Hattingen. Das Problem ist nicht neu: Aktuell bilden sich wieder lange Warteschlangen vor dem Bürgerbüro in Hattingen. Die Erklärung der Stadt dazu.

Sehr freundliche, nette Mitarbeiter im Bürgerbüro – aber organisatorisch eine Katastrophe. Das ist die Erfahrung Annette Winkemann.

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Zwei Stunden Warten bis zum Einlass

Sie suchte vor ein paar Tagen das Bürgerbüro auf, weil sie für eine ehrenamtliche Tätigkeit ein polizeiliches Führungszeugnis benötigte. Vor dem Amtshaus befanden sich zwei zunächst gleichlange Warteschlangen – eine für die Bürger mit Termin, die andere ohne. Da sie keinen Termin blockieren wollte, um nur schnell einen Antrag zu stellen, reihte sie sich in die Schlange ohne Termin ein. Und wartete.

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„Zum Glück war gutes Wetter, denn in der ersten Stunde bewegte sich dort nur etwas, wenn jemand entnervt seinen Platz aufgab“, schildert sie die Situation. Nach knappen zwei Stunden konnte sie dann endlich im Bürgerbüro ihr Anliegen erledigen. „Eine Sache von etwa drei Minuten Dauer. Vielleicht sollten die Verantwortlichen in der Stadtverwaltung darüber nachdenken, dass ein Bürgerbüro für die Bürger da sein sollte“, empfiehlt sie.

Stadt räumt die Probleme komplett ein

Die Stadt räumt die geschilderten Probleme komplett ein und hat Begründungen parat. Im Augenblick werde das Bürgerbüro mit stark reduziertem Personal betrieben. Das sei durch die hohe Fluktuation und langfristige krankheitsbedingte Personalausfälle bedingt. „Die jetzigen organisatorischen Abläufe stellen das Optimum dessen dar, was überhaupt machbar ist. Hierbei verzichten einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sogar regelmäßig auf die ihnen zustehenden Pausen, um die Bürger nicht noch länger warten zu lassen“, erklärt Stadtsprecherin Susanne Wegemann.

Regelmäßig 1000 gebuchte Termine

Der Andrang aufs Bürgerbüro entsteht auch deshalb, weil viele nach den Corona-Maßnahmen der vergangenen Jahre jetzt spontan verreisen wollen und dann feststellen, dass der Ausweis abgelaufen ist. Das verursache, so die Stadt, ein Arbeitsaufkommen, das kurzfristig nicht händelbar sei. „Die Terminvorlaufzeit beträgt zurzeit fünf Wochen, bei ständig ungefähr 1000 gebuchten Terminen und nur zwei verfügbaren Schaltern­.“

Die weiteren vier bis fünf Wochen Wartezeit, bis der Pass dann eintreffe, fielen aber nicht bei der Stadtverwaltung Hattingen an, sondern seien durch die Bundesdruckerei in Berlin verursacht. Diese würde für die gesamte Bundesrepublik „rund um die Uhr Millionen von Pässen“ produzieren.

Aufgrund der massiven Zusatzaufgaben durch Kriegsflüchtlinge, die bundesgesetzliche Einführung der nun jährlich neu zu beantragenden Kinderreisepässe, Führerscheinzwangsumtausch und vieles mehr stünden massenhaft neue Aufgaben zur Erledigung an und das mit reduziertem Personal. Im Gegensatz zu vielen umliegenden Städten biete das Bürgerbüro Hattingen trotzdem immer noch die Möglichkeit, eilige Dinge auch ohne vorherige Terminbuchung zu erledigen, was dann aber – je nach Wochentag und Uhrzeit – tatsächlich lange Wartezeiten bedinge.

Drei externe Neueinstellungen

Denn im Vorfeld sei nicht absehbar, ob der einzelne Bürger nur ein Führungszeugnis (zirka zehn Minuten) oder Reisepässe für die ganze Familie haben möchte. Denn das dauere normalerweise anderthalb Stunden. Die Verwaltung habe inzwischen darauf reagiert und nach mehreren erfolglosen Stellenausschreibungen nun drei externe Neueinstellungen vorgenommen. Die Auswirkungen würden im Juli/August spürbar sein, wenn alle ihren Dienst angetreten hätten und eingearbeitet sein.

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Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass sich die Situation mittelfristig stark entspannt, das heißt, dass die Wartezeiten deutlich abnehmen. Zu den mehr gewordenen Aufgaben komme noch die Entspannung durch die Coronalockerungen hinzu. Da das Reisen jetzt wieder besser und leichter möglich ist, stellten „plötzlich extrem viele Menschen fest, dass ihr Reisepass zwischenzeitlich abgelaufen ist“, sind die Erfahrungen der Stadt. Man arbeite an dem Problem, soweit man Einfluss habe.