Hattingen/Sprockhövel/Witten. Bei der VER dauern die massiven Buslinien-Ausfälle in Hattingen, Sprockhövel und Witten an. Worauf sich die Fahrgäste jetzt einstellen müssen.

Die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr kann aktuell nicht den kompletten Busverkehr aufrechterhalten. Seit Anfang September sind bereits viele Tausend Fahrten gestrichen worden – und das hält mindestens noch einmal zwei Wochen lang an, die Geschäftsführung hat bereits die Zustimmung des Betriebsrats, den reduzierten Fahrplan bis Weihnachten beizubehalten.

+++ Sie wollen keine Nachrichten aus Hattingen verpassen? Dann können Sie hier unseren Newsletter abonnieren. Jeden Abend schicken wir Ihnen die Nachrichten aus der Stadt per Mail zu. +++

Auch interessant

„Wir haben einen Krankenstand von 20 Prozent“, sagt VER-Geschäftsführer Peter Bökenkötter im Gespräch mit der Redaktion. Corona, Grippe, nachgeholte Operationen – das sind die Gründe, die Pressesprecherin Sandra Bruns im September für den Ausfall von täglich zwischen 50 und 100 anführte. Doch das ist nur eine Vermutung. „Seit Corona nicht mehr meldepflichtig ist, bekommen wir von den meisten Mitarbeitern auch keine Information mehr über die Art ihrer Erkrankung“, sagt Bökenkötter und betont, dass die VER mit diesem Problem nicht allein ist. Auch andere Verkehrsunternehmen hätten aktuell Krankenstände von 15 bis 20 Prozent.

Peter Bökenkötter ist Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER).
Peter Bökenkötter ist Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER). © Frank Sonnenberg

Zusätzlich hat die VER aktuell mit weiteren Herausforderungen zu kämpfen, die sie bislang so überhaupt nicht kannte. „Früher gab es gar keine Fluktuation beim Personal. Aktuell ist sie enorm“, sagt Peter Bökenkötter und nennt die Gründe.

>>> Mehr Nachrichten aus Hattingen und Sprockhövel

Einerseits befindet sich die VER derzeit in einer massiven Welle der Berentung, andererseits kämpfen alle Branchen um Personal und locken guten Leute. „Wir haben sogar jemanden an die Metall-Branche verloren. Offenbar kann man am Fließband derzeit mehr verdienen als als Busfahrer“, sagt der Geschäftsführer.

„Wir nehmen jeden mit entsprechendem Führerschein“

Dem versuchet die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr nun mit möglichst vielen Neueinstellungen zu begegnen. „Wir nehmen jeden mit entsprechendem Führerschein“, sagt der VER-Chef der vom Aufsichtsrat bereits das Okay bekommen hat auch über Bedarf einzustellen, wenn sich denn entsprechend viele Leute auf die Jobs als Linienbus-Fahrer oder -Fahrerin bewerben. Dies passiert ausdrücklich mit Blick auf die kommenden Monate und Jahre, wo viele weitere Fahrer das Unternehmen auch altersbedingt verlassen werden.

>>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns

Auch interessant

Denn eine Situation wie sie seit Anfang September vorherrscht, will die VER nicht als Dauerzustand haben. „Aufgrund des weiterhin sehr hohen Krankenstandes kann die VER ihr Leistungsangebot im gewohnten Umfang nicht mehr aufrechterhalten und muss erneut das Fahrplanangebot leicht einschränken. Auf diesem Wege können ungeplante Ausfälle vermieden werden und sich die Kundinnen und Kunden rechtzeitig auf das vorübergehende Angebot in der Zeit bis voraussichtlich Freitag, 23. Dezember 2022 einstellen“, schreibt Pressesprecherin Sandra Bruns.

Rechtlich ist der Notfahrplan bis 23. Dezember abgesichert

Zunächst einmal für zwei Wochen geplant, aber rechtlich schon bis zum 23. Dezember auf sicheren Füßen, fallen Tausende Fahrten aus. Falls sich der Krankenstand zwischenzeitlich in entsprechendem Maße reduzieren sollte, kehrt das Unternehmen wieder zum vollständigen Angebot zurück.

Die betroffenen Buslinien der VER

Bis Freitag, 4. November, sind fast alle Linien betroffen, die die Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr in ihrem Verbreitungsgebiet im Ennepe-Ruhr-Kreis bedient.

Folgende Linien sind darunter: 330, 332, 511, 524, 550, 551, 552. 553, 555, 556, 557, 558, 560, 561, 563, 565, 566, 568, 572, 573, 576, 583, 584, 586, 608 und SB 37.

Auf ihrer Internetseite listet die VER jede einzelne Fahrt auf, die sie streichen muss – abrufbar unter www.ver-kehr.de/aktuelles/verkehrshinweise

Die Seite wird fortlaufend aktualisiert. Das gilt sowohl für den Fall, dass sich die Situation spontan entspannt oder verschärft – etwa wenn die Ausfallzeiten über den 4. November hinaus ausgedehnt werden.

Folgende Kriterien wurden laut Sandra Bruns bei der Auswahl der Fahrten, die komplett gestrichen werden, berücksichtigt: wenig Fahrgäste; es gibt ein Parallelangebot; kurze Taktzeiten; Aufrechterhaltung des größten Teils der Schülerverkehre.

Ziel sei es, etwa 96 Prozent des gewohnten Angebots auch jetzt noch anzubieten. Das eingeschränkte Fahrplanangebot ist in die elektronische Fahrplanauskunft (EFA) eingepflegt, so dass sich Fahrgäste über die zeitlich befristeten Neuerungen informieren können.