Hattingen. Ein junges Mädchen aus Hattingen erhebt schwere Vorwürfe gegen den Freund der Mutter. Jetzt steht der 46-jährige Mann vor dem Landgericht.
Er war der neue Freund der Mutter. Doch nun gibt es einen schlimmen Verdacht. Seit Dienstag muss sich ein 46-jähriger Mann aus Hattingen in Essen vor Gericht verantworten. Es geht um sexuelle Übergriffe auf die neunjährige Tochter seiner Partnerin – was er bestreitet.
Der Prozess hatte kaum begonnen, da holte der Angeklagte auch schon aus. „Davon stimmt gar nichts“, sagte er den Richtern. Er habe sich wie ein Vater um die insgesamt drei Kinder seiner neuen Lebensgefährtin gekümmert. „Ich habe ihnen Essen gekocht und sie von der Schule abgeholt.“
Die Anklage der Staatsanwaltschaft spricht allerdings eine andere Sprache. Dort ist von verbotenen und sehr intimen Berührungen in der Nacht die Rede, von Küssen auf den Mund, von Bestechung mit Süßigkeiten. Die Vorwürfe gehen auf 2018 bis 2020 zurück. Die damals Neunjährige hatte lange geschwiegen, bevor sie sich schließlich doch noch ihren Freundinnen und ihrer Schwester anvertraut hat. Kurz darauf kamen Polizei und Staatsanwaltschaft ins Spiel.
Ins Bett geschlichen
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Zweimal soll sich der Angeklagte ins Bett des kleinen Mädchens geschlichen haben. Einmal in seiner Wohnung, einmal bei der Mutter. Die Neunjährige soll ihn immer wieder aufgefordert haben, damit aufzuhören. Es war vor rund sechs Jahren, als der Angeklagte die Mutter des Mädchens kennengelernt hat. „Wir haben uns im Supermarkt getroffen und sind ins Gespräch gekommen“, sagte er den Richtern. „Sie hat mich dann zum Essen eingeladen.“
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Der Ehemann war damals zwar auch noch im Haus, trotzdem sei er von der Familie mit offenen Armen aufgenommen worden. Er half bei der Kinderbetreuung – und auch mit Geld. „Wenn am Ende des Monats der Strom nicht bezahlt werden konnte oder Lebensmittel gekauft werden mussten, habe ich das übernommen.“
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Als die Ehe schließlich auseinanderbrach, wurde aus Freundschaft Liebe. „Ich bin Ende 2018 mit der Frau zusammengekommen“, so der Angeklagte. „Am Anfang war alles okay. Wir hatten eine gute Beziehung.“
Befragung hinter verschlossenen Türen
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Doch dann tauchten offenbar erste Risse auf. „Den Kindern wurde erzählt, dass ich schuld bin, dass der Papa nicht mehr zu Hause ist“, sagte der 46-Jährige im Prozess. Da der Angeklagte die sexuellen Übergriffe bestreitet, haben die Richter der 5. Strafkammer des Essener Landgericht am ersten Verhandlungstag auch gleich die heute Zwölfjährige als Zeugin vernommen. Ihre Befragung fand aus Jugendschutzgründen allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.
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Von ihrer Aussage hängt es nun ab, ob der Angeklagte verurteilt wird. Zur Absicherung haben die Richter allerdings auch noch eine sehr erfahrene Gutachterin hinzugezogen. Sie soll die Glaubwürdigkeit der Schülerin unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten bewerten. Der Prozess wird fortgesetzt. Mit einem Urteil ist voraussichtlich Ende des Monats zu rechnen.