Sprockhövel. 70-jähriger Sprockhöveler erhält positiven Bescheid auf dem Weg zum Friseur. Seine Frau und er durchleiden bange Stunden der Ungewissheit.
Monika Gnath ist empört: Ihr Ehemann Reiner hat im Testzentrum Haßlinghausen fälschlicherweise ein positives Corona-Ergebnis bekommen. Doch bis klar wurde, dass es offensichtlich das Testzentrum war, das einen Fehler begangen hatte, durchlitten die beiden Sprockhöveler Senioren bange Stunden. Natürlich hat Monika Gnath die Einrichtung in der Sporthalle am Ende mit dem richtigen Resultat konfrontiert.
Eheleute nehmen Pandemie sehr ernst
Die 68-jährige Haßlinghauserin betont die Rechtschaffenheit von sich und ihrem Mann, „wir beide haben die Pandemie von Beginn an sehr ernst genommen und alles getan, damit wir uns nicht irgendwo mit Corona infizieren.“ So sei überwiegend sie einkaufen gegangen, Besuchsverkehr, der mit der Schutzverordnung kollidiert wäre, habe es selbstverständlich im zurückliegenden Jahr in ihrer Haßlinghauser Wohnung nicht gegeben.
Einmal wöchentlich zum Test
Seit im Frühjahr das Testzentrum gleich in der Nähe von ihrem Zuhause eröffnet wurde, waren die Gnaths regelmäßige Besucher. „Einmal die Woche haben wir uns testen lassen, auch wenn wir nichts vorhatten, wofür wir ihn brauchen“, sagt Monika Gnath. Am vergangenen Freitag gab es dann doch einen Grund. Mit dem erwartbar negativen Bescheid wollte Reiner Gnath mittags nach Wuppertal zum Friseur. Nach dem üblichen Nasentest ging seine Frau wieder nach Hause, er fuhr nach Barmen. Unterwegs schaute der 70-jährige Rentner auf sein Smartphone, als das Testzentrum ihm signalisierte, dass sein Test positiv ausgefallen sei.
Am Tag darauf erneut zum Test
„Er war wie vor den Kopf gestoßen, hat mich angerufen. Wir konnten dieses Resultat überhaupt nicht nachvollziehen, also hat er sofort vor Ort am Busbahnhof in Barmen einen weiteren Schnelltest gemacht“, berichtet Monika Gnath. Der fiel negativ aus, der Friseurbesuch war gerettet. Dass die Gnaths am folgenden Samstagmorgen in Gevelsberg gleich noch einen Schnelltest machen ließen, zeigt, wie verunsichert sie waren. Aber auch der bestätigte den positiven Befund aus Haßlinghausen nicht.
Auch PCR-Test negativ
Doch der war maßgeblich. Am Sonntag wurden die Eheleute Gnath vom Kreisgesundheitsamt angerufen. Reiner Gnath wurde gebeten, gleich am Dienstag nach Pfingsten beim Arzt einen PCR-Test zu machen, die Quarantäne drohte. Doch letztendlich war widersprach auch dieser sichere Test dem Haßlinghauser Ergebnis, und am Donnerstag konnte Monika Gnath im Gespräch mit dem Kreisgesundheitsamt Entwarnung geben. „Ich war danach einerseits erleichtert, aber auch wirklich wütend über das Unvermögen im Testzentrum. Schließlich geht man doch dort hin, um die Wahrheit dokumentiert zu bekommen“, meint Monika Gnath.
Kein Schuldbewusstsein beim Tester
Sie hat die Leitung vor Ort noch mit dem Ausgang ihrer Test-Odyssee konfrontiert. „Ein Schuldbewusstsein haben die aber nicht“, sagt sie. Beim Ennepe-Ruhr-Kreis gibt man zu bedenken, dass ein falsches Ergebnis bei Schnelltests keine Seltenheit darstelle. Kreissprecher Ingo Niemann verweist auf die Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI): Der Nachweis von SARS-CoV-2 mittels PCR-Test sei der „Goldstandard“, er zeichne sich durch „eine sehr hohe Sensitivität und Spezifität“ aus. Allerdings seien bei hohem Probeaufkommen PCR-basierte Tests eine begrenzte Ressource. So genannte „Antigen-Schnelltests“ lassen sich mit deutlich weniger Aufwand durchführen und liefern ein Ergebnis in kurzer Zeit. „Sie können allerdings zu einer höheren Anzahl falsch negativer oder falsch positiver Testergebnisse führen“, so das RKI. Falsch positive Ergebnisse können durch einen nachfolgenden PCR-Test erkannt werden.
Grenzen des Schnelltests
Kreissprecher Ingo Niemann wirbt bei den Bürgerinnen und Bürgern, für die Schnelltests eine wichtige Orientierungshilfe seien, um Verständnis: „Aus falsch positiven Schnelltest Ergebnissen sollten keine Vorwürfe in Richtung der Schnelltest-Anbieter abgeleitet werden.“
Das RKI beruft sich auf eine Befragung von Laboren, wonach nur in knapp der Hälfte der Fälle Getestete mit positivem Schnelltest auch wirklich mit dem Coronavirus infiziert waren.