Hattingen. Corona hat dem Sport in Hattingen stark zugesetzt. Nun droht neues Unheil. Welche Sorgen die Vereine angesichts der drohenden Energiekrise haben.

Die Sportvereine sind in großer Sorge. Wenn dauerhaft kein Gas mehr fließt, sehen sie die künftige Nutzung von Hallen und Bädern gefährdet. Kurzfristig hat der Stadtsportverband für Mittwoch (20. Juli) zu einer Krisensitzung eingeladen.

Dabei war bis vor wenigen Wochen noch ein Großteil der Vereine frohen Mutes. Nach langen Zeiten von Hallenschließungen und strengen Hygienekonzepten schien wieder Normalität Einzug zu halten. Reguläre Trainingsstunden sind ebenso zurückgekehrt wie Wettkämpfe und Turniere. Doch jetzt droht mit einem möglichen Gaslieferstopp neues Unheil.

Ob ein Beheizen der Hallen überhaupt noch möglich sein wird oder eine Schließung dann unumgänglich sei, stehe als Frage im Raum, sagt Michael Heise, Vorsitzender des Stadtsportverbandes. Und selbst wenn Energie zur Verfügung steht, müsse man überlegen, welche Temperaturen überhaupt in Betracht kommen. Die Fachschaft Tischtennis habe bereits signalisiert, dass 15 Grad das Mindestmaß seien. Angela Andree (Fachschaft Kampfsport-Techniken) spricht sich für 17 bis 19 Grad aus und gibt zu bedenken, dass Hallenschließungen am Ende wieder zu Bewegungsmangel führen werden.

Viele Sportler wollen nicht aufs Duschen verzichten

Im Hallenbad Holthausen trainieren zahlreiche Hattinger Schwimmvereine.
Im Hallenbad Holthausen trainieren zahlreiche Hattinger Schwimmvereine. © FUNKE Foto Services | Barbara Zabka

Nachdenken müsse man auch darüber, ob der Betrieb von Duschen aufrecht erhalten werden kann, so Michael Heise – und wenn, welche Temperaturen gegeben sein sollten. Viele Sportler könnten oder wollten auf das Angebot kaum verzichten, nicht zuletzt aus hygienischen Gründen. Die Idee, die schon in Corona-Zeiten aufkam, es könne doch dann jeder zu Hause duschen, gelte es, kritisch zu hinterfragen. Ein Spareffekt ließe sich auf dem Wege wohl kaum erzielen, gegebenenfalls sei der Energieverbrauch insgesamt betrachtet noch höher. Und einen weiteren Gedanken bringt Heise ins Spiel: Inzwischen finden wieder Wettkämpfe statt. Gastvereinen dann keine Duschmöglichkeiten anzubieten, sei schon recht heikel.

Kati Hämmerich, Leiterin der Fachschaft Schwimmen: Für den Vereinssport sollte die Wassertemperatur mindestens 24 Grad betragen.
Kati Hämmerich, Leiterin der Fachschaft Schwimmen: Für den Vereinssport sollte die Wassertemperatur mindestens 24 Grad betragen. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Will die Stadt im Hallenbad Holthausen oder den Lehrschwimmbecken die Energiemengen drosseln, dann kommt sie um ein Absenken der Wassertemperaturen kaum herum. Doch einem solchen Schritt sind enge Grenzen gesetzt, verdeutlicht Kati Haemmerich von der Fachschaft Schwimmen. Die Sportler brauchen nach ihren Worten 26 Grad, in Ausnahmefällen seien auch mal 24 Grad möglich. Darunter gehe es nicht. Die Schwimmer könnten dann nicht mehr die erwünschten oder auch geforderten Leistungen erbringen.

Zahl der Mitglieder um rund 1000 geschrumpft

Dem Hattinger Stadtsportverband gehören insgesamt 79 Vereine an, von Fußball über Radsport, Reiten und Tennis bis hin zu Wassersport.In der Coronazeit ist die Zahl der Mitglieder um 1000 geschrumpft. Gehörten den Vereine vor der Pandemie noch zusammengerechnet 17.000 Frauen, Männer und Kinder an, sind es inzwischen noch rund 16.000.Das Treffen der Vereine beginnt am Mittwoch, 20. Juli, um 19 Uhr im Holschentor, Talstraße 8.

Noch ein oder zwei Grad wärmer müsse das Wasser für Kinder und Senioren sein, betont Hämmerich. Wenn ältere Menschen Rehasport betreiben, bewegen sie sich zu wenig, als dass sie mit niedrigen Temperaturen klarkommen würden, so die Vorsitzende. Viele Kinder wiederum frieren schnell, sollten 27 oder 28 Grad unterschritten sein. „Dann wäre es in der Tat besser, auf die Angebote ganz zu verzichten, ansonsten droht die Gefahr, dass sowohl die Kleinen als auch die Senioren schnell krank werden.“ Beim Babyschwimmen seien ohnehin 30 Grad unerlässlich.

Stadt soll sich zu möglichen Notfallplänen äußern

Von der Stadt will der Sportverband wissen, ob schon Notfallpläne geschrieben sind und was sie beinhalten. „Der Zeitpunkt ist mit dem Treffen am Mittwoch sehr bewusst so früh gelegt“, betont der Vorsitzende, „damit die Vereine schon jetzt wissen, auf was sie sich einstellen können.“ Bei Corona habe man, dem Verlauf der Pandemie geschuldet, häufig erst nach Entscheidungen von den Folgen erfahren oder die Infos im Nachhinein erhalten. Das sollte sich möglichst nicht wiederholen, schließlich erwarten die Mitglieder von den Vereinen eine verlässliche Planung, betont Heise.