder aber im Fitnessstudio Stepper, die wir bespielen.“

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Gespielt wird übrigens nackt – zumindest sollen die fleischfarbenen Ganzkörperanzüge der Schauspieler das darstellen. Eben deswegen, weil die Nacktheit die größte Entblößung eines Menschen ist. „Creep – eine Versuchsanordnung zum Phänomen Scham“ bietet dem Besucher einen unterhaltsamen und irritierenden Blick in andere Gesichter und den eigenen Spiegel sowie viele neugierige Fragen.

Auch wenn die beiden Vorführungen im Steinenhaus ausverkauft sind, eine Wiederholung schließt die Theaterpädagogin nicht aus.