Hattingen/Witten. Krieg und Corona haben die Landwirte in Hattingen und Witten schwer gebeutelt. Weshalb die Preise gerecht sind, erklärt der Verbandssprecher.

Die Lage für die Landwirte ist schwierig: Dünger und Pflanzenmittel sind knapp und vor allem mehr als doppelt so teuer wie vor Beginn des Krieges. Hinzu kommen steigende Energiekosten und Futtermittelpreise, die laut Landwirte-Sprecher Dirk Kalthaus „durch die Decke gehen“. Auch die Folgen der Corona-Pandemie sind noch nicht ausgestanden.

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„Tatsache ist, dass die Märkte knapp sind“, bringt der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbands die Situation auf den Punkt. Dennoch betont Kalthaus: „Was die Versorgungssicherheit angeht, brauchen wir uns in der Region keine Sorgen zu machen.“ Zu punktuellen Engpässen könne es aber immer mal wieder kommen. Klar sei, dass Bürgerinnen und Bürger sich nicht vor einer Hungersnot fürchten müssen, über die heimische Landwirtschaft könne sehr viel aufgefangen werden.

Kalthaus: Steigende Preise sind lange überfällig

„Die Situation ist im Moment so, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher das alles aufgrund der gestiegenen Lebensmittelpreise direkt mitbekommen.“ Zwar spreche man allgemein von einer Inflation, so Kalthaus weiter, doch die steigenden Preise seien lange überfällig. „Die Realität ist, dass die Preise so bleiben müssen“, betont er. „Wenn man sich erinnert, sprachen wir immer wieder vom Tierwohl und jeder sagte, dass er bereit wäre, mehr dafür zu zahlen. Jetzt sagen aber alle plötzlich: ,Nein, Moment, so geht das aber nicht’.“

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Der Milchmarkt läuft gut

Auf dem Milchmarkt laufe es „ungebremst gut“, sagt Landwirte-Sprecher Dirk Kalthaus. Die Landwirte bekommen „gute Erzeugerpreise, die wir auch dringend brauchen.“

Ähnlich geht es auf dem Markt für Rindfleisch zu: Zwar sei der Preis nun etwas gefallen, doch insgesamt ist dieser enorm angestiegen, so Kalthaus. Allerdings ist spürbar, „dass weniger Menschen Rindfleisch kaufen – eben genau wegen der gestiegenen Preise“.

Durch die Knappheit auf den Märkten liege genau in der Preissteigerung der springende Punkt. Denn nicht nur die Lebensmittel für den Endkunden sind teurer geworden, auch die Landwirte leiden unter den Preissteigerungen. „Düngemittel ist mittlerweile vier bis fünf Mal so teuer.“ So bekamen Bauern vor Ausbruch des Krieges 100 Kilo Dünger für rund 20 bis 25 Euro, Ende Februar lag der Preis für 100 Kilo bei über 100 Euro. „Jetzt ist der Preis etwas gefallen und liegt zwischen 70 und 80 Euro“, erklärt Dirk Kalthaus.

Auch Futtermittelpreise gehen durch die Decke

Von den Energiekosten wolle er gar nicht erst anfangen. „Dazu kommt, dass die Futtermittelpreise durch die Decke gehen.“ Insbesondere das sogenannte Leistungsfutter, das eingesetzt werden kann, jedoch nicht eingesetzt werden muss, sei extrem kostspielig. „Das sind Dinge, die uns Probleme bereiten.“

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Die Schwierigkeit hierbei: Die Auswirkungen der Probleme, entstehend durch Krieg und Pandemie, wirken sich nicht auf alle Bauern gleich aus. So sei die Situation auf dem Schweinemarkt, sprich in sogenannten Veredelungsbetrieben, deutlich schwieriger. „Die brauchen definitiv mehr als das, was sie im Moment kriegen“, erklärt Dirk Kalthaus die derzeitige Lage in Kombination mit den Kosten und Preisen.

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„Durch Corona gab es dort eine riesige Krise, das ist überhaupt nicht darstellbar. In diesen Monaten haben die Schweinebauern durchschnittlich für jedes verkaufte Schwein rund 30 Euro selbst drauflegen müssen. Das ist natürlich ein Stück weit auszuhalten, aber irgendwann geht auch das nicht mehr.“ Der Kilopreis für Schweinefleisch liege derweil bei 1,80 Euro. Der Landwirte-Vorsitzende berichtet, dass das zu normalen Zeiten ein guter Preis sei, aber im Moment zu wenig. „Viele, viele Betriebe haben schon aufgehört, oder sind dabei aufzuhören.“