Hattingen. Mit Eingaben zu einem Neubauprojekt in Hattingen machen sich viele Bürger noch einmal für einen Silberahorn stark. Der markante Baum soll fallen.
Es sind die vielleicht letzten Rettungsrufe für den markanten Baum in Welper: Im Rahmen der öffentlichen Auslegung der Bebauungspläne für das Eckgrundstück Marxstraße/Friedhofsweg in Welper haben sich noch einmal viele Bürgerinnen und Bürger für die Umwelt und gegen eine Wohnbebauung an der Stelle ausgesprochen. Am Freitag endete die Eingabefrist.
„Wir haben viele Zuschriften bekommen und werden die Hinweise jetzt sichten und bewerten“, sagt Baudezernent Jens Hendrix. „Unserer ersten Einschätzung nach gibt es dabei aber keine grundlegend neuen Erkenntnisse.“
Zwölf Seiten umfasst seine Eingabe zum Bebauungsplan Friedhofsweg
Das werden die kritischen Bürger anders sehen. Allen voran Holger Wosnitza, der seit dem Kampf um die Bebauung Dahlhauser Straße West in Winz-Baak immer wieder seine Stimme für den Umwelt- und Naturschutz erhebt. Zwölf Seiten umfasst seine Eingabe zum Bebauungsplan Friedhofsweg.
Im Bereich „Nachhaltigkeit“ vermisst Wosnitza in den Planungsunterlagen Angaben zu diesen Aspekten: Auswirkung auf den Anstieg der Siedlungs- und Verkehrsfläche, Auswirkungen auf die Pro-Kopf-Kosten der Einwohner bei zu erwartenden sinkenden Einwohnerzahlen, Auswirkungen auf den Klimawandel bei der zu erwartenden Versiegelung.
Ein riesiger Sauerstoff- und Schattenspender
„Der ungebremste Verbrauch von unbebautem Boden hat gravierende ökologische, ökonomische sowie soziale und gesundheitliche Konsequenzen“, sagt Holger Wosnitza. „Das alles findet leider auch in diesem Bebauungsplan der Stadt Hattingen keine Beachtung.“
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Auch die eigenen Ziele der Stadtentwicklung hat die Bauverwaltung nach Wosnitzas Einschätzung nicht im Blick. „Die Unterlagen lassen nicht erkennen, wie das Plangebiet in Einklang mit dem Stadtentwicklungskonzept 2030 in Bezug auf die Grünraumvernetzung ,Fünf Ringe für Hattingen’ steht und warum hier auf einen Freiraum verzichtet werden kann“, schreibt er.
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Und: „Für das Vorhaben zum Bau von Sozialwohnungen wurden keine Alternativen betrachtet. Zu einer Abwägung im Sinne des Gesetzes zählt aber auch die Auswertung eines Baulandmanagements beziehungsweise Baulücken- und Brachflächenkataster, die seit Jahren in Hattingen nicht etabliert wurden.“
Die endgültige Entscheidung fällt im Rat der Stadt
Um den Klimaschutz geht es Annette und Georg Seemann. In ihrer Eingabe bringen die Welperaner zum Ausdruck, wie sehr sie die Entscheidung bedauern, den Silberahorn abzuholzen. „Besonders in Anbetracht des fortgeschrittenen Klimawandels mit seinen negativen Auswirkungen ist es geradezu verwerflich, diesen riesigen Sauerstoff- und Schattenspender auf einer öffentlichen Grünfläche aufzugeben und zu fällen“, schreibt das Ehepaar. Vor Jahren hätten dort noch Bänke gestanden, die Welperaner aller Altersstufen zum Verweilen und Treffen einluden. „Lasst endlich die Bäume ihre natürliche Funktion erfüllen!“
Auch Michael Schindler wiederholt in dem Verfahren noch einmal seine Fragen, die er bereits früher gestellt hat. Drei davon lauten: „Warum soll eine öffentlich als Grünanlage gewidmete Fläche umgenutzt werden, obwohl allen Beteiligten der klimatische Nutzen von solchen Grünflächen in bebauten Städten klar ist? Wieso wird ein Ahornbaum, der durch seine Einzigartigkeit besticht, geopfert? Wieso wird der Baum als krank hingestellt, obwohl er laut Gutachten nur geringe, seinem Alter entsprechende Schäden hat?“
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Die endgültige Entscheidung über das Bauprojekt fällt im Rat der Stadt. Der zuständige Fachausschuss hatte am 17. Mai grünes Licht gegeben – mit zehn gegen drei Stimmen bei einer Enthaltung.