Hattingen. Mehrere Zeugen haben einen jungen Mann nach einer Schlägerei in Hattingen überwältigt. Jetzt steht der psychisch kranke Täter vor Gericht.
Der Angeklagte ist psychisch krank. Das ist unbestritten. Aber wie krank er ist, soll jetzt ein Gutachten klären. Auf der Anklagebank saß am Montag ein Anfang 20-Jähriger wegen gefährlicher Körperverletzung.
Ein strafrechtlich unbeschriebenes Blatt ist der Angeklagte nicht. Weil er wegen anderer Straftaten gerichtliche Auflagen nicht erfüllt hat, wurde vom Landgericht die Bewährung aufgehoben. Das aber wird in einem gesonderten Verfahren behandelt.
Mit der Faust zugeschlagen und auf das Opfer eingetreten
In dem jetzigen Prozess ging es um einen Vorfall im April dieses Jahres. Der junge Mann, der wohnungslos ist und von der Caritas betreut wird, hatte in der Nähe des Busbahnhofs gegen eine Garage getreten. Das hatten Zeugen mitbekommen, liefen hinter dem Angeklagten her und wollten ihn festhalten.
Das allerdings hatte zur Folge, dass der 23-Jährige einen Zeugen anspuckte, ihn mit der Faust schlug, auf ihn eintrat und zu Boden warf. Die Folge: Gesichtsverletzungen und eine Behandlung im Krankenhaus.
Auch ein Postbote beteiligte sich zeitweise an der Aktion
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Eigentlich hatte das Opfer auf seine Frau gewartet und wollte den jungen Mann zur Rede stellen. Aber anstatt zu reden, gab es eine Keilerei. Hinzu kam noch ein Fahrlehrer der Fahrschule am Flachsmarkt in der Nähe von Kaufland, der mit dem anderen Zeugen hinter dem Angeklagten herlief und ihn festhalten wollte, bis die herbeigerufene Polizei eintraf.
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Er beschrieb die Situation vor Gericht so: „Ich wollte ein Auto aus der Garage holen und hörte es plötzlich scheppern. Dann habe ich gefragt, ob er ein Problem habe, schließlich bin ich mit dem anderen Zeugen hinter dem jungen Mann hergerannt und habe ihn festgehalten.“
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Auch ein Postbote beteiligte sich zeitweise an der Aktion, musste dann aber den jungen Mann loslassen, weil er ohnehin schon spät dran war mit dem Verteilen der Post. Hinzu kam schließlich noch ein Krankenpfleger, ein Hüne von Mann, der bis zum Eintreffen der Polizei den körperlich schmächtigen Angeklagten festhielt. „Eigentlich wollte ich zum Parkhaus fahren, sah dann aber, dass da was los war und eine Person am Boden lag. Ich hab’ gefragt, ob ich helfen kann, und den Angeklagten mit festgehalten, bis die Polizei eingetroffen ist“, schilderte er die Situation.
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Die Mitarbeiterin der Caritas berichtete auf Anfrage von Richter Johannes Kimmeskamp, dass der Angeklagte zurzeit sehr eingeschränkt und nicht belastbar sei. Allerdings habe sich sein Zustand durch die Einnahme von Medikamenten tatsächlich gebessert. Ein Gutachten soll jetzt zunächst einmal klären, wie stark der Angeklagte psychisch beeinträchtigt ist. Von dem Ergebnis hängt auch das weitere Verfahren ab.