Hattingen/Ennepe-Ruhr-Kreis. Mit der Ernte des vergangenen Jahres sind die Bauern in Hattingen und Umgebung durchaus zufrieden. Was allerdings die Bilanz für 2021 trübt.

Eine eher durchwachsene Bilanz ziehen die Landwirte der Region beim Blick auf das zurückliegende Jahr. Mit der Ernte sind die Bauern zwar durchaus zufrieden, aber turbulente Märkte, zusätzliche Auflagen und unsichere Rahmenbedingungen trüben den Jahresabschluss.

Positiver Trend bei den Getreidepreisen, ruinöse Entwicklung der Schweinepreise

Positiv bewertet der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ennepe-Ruhr/Hagen, Dirk Kalthaus, die Ernteergebnisse im Jahr 2021, die im Wesentlichen auf die Witterung nach drei Dürrejahren zurückgehen.

Die Märkte für die landwirtschaftlichen Erzeugnissen haben sich nach seinen Worten allerdings „in extrem unterschiedliche Richtungen bewegt“. Besonders stark seien die Preise für Getreide und Schweinefleisch auseinandergedriftet. Während sich die Getreidepreise sehr positiv entwickelt hätten, habe man es inzwischen mit „ruinösen Schweinepreisen“ zu tun.

Erholt haben sich wiederum, so der Vorsitzende, nach einer langen Durststrecke die Preise für Rindfleisch und Milch. Bei letzterer hoffen die heimischen Höfe, dass die Preise aufgrund der knappen Marktlage noch weiter anziehen. Entspannung ist laut Kalthaus auch bei den Preisen für Schlachtrinder angesagt. Nach einem katastrophalen Tief im letzten Jahr befänden sie sich „endlich auf einem vernünftigen Niveau“.

Landwirte kämpfen mit erheblich gestiegenen Betriebsausgaben

Landwirte-Vorsitzender Dirk Kalthaus: Viele Bauern sorgen sich angesichts unklarer Rahmenbedingungen um ihre berufliche Zukunft.
Landwirte-Vorsitzender Dirk Kalthaus: Viele Bauern sorgen sich angesichts unklarer Rahmenbedingungen um ihre berufliche Zukunft. © Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband

Die Ausgabenseite macht vielen Landwirten in steigendem Maße zu schaffen. „Die Betriebsmittelpreise sind in 2021 in die Höhe geschnellt“, so Kalthaus. Wie viele andere Branchen sei auch die Landwirtschaft von den gestiegenen Energiekosten betroffen. Eine „noch nie dagewesene Explosion“ hätten die Düngerpreise erlebt, sagt er, beispielsweise habe sich der Preis für Stickstoffdünger verdreifacht.

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Ausdrücklich geht Kalthaus in seiner Bilanz auf die vom Hochwasser betroffenen Landwirte der Region ein. Sowohl Grünland- als auch Ackerflächen hätten unter Wasser gestanden und der Aufwuchs sei teilweise mit Mineralölen oder anderen Schadstoffen konterminiert gewesen, so dass er nicht mehr hätte genutzt, sondern kostspielig habe entsorgt werden müssen.

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Viele Bauern sorgen sich um ihre Zukunftsperspektiven

Der Jahreswechsel sei auf vielen Höfen der Region von großer Unsicherheit geprägt, erklärt der Vorsitzende. Wachsende Anforderungen und Auflagen sowie unklare politische und gesetzliche Rahmenbedingungen würden den Bauernfamilien, besonders den jungen Leuten, die Zukunftsperspektiven nehmen. Die Landwirte befänden sich in einem Entwicklungsprozess. Mehr denn je fänden Planungen, Überlegungen und Entwicklungen hin zu mehr Tierwohl, Naturschutz und Klimaschutz statt.

Es gehe aber nicht nur um ökologische, sondern auch um wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Bauernfamilien „müssen in der Lage sein, unseren Lebensunterhalt aus der Landwirtschaft zu erwirtschaften“. Das habe auf der einen Seite mit Versorgungssicherheit zu tun, auf der anderen gehe es aber auch darum, Produkte unter heimischen hohen und kontrollierten Standards zu erzeugen. >>> Folgen Sie unserer Redaktion auf Facebook – hier finden Sie uns