Hattingen. Mitstreiter der Initiative „Rettet die Bäume“ sprechen bei Info-Abend zu geplantem Gebäude in Hattingen-Welper von einer „Farce“. Ihre Meinungen.

Mehr bezahlbaren Wohnraum soll es im Stadtteil Welper geben: Zum geplanten dreigeschossigen Gebäude mit 15 Wohnungen an der Marxstraße, Ecke Friedhofsweg, gab es deshalb einen Info-Abend der Stadt. Und im Anschluss viel Kritik – vornehmlich Mitstreiter der Initiative „Rettet die Bäume“ haben sich mit Leserbriefen an die WAZ-Redaktion gewendet und über das Vorgehen beschwert.

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„Die Bürgeranhörung kam einer Marketingveranstaltung des von der Gartenstadt Hüttenau beauftragten Architekten gleich“, schreibt etwa Anja Klan. „Die Lobpreisung seines Entwurfes nahm so viel Zeit ein, dass Bürgerinnen und Bürger das Nachsehen hatten.“

„Für das in Frage kommende Grundstück überhaupt nicht geeignet“

Michael Schindler meint, dass der Termin zur vorgezogenen Bürgerbeteiligung zum Bebauungsplan „eine Farce“ war. „Baum oder bauen – so wurde die Veranstaltung eröffnet. Aber von dem Slogan der Verwaltung war in der Diskussion nur noch Bauen Thema. Der Baum wurde nur am Rande erwähnt und dass er vollkommen gesund ist.“

Schindler, selbst Diplom-Ingenieur und Architekt, führt weiter aus: „Der Entwurf war architektonisch ausgezeichnet, jedoch für das in Frage kommende Grundstück überhaupt nicht geeignet. Das Grundstück ist gemäß gültigem Bebauungsplan eine öffentliche Grünfläche.“

„Warum widmet man es nicht um in einen Bürgergarten?“

„Ich würde mir wünschen, in einer Stadt zu leben, die Schlagzeilen macht als Vorreiter für Umwelt- und Naturschutz“, so Angelika Schindler. „Wenn weder die Stadt noch die Gartenstadt Hüttenau Kapazitäten haben, dieses Grundstück zu pflegen, warum widmet man es nicht um in einen Bürgergarten?“

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Noch mal Michael Schindler: „Alle Welt redet von der Klimakatastrophe, aber in Hattingen werden reihenweise Grün und Naturflächen vernichtet. Platanen in Welper, Waldflächen an der Bergstraße, 10.000 Quadratmeter an der Denkmalstraße. Und nun noch eine öffentliche Grünfläche. Für alle diese Dinge gibt es naturverträglichere und für Stadt und Bürger kostengünstigere Lösungen, wieso wird die Verwaltung dazu nicht verpflichtet? Wieso schreiten die Politiker da nicht ein?“

Fragen und Anregungen bis 10. November möglich

Ausschließlich geförderter Wohnungsbau soll an der Marxstraße, Ecke Friedhofsweg in Welper entstehen. Ein dreigeschossiges Gebäude mit 15 Wohnungen ist vorgesehen.

Die Pläne wurden im Paul-Gerhardt-Haus vorgestellt. Bürgerinnen und Bürger haben nun noch bis zum 10. November die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Anregungen einzubringen: per Mail an fb61@hattingen.de

Außerdem wird der Entwurf zum Bebauungsplan zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal öffentlich ausgelegt, sodass auch in der weiteren Planung Bedenken und Anregungen angemeldet werden können.

Auch der frühere Stadtsprecher Thomas Griesohn-Pflieger hat die Entwicklungen im Blick, vor allem was den geplanten Rewe-Neubau im Rauendahl und die Feuerwache Nord in Blankenstein betrifft. „Die Stadt scheint alles daran zu setzen, noch vor möglicherweise weiteren Gerichtsurteilen zum Klimaschutz schnell ein paar Bebauungspläne genehmigt zu bekommen“, schreibt er. „Im Vorwort des Klimaschutz-Konzeptes schreibt die Stadt: ,Auch die Stadt Hattingen muss ihren Beitrag zur Erreichung des 1,5-Grad-Zieles…leisten. Daher soll an die bisherigen Maßnahmen zum Klimaschutz in Hattingen angeknüpft und die Anstrengungen deutlich verstärkt werden.’ Die Umsetzung kann nicht darin liegen, dass großflächige Abholzungen stattfinden!“ Was er jetzt fordert: „Schluss mit der Vernichtung von Lebensraum, diese Welt ist endlich!“

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