Hattingen. Gabi Haupt gibt ihre Modeboutique in Hattingen nach 17 Jahren auf. Wann sie schließt, was die Gründe sind und was sie für die Zukunft plant.

17 Jahre lang hat Gabi Haupt in ihrer Modeboutique Damenbekleidung und Dekoratives angeboten. Damit hat sie ihr Hobby Mode zum Beruf gemacht. Ihren Traum realisiert. Jetzt muss sie ihr Geschäft schließen.

Am 23. Dezember ist Schluss. Endgültig. Gabi Haupt Moden an der Heggerstraße 42 wird dann zum letzten Mal die Glastür öffnen.

Gabi Haupt Moden in Hattingen schließt nach 17 Jahren

„Corona habe ich noch einigermaßen verkraftet“, sagt die 60-Jährige – auch mit Blick auf die Hilfen, die sie abrufen konnte. Mit dem Beginn des Ukraine-Krieges und der Energiekrise habe sich die Lage „katastrophal“ verändert. Die Laufkundschaft sei ausgeblieben.

Um 30 bis 40 Prozent eingebrochen sei der Umsatz. „Die Innenstadt verliert nach und nach an Attraktivität, es gibt immer mehr Billigläden“, sagt sie. Sie aber wollte und will immer Besonderes anbieten. Davon abzurücken, kommt für sie nicht infrage. Ende Mai hatte sie entschieden aufzuhören.

Das Ladenlokal war ihr Traum

Dabei sagt sie schon: „Die Vermieterin ist mir sehr entgegengekommen.“ Dennoch reichte es am Ende nicht. „Ich musste überlegen, ob ich den Mietvertrag noch um ein Jahr verlängere.“ Sie entschied sich dagegen. Weil sie nicht glaubt, dass sich die Lage im kommenden Jahr entspannt. Im Gegenteil.

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Vier Jahre war sie am jetzigen Standort mit 100 Quadratmetern auf zwei Etagen. „Das ist das schönste Ladenlokal hier“, schwärmt sie von der Atmosphäre der Räume, mit denen sie sich vergrößert hatte. Ihren Traum weiterlebte. Davor war ihr Ladenlokal mit 80 Quadratmetern in einem Eckgeschäft ein Stückchen weiter die Heggerstraße hoch, Hausnummer 46, gewesen.

Engagement weit über Öffnungszeiten hinaus

Gabi Haupt hat nicht nur verkauft, sie hat sich in all den Jahren weit darüber hinaus engagiert, Modenschauen organisiert, die viel Zuspruch fanden – beispielsweise am verkaufsoffenen Sonntag anlässlich des Hattinger Herbstes. Sie hatte zwar Öffnungszeiten, vereinbarte aber auch mit Kunden individuelle Termine außerhalb dieser oder brachte die Mode zu den Kunden nach Hause.

Jetzt weisen zwar große Aufkleber auf den Räumungsverkauf hin – und auf einen Preisnachlass von 32 Prozent auf alle nicht-reduzierten Teile, aber im Laden selbst wirkt nichts nach Ausverkauf. Die Anfang 2022 georderte Ware liegt neu in der Auslage. Auswahlware, die sie „bei Nicht-Verkauf zurückgeben kann“, ist da. Weihnachtliche Dekorationen gibt es reichlich, Schals, Gürtel, Taschen, Hosen, Blusen, Kerzenständer.

32 Prozent Preisnachlass

Und doch: Gabi Haupt verkauft alles, das gesamte Inventar von den Schaufensterpuppen bis hin zur Küche. Über manchen Laufkunden kann sie nur den Kopf schütteln: „Da gibt es schon 32 Prozent und sie fragen trotzdem, ob da noch was drin ist.“

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Ihre Freizeit möchte sie nun mehr genießen, sich mehr der Familie widmen. Stolz ist sie darauf, Großmutter zu sein. „Zum Glück bin ich durch meinen Mann finanziell abgesichert.“ Nach 17 Jahren sagt Gabi Haupt: „Mit und nach Corona war mein Traum kein Traum mehr. Der Druck, den Umsatz zu schaffen, war zu groß.“