Hattingen. Drei Mediziner, die früher im EvK in Hattingen behandelt haben, werfen Augusta rabiates Vorgehen vor. Was die Geschäftsführung dazu sagt.
Vor wenigen Wochen erst hat die Schließung der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Evangelischen Krankenhaus in Hattingen für Aufregung gesorgt. Die ehemalige Chefärztin Dr. Jihan Mohasseb wirft den Augusta Kliniken – zu denen das EvK gehört – vor, die Fachabteilung „systematisch vor die Wand gefahren“ zu haben.
Bittere Vorwürfe erheben jetzt auch ehemalige Belegärzte gegen die Augusta Kliniken. Sie sprechen von „rabiaten Umgangsformen“ der Geschäftsführung und „dem Aufstellen unwahrer Behauptungen“.
Patienten werden in Nachbarstädte geschickt
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„Eine Sauerei war das“, schimpft Dr. Jörg Blobel. Der Facharzt für Hals-, Nasen und Ohrenheilkunde war seit 1991 Belegarzt am EvK, als ihm Augusta 2019 den Stuhl vor die Tür setzte. „Eine Klinik-Geschäftsführung kann mit Belegärzten ja machen, was sie will“, sagt der heute 67-jährige Mediziner. Schlimm sei allerdings, wenn mit unwahren Behauptungen argumentiert werde.
Blobel: „Ähnlich wie offenbar im Fall von Frau Mohasseb hat Augusta mir gesagt, der Vertrag würde auf Betreiben der Bezirksregierung gekündigt. Das stimmt nicht. Die Initiative ist allein von Augusta ausgegangen. So geht man nicht mit Menschen um.“ Auch Jörg Blobel hat seine Patientinnen und Patienten – wie Jihan Mohasseb – nach dem Rauswurf aus dem EvK zu Eingriffen in Nachbarstädte schicken müssen.
„Augusta nimmt die Menschen einfach nicht mit“, sagt auch Dr. Andreas Hoffmann. Er war Oberarzt für Gefäßchirurgie am EvK und hatte 2019 eine arbeitsrechtliche Auseinandersetzung mit seinem Arbeitgeber.
Heute Chefarzt in Oberhausen
„Es ging um Doppelbelastungen, Rufbereitschaften und Gehaltskürzungen“, erzählt Hoffmann. „In der ersten Instanz habe ich gewonnen, danach aber einfach keine Lust auf weitere Prozesse mehr gehabt und einem Vergleich zugestimmt.“ Andreas Hoffmann ist heute Chefarzt in einem Krankenhaus in Oberhausen.
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Dr. Nikola Höner haben die Augusta Kliniken ebenfalls vor die Tür gesetzt. Die Gynäkologin hatte noch in der Geburtshilfe des Evangelischen Krankenhauses gearbeitet, ehe die 2007 geschlossen wurden. Wofür die heute 53-jährige Medizinerin durchaus noch Verständnis hatte. „Unter 1000 Geburten im Jahr rechnet sich so eine Abteilung nun mal nicht.“
Auch der ehemalige Pflegedienstchef klagt
Die Klage der ehemaligen MKG-Chefärztin Dr. Jihan Mohasseb und eines Oberarztes aus ihrem Team gegen ihre Kündigungen sind nicht die letzten, mit denen die Augusta Kliniken konfrontiert sind. Aktuell klagt auch Dr. Thomas Hulisz, der ehemalige Pflegedienstchef am EvK, vor den Arbeitsgerichten Hagen und Bochum auf Weiterbeschäftigung. Die ersten beiden Gütetermine verliefen ergebnislos.
Im Februar dieses Jahres hatte das Arbeitsgericht in Hagen die Kündigung des Schönheitschirurgen Dr. Karl Schuhmann am EvK für rechtswidrig erklärt. Der Chefarzt der Klinik für Plastische / Ästhetische Chirurgie konnte sich juristisch in allen Punkten gegen die Augusta Kliniken durchsetzen. Seine Entlassung wurde für unwirksam erklärt. Und den Titel „Chefarzt“ darf er ebenfalls weiterhin tragen.
Danach nutzte Höner Räume im EvK als Belegärztin, zunächst für gynäkologische Eingriffe, später für Untersuchungen zu Zweitmeinungen. „Dann wurde von einem Tag auf den anderen ohne Ankündigung der Raum dichtgemacht“, erinnert sich Nikola Höner.
Die haben kein Wort mit uns gesprochen
„Als ich morgens kam, war der gynäkologische Behandlungsstuhl schon abgebaut. Und die haben kein Wort mit uns gesprochen. Ich war traurig, einfach nur traurig.“ Die Fachärztin schickt ihre Patientinnen jetzt nach Bochum, Essen und Velbert.
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Die Augusta Kliniken räumen ein, seit Jahren kleinere Bereiche abzubauen und dafür Schwerpunkte und vorhandene Fachabteilungen des EvK zu stärken. „Dazu gehört etwa die Unfallchirurgie, die Intensivmedizin oder die Neurologie“, erklärt Sprecherin Jennifer Krämer auf Anfrage der WAZ.
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„In diesem Zusammenhang haben die Augusta Kliniken vor vier Jahren Belegplätze im Hattinger Haus abgebaut, die wenig genutzt und somit hinsichtlich einer guten Krankenhausversorgung nicht mehr zu unterhalten waren. Dass nicht alle Beteiligten dieselbe Sicht auf die Dinge haben, ist dabei völlig normal. Aus unserer Sicht wurden die damaligen Vorgänge klar kommuniziert und dann einvernehmlich vorgenommen.“
Man habe nur an den Stellen Belegplätze oder Angebote eingestellt, die mit einer guten Koordination und Kooperation mit anderen Krankenhäusern und niedergelassenen Praxen weiterhin sichergestellt werden konnten und können.