Hattingen. Das Kreisgesundheitsamt zählt nur die Corona-Infizierten, die per PCR-Test bestätigt sind. In Hattingen liegt die offizielle Inzidenz unter 1000.

Durch die Omikron-Variante sind die Corona-Zahlen in den vergangenen Wochen explodiert. Tagelang hatte Hattingen die höchsten Sieben-Tage-Inzidenz im EN-Kreis. Inzwischen­ sinken die offiziellen Infektionszahlen wieder – doch es ist keineswegs gesichert, dass es tatsächlich weniger Corona-Fälle gibt. Denn das Kreisgesundheitsamt geht davon aus, dass sich weit mehr Bürger infiziert haben, als den Behörden bekannt ist. Amtlich erfasst werden lediglich die Meldungen aus den Laboren.

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Krisenstabsleiterin Astrid Hinterthür rät allen Erkrankten dazu, einen PCR-Test machen zu lassen. Ohne ihn stimmt einerseits die Statistik nicht. Zum anderen haben Betroffene auch Nachteile. Sie erhalten zum Beispiel auch keinen Nachweis für ihren Genesenen-Status. Ein Antigentest reicht dafür nicht aus, auch nicht von einer der offiziellen Teststellen.

Astrid Hinterthür ist Leiterin des Corona-Krisenstabs im EN-Kreis.
Astrid Hinterthür ist Leiterin des Corona-Krisenstabs im EN-Kreis. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Die neuesten amtlich gemeldeten Fallzahlen für Hattingen und den EN-Kreis besagen am Dienstag: 829 Neuinfektionen mit dem Coronavirus binnen 48 Stunden im Kreisgebiet (montags gibt es keine Aktualisierung) und eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1217,8. In Hattingen haben sich an den vergangenen sieben Tagen 506 Personen offiziell infiziert. Inzidenz: 932,24.

Schnelltestzentren sind nicht angeschlossen

Wie kommen die Zahlen zustande? Ärzte und Labore übermitteln positive PCR-Ergebnisse über das digitale Meldesystem „Demis“ an das Gesundheitsamt und das Robert-Koch-Institut (RKI). Die Schnelltestzentren sind an das System nicht angeschlossen.

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Wenn sich jemand über das Online-Meldesystem des EN-Kreises selbst als positiv getestet meldet, wird diese Angabe nicht für die Statistik weiterbearbeitet. Aus Zeitgründen könne man das nicht abgleichen, heißt es dazu aus dem Gesundheitsamt.

Dunkelziffer der Erkrankten nicht zu benennen

Wie hoch genau die Dunkelziffer der nicht erfassten Corona-Erkrankten ist, kann Astrid Hinterthür nicht benennen. Natürlich gibt es den Fall von Infizierten, die die eigene Erkrankung nicht mitbekommen. „Es gibt aber häufig auch den Fall, dass dreifach Geimpfte erkranken, leichte Symptome haben und sich einfach zu Hause auskurieren“, sagt sie. Beim RKI werden diese Fälle als „strategische Untererfassung“ bezeichnet.

Corona-Infos übers Bürgertelefon des EN-Kreises

Angesichts der noch immer hohen Infektionszahlen und dem dadurch erhöhten Arbeitsaufkommen bittet das Gesundheitsamt die Bürgerinnen und Bürger, sich mit ihren Fragen und Anliegen zum Coronavirus grundsätzlich zunächst an das Bürgertelefon des EN-Kreises zuwenden.Das Bürgertelefon ist täglich in der Zeit von 8 bis 18 Uhr besetzt. Unter 02333 403 1449 erhalten Bewohner Antworten sowohl auf ihre Fragen rund um die aktuellen Corona-Regeln als auch zu Quarantäne-Bestimmungen und Impfangeboten.

Ein großer Teil der nicht erfassten Corona-Fälle scheint auf die Verwirrung rund um die PCR-Tests zurückzugehen, die knapp zwei Wochen lang nur bestimmten Berufsgruppen kostenlos gestellt wurden. Weil aufgrund der Omikron-Welle Labore überlastet waren, hatten Bund und Land NRW die PCR-Tests Ende Januar beschränkt.

Kein Genesenen-Nachweis für Betroffene

Viele haben ihre Viruserkrankung daraufhin nur mit einem Schnelltest in einem Testzentrum nachgewiesen und das Ergebnis dem Gesundheitsamt mitgeteilt. Der Effekt ist dabei aber: null. Das Kreisgesundheitsamt kann den Betroffenen keinen Genesen-Nachweis ausstellen und auch keine Quarantäne-Bescheinigung für den Arbeitgeber.

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„Wir haben immer geraten, doch mit dem Hausarzt zu sprechen oder einen kostenpflichtigen PCR-Test in einem Testzentrum machen zu lassen“, sagt Hinterthür. Nachträglich lasse sich nun nichts mehr machen.

Jeder hat wieder das Recht auf einen PCR-Test

Nach der Kehrtwende von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vom 8. Februar „hat inzwischen jeder wieder das Recht auf einen PCR-Test. Im Testzentrum, beim Haus- oder Kinderarzt“, sagt Hinterthür. Die Hausärzte hätten genug Kapazitäten, diese durchzuführen. Weiterhin gilt aber, dass man den PCR-Test nur nach Vorlage eines positiven Schnelltests aus einer anerkannten Teststelle kostenlos erhält.

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Das Kreisgesundheitsamt auch diesen Fall häufig festgestellt: Der Schnelltest war positiv, der PCR-Test nicht. Der Erkrankte hatte einen normalen grippalen Infekt. Hinterthür: „Das haben wir in letzter Zeit erstaunlich oft gehabt. Man merkt, dass unser Immunsystem nicht mehr trainiert ist.“