Hattingen. Sven Wagner hat Corona. Sein Test im Testzentrum in Hattingen war negativ. Wurde er falsch durchgeführt? Das Zentrum macht dem Kunden Vorwürfe.

Als verantwortungslos bezeichnet Sven Wagner das, was er in dieser Woche im Testzentrum an der Augustastraße erlebt hat. Der 58-Jährige Hattinger wurde negativ auf Corona getestet – und das, weil der Test nach seiner Aussage unsachgemäß durchgeführt wurde. Zwei Selbsttests (Tage vor und unmittelbar nach dem offiziellen Test) und inzwischen auch der PCR-Test beim Arzt widerlegen den negativen Befund.

„Das Vorgehen war hochgradig dilettantisch“, sagt Wagner. Er arbeitet in einer sozialen Einrichtung und erhielt selbst eine Schulung, die ihn zum Durchführung von Tests befähigt. „Deshalb kann ich beurteilen, dass der Test in dem Zentrum nicht richtig durchgeführt wurde“, erklärt er.

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Die Mitarbeiterin habe nur im vordersten Nasenbereich eine Probe genommen und nicht an der Nasenwand abgestrichen, erinnert sich der Kunde. Dass das Ergebnis danach offenkundig falsch ausfiel, ärgert ihn. Denn den Testzentren käme eine große Verantwortung zu. „So laufen negativ getestete Menschen herum und stecken andere an“, betont Sven Wagner. „Wenn so getestet wird, gibt es 99 Prozent falsch negative Ergebnisse an dem Tag.“ Er selbst benötigte den offiziellen Test für seinen Arbeitgeber.

Als er ins Testzentrum zurückkehrte, um sich zu beschweren, habe man ihm erklärt, es gebe Leute, die einen tieferen Abstrich nicht mögen. Zudem wisse er ja nicht, welcher Test benutzt wurde. „Da wurde gar keine Verantwortung übernommen.“

Kommentar: Befindlichkeit kein Argument

Der Test von Sven Wagner ist falsch negativ ausgefallen. Ärgerlich und unter Umständen auch gefährlich. Ja, die Mitarbeiter in den Testzentren haben sicher kein leichtes Los, wenn sie sich täglichen Diskussionen über Befindlichkeiten stellen müssen. Aber: Ob jemandem ein tieferer Nasenabstrich gefällt oder nicht, darf kein Argument sein.

Immerhin ist das Testzentrum eben jene Instanz, die ein möglichst verlässliches Ergebnis erbringen muss. Ja, Fehler sind menschlich und passieren. Es ist kein Einzelfall, dass Tests falsche Ergebnisse liefern. Und auch das Testzentrum an der Auguststraße ist dabei kein Einzelfall. Es stimmt: Falsche Ergebnisse können passieren. Wenn aber zu befürchten steht, dass die Fehler System haben, dann muss man sich sorgen.

Denn irgendwie verlässt man sich doch auf die Ergebnisse des geschulten Personals. Wird hier aufgrund möglicher Befindlichkeiten der Kunden oder aus anderen Gründen nicht gründlich genug getestet, muss man in der Tat an das Verantwortungsbewusstsein appellieren. Da wird zum Problem, dass auch Testzentren Wirtschaftsunternehmen sind, die Kunden samt ihrer Befindlichkeiten halten müssen.

Selcuk Sertoglu betreut das Testzentrum in Hattingen. Das wirbt damit, medizinisch geschultes Personal einzusetzen. Die Mitarbeiter seien alle geschult, bestätigt er. Sertoglu erklärt zudem, für den verwendeten Test genüge ein vorderer Nasenabstrich. „Ob der Test laut Herstellerangaben durchgeführt wurde, darüber lässt sich streiten.“

Er ergänzt: „So ein Test ist immer eine Momentaufnahme und kann auch bei einer Infektion negativ ausfallen.“ Sertoglu beruft sich auf die zwei bis drei Prozent Unsicherheit, die auch gute Tests bergen. „Falsch-Testungen passieren in jedem Testzentrum“, betont er.

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Verwundert reagiert Kunde Sven Wagner auf den Umstand, dass sich nach seiner Beschwerde das Testergebnis in der Corona-App von „negativ“ auf „fehlgeschlagen“ änderte. Der Betreiber erklärt: Seine Mitarbeiterin habe berichtet, dass der Hattinger ihr gegenüber aggressiv aufgetreten sei, ihr den Aufweis entgegengeschleudert habe. Diskussionen mit Kunden seien auch in den vier Testzentren, die die Firma Stracare betreibt, an der Tagesordnung. Weil sie nicht gewusst habe, was sie tun soll, habe die Mitarbeiterin das Ergebnis geändert.

„Das ist vollkommen an der Haaren herbeigezogen. Jetzt soll ich als wütender Kunde dargestellt werden“, ärgert sich Sven Wagner. Er habe den Ausweis normal hingelegt und die Mitarbeiterin lediglich an die Aufgabe und Verantwortung der Zentren erinnert.

Auch beim Gesundheitsamt hat er sich beschwert. Kreissprecher Ingo Niemann erklärt, in der Vergangenheit habe es noch keine Beschwerden über die Teststelle an der Augustastraße, wohl aber über andere Teststellen gegeben. Das Gesundheitsamt habe die Zentren „im eigenen Ermessen durch Begehungen oder Selbstauskünfte der Testzentren geprüft“. Bei Mängeln wurden die Betreiber zur Nachbesserung aufgefordert.

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Die Beauftragung kann unter anderem dann widerrufen werden, wenn „die Testverfahren in der Teststelle nicht ordnungsgemäß angewendet werden“. Als Qualifikation des Testpersonals genügt laut Verordnung eine Schulung durch fachkundiges Personal.