Hattingen. Die Auszeichnung „MINT-freundlich“ ist bei Schulen begehrt. Erstmals hat sie nun auch Hattingens Gesamtschule erhalten. Was dahintersteckt.
Selten zuvor war es so wichtig, junge Menschen für die sogenannten MINT-Fächer – Mathematik, Informatik Naturwissenschaften und Technik – zu gewinnen: Das hat jüngst erst wieder NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes angesichts der Herausforderungen des Klimawandels (und eines nachhaltigen Umbaus der Industrie) betont. Die Auszeichnung „MINT-freundlich“ ist für Schulen so gesehen ein besonders begehrtes Gütesiegel, das nun erstmals auch die Gesamtschule Hattingen erhalten hat. Ein Besuch.
Es ist Projektkurszeit für die Q2 an diesem Nachmittag am Gesamtschulstandort Lange Horst, in dem Kursus von Lehrerin Birga Günzel (32) geht es dabei ums Klima. Juri (18), Nikolas (18) und Artur (19) beschäftigen sich damit, wie Wärmestrahlung sichtbar gemacht werden kann und was mit der Temperatur der Atmosphäre passiert, wenn Menschen durch Verbrennung fossiler Brennstoffe große Mengen von CO2 in die Atmosphäre freisetzen.
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Carolin (19), Gina, Olivia und Nele (alle 18) untersuchen derweil, inwieweit Wärme und Eisschmelze den Meeresspiegel ansteigen lassen. Jona (19) und Timon (18) ergründen experimentell, wie stark sich die Erde durch die Sonneneinstrahlung erhitzt. Und Luisa und Laura beschäftigen sich mit der Frage: Was macht auf unserem Planeten menschliches Leben überhaupt möglich?
Verständnis für die klimatischen Probleme gewinnen
„Die Beschäftigung mit Themen rund ums Klima, auch ein ganz persönliches Verständnis für die klimatischen Probleme zu gewinnen, ist einfach enorm wichtig“, erklärt etwa Gina, warum sie diesen Projektkursus gewählt hat. Andere antworten ähnlich.
Auch das Lernen anhand von Projekten motiviert sie alle – auch die Schülerinnen und Schüler im Robotik-Projektkursus vis a vis. Hochkomplexe Geräte sind in diesem Kursus von Susanne Haller (53) bereits entstanden – eine Maschine etwa, die Toppings auf Hotdogs zaubert. Und ein Bonbonautomat, der die gewählte Bonbonsorte und -anzahl auf Knopfdruck ausspuckt. Außerdem angeboten werden in diesem Schuljahr MINT-Projektkurse in Bioethik und Mathematik.
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Rund um die Auszeichnung
In Hattingen sind folgende Schulen MINT-freundlich: das Gymnasium Holthausen (Ehrungen in 2016, 2019, 2022; die Schule ist zudem Mitglied im Excellence-Schulnetzwerk für MINT-Spitzenförderung), das Gymnasium Waldstraße (Ehrungen in 2017 und 2020) sowie erstmals nun die Gesamtschule Hattingen (Ehrung in 2022).
Damit Schulen die Auszeichnung erhalten, müssen sie sich nachweislich einen MINT-Fokus gegeben haben. Zwei unabhängige Juroren bewerten die Bewerbungen. Die Auszeichnung ist drei Jahre gültig. Danach müssen sich Schulen erneut bewerben.
Vergeben wird die Auszeichnung „MINT-freundliche Schule“ vom Verein „MINT Zukunft“ mit Sitz in Berlin, sie steht unter der Schirmherrschaft der Kultusministerkonferenz.
Schülerinnen und Schüler durch eine besondere Art der Wissensvermittlung für MINT-Wissen zu begeistern, das so wichtig ist für die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft: Das, sagt Klaus Mattelé (61), MINT-Koordinator an der Gesamtschule, sei ein wesentliches Ziel. Rund ein Drittel der Schüler nutzten im Verlauf ihrer Zeit an der Gesamtschule Hattingen die besonderen MINT-Angebote. „Und wer erst einmal auf den Geschmack gekommen ist, der bleibt in der Regel auch dabei.“ Die Auszeichnung als MINT-freundliche Schule nennt Mattelé dabei „ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“.
Gemeinsam praxisbezogene Probleme lösen
„Ganz besonders stolz“, sagt Schulleiterin Elke Neumann, „sind wir auf die zahlreichen Kooperationen mit der Ruhr-Uni Bochum und der Hochschule Bochum, die sich über Jahre weiterentwickelt haben.“ In der Sekundarstufe 1 etwa würden MINT-interessierte Schüler und Schülerinnen dabei gefördert, „wenn Studierende ihnen während der Lernzeit oder im Wahlpflichtfach Naturwissenschaft Mathematik oder Physik einmal ganz anders erklären und mit ihnen gemeinsam praxisbezogene Probleme lösen“. In den Mint-Projektkursen der Oberstufe bringen sich die Kooperationspartner ebenfalls ein. „Insgesamt“, so Neumann, „sind diese Kooperationen sehr motivierend und bereichernd.“
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Und für einige MINT-interessierte Schüler der Anstoß, später einmal in diesem Bereich zu arbeiten. Timon etwa sagt, er strebe nach dem Abitur etwas im Bereich Solartechnik an. „Man weiß ja, dass es in unserer Gesellschaft Probleme wegen des Klimawandels gibt, da muss unsere Generation handeln.“
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